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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Hand in der
ihren lag.
     
    Es gab zwar nur ein Auge, aber es verfügte über
viele Zugänge/ Zugriffsmöglichkeiten auf die Raumzeit.
Und es hatte viele Funktionen.
    Eine davon war, als Tor zu dienen.
    Das Tor öffnete sich. Das Tor schloss sich. In einem
Zeitabschnitt, der zu kurz war, um messbar zu sein, öffnete
sich der Raum und drehte sich um sich selbst.
    Dann verschwand das Auge. Die Tempelkammer war leer –
bis auf ein Gewirr unbrauchbar gewordener elektronischer Teile
und zwei Männer mit Erinnerungen an das, was sie gesehen und
gehört hatten – Erinnerungen, die sie weder glauben
noch begreifen konnten.



 
{ 44 }
DIE ERSTGEBORENEN
     
     
    Das lange Warten hatte ein Ende. Wieder war auf einer Welt
Intelligenz entstanden und dabei, ihrer planetarischen Wiege zu
entfliehen.
    Jene, die die Erde schon so lange beobachteten, waren nie auch
nur annähernd menschenähnlich gewesen. Aber einst
hatten sie auch aus Fleisch und Blut bestanden.
    Geboren waren sie auf einem Planeten von einem der allerersten
Sterne überhaupt, eines tobenden, wasserstoffprallen
Monsters – eines Leuchtfeuers in einem immer noch dunklen
Universum. Diese Erstgeborenen waren kraftvoll und aktiv in dem
jungen, von Energie strotzenden All; Planeten jedoch, die
Schmelztiegel des Lebens, waren selten, denn die schweren
Elemente, aus denen sie bestanden, mussten in den Herzen der
Sterne erst ausgebrütet werden. Wenn sie daher
hinausblickten in die Tiefen des Raums, dann sahen sie nichts,
was ihnen ähnelte, keinen Geist, der den ihren
reflektierte.
    Die ersten Sterne strahlten prachtvoll, starben aber rasch.
Ihre kargen Überreste bereicherten jedoch die
Gasansammlungen in der Galaxie, und bald sollte eine neue
Generation langlebiger Sterne entstehen. Doch für
diejenigen, die zwischen den sterbenden Protosternen gestrandet
waren, bedeutete es, verlassen, preisgegeben und ausgesetzt zu
sein.
    Wenn sie vorwärts blickten, sahen sie nichts als eine
langsame Verfinsterung, weil jede Generation neuer Sterne mit
wachsender Schwierigkeit aus den Resten der letzten erwuchs. Und
es würde der Tag kommen, an dem nicht mehr genug Material in
der Galaxie vorhanden war, um auch nur einen einzigen weiteren
Stern zu erzeugen; dann würde das Licht noch einmal
aufflackern, ehe es für immer erstarb. Selbst dann
würde er noch weitergehen, der entsetzliche Würgegriff
der Entropie, der den Kosmos und alle seine Vorgänge langsam
abtötete.
    Trotz all ihrer Kräfte standen sie nicht außerhalb
der Reichweite der Zeit.
    Diese trostlose Erkenntnis löste eine Epoche des
Wahnsinns aus; seltsame und wunderbare Imperien kamen und gingen,
und schreckliche Kriege wurden ausgetragen zwischen Wesen aus
Fleisch und aus Metall – Kindern derselben vergessenen
Welt. Die Kriege verbrauchten einen unwiederbringlichen Teil der
verwendbaren Energiereserven der Galaxie und brachten keine
Lösung, nur Erschöpfung.
    Niedergeschlagen, jedoch klüger geworden, begannen die
Überlebenden, für eine unvermeidliche Zukunft zu planen
– eine endlose Zukunft aus Kälte und Dunkelheit.
    Sie kehrten zu ihren verlassenen Kriegsmaschinen zurück
und richteten sie auf ein neues Ziel: auf die Eliminierung von
Abfall – seiner Abtötung, wenn nötig. Ihre
Schöpfer erkannten nun, dass es keine unnötigen
Störungen geben durfte, keine vergeudete Energie, kein Auf
und Ab im Fluss der Zeit, wenn auch nur eine einzige Spur von
Bewusstsein in die fernste Zukunft weitergegeben werden
sollte.
    Hochgezüchtet im Laufe von Millionen Jahre dauernden
Kriegen erfüllten die Maschinen ihre Aufgabe perfekt und
würden damit bis in alle Ewigkeit fortfahren. Sie warteten
unveränderlich, die Aufmerksamkeit auf ein einziges Ziel
gerichtet, während neue Welten und neues Leben aus den
Überresten der alten Gestalt annahmen.
    Es geschah mit den besten Absichten. Die Erstgeborenen,
hineingeboren in ein leeres Universum, schätzten das Leben
über alles. Doch um Leben zu erhalten, musste Leben
gelegentlich auch zerstört werden.

 
{ 45 }
DURCH DAS AUGE
     
     
    Es war nicht wie Aufwachen; es war eher ein jähes
Emporschießen – ein Paukenschlag. Bisesas Augen
standen weit offen und waren mit blendendem Licht erfüllt.
Gierig sog sie tiefe Atemzüge in ihre Lungen und vergrub die
Finger im Sand, erschrocken über ihr wiedergefundenes
Ich.
    Sie lag auf dem Rücken. Über ihr befand sich etwas
enorm Helles – die Sonne, ja, die

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