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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Gelegenheit ergreifen!«
    »Weshalb?«
    »Weil ich daran denke, was alles ich dabei erfahren
könnte: Warum das alles passiert ist. Ich könnte etwas
über sie erfahren! Und darüber, wie wir in der
Zukunft mit alldem fertig werden könnten.«
    »Aha.« Er lächelte wehmütig. »Ich
hätte es wissen müssen. Ich kann mit einer Mutter
über ihre Liebe zum Kind diskutieren, aber wenn es um die
Pflichterfüllung eines Soldaten geht, dann gibt es keine
Diskussion.«
    »O Josh…!«
    »Nimm mich mit!«
    Bestürzt zuckte sie zurück. »Das habe
ich nicht erwartet!«
    »Bisesa, du bedeutest mir alles. Ich will nicht ohne
dich hier bleiben. Ich möchte bei dir sein, wo immer du
hingehst.«
    »Aber es könnte mein Tod sein«, sagte sie
leise.
    »Wenn ich an deiner Seite sterbe, sterbe ich
glücklich. Kann man mehr vom Leben erwarten?«
    »Josh, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich tue
dir immer nur weh.«
    »Nein«, sagte er mit sanfter Stimme. »Myra
wird immer dasein – wenn nicht zwischen uns, dann an deiner
Seite. Ich verstehe das.«
    »Ich weiß, trotzdem hat mich noch niemand auf
diese Weise geliebt.«
    Sie umarmten sich wieder und schwiegen.
    Dann sagte er mit einem Mal: »Sie haben nicht einmal
einen Namen.«
    »Wer?«
    »Diese unheilvollen Intelligenzen, die all das
bewerkstelligt haben. Sie sind nicht Gott, sie sind nicht
irgendwelche Götter…«
    »Nein«, sagte Bisesa. Sie schloss die Augen;
selbst jetzt konnte sie sie fühlen wie eine Brise aus einem
alten, sterbenden Wald – trocken und raschelnd und
moderbeladen. »Sie sind keine Götter. Sie stammen aus
diesem Universum – sie wurden daraus geboren, wie wir. Aber
sie sind alt – unendlich alt, so alt, dass es über
unsere Vorstellungskraft hinausgeht.«
    »Sie leben schon zu lange.«
    »Mag sein.«
    »Dann werden wir sie entsprechend nennen.« Mit
herausfordernd vorgestrecktem Kinn blickte er hoch zum Auge.
»Die Erstgeborenen. Mögen sie in der Hölle
verfaulen!«
     
    Um Bisesas sonderbaren Abschied zu feiern, ordnete Alexander
ein riesiges Fest an, das drei Tage und drei Nächte dauerte.
Es gab Wettkämpfe der Athleten, Pferderennen und Musik
– und sogar eine stattliche Battue im Stil der
Mongolen, denn die Berichte darüber hatten selbst Alexander
den Großen beeindruckt.
    Am letzten Abend waren Bisesa und Josh Ehrengäste bei
einem üppigen Bankett in dem Palast, den Alexander sich
angeeignet hatte. Die Aufmachung des Königs war ihr zu Ehren
der des Ammon nachempfunden, seines Vater-Gottes: leichte
Pantoffel, Hörner und ein Purpurmantel. Der Abend war eine
wilde, geräuschvolle, trunkene Angelegenheit und konnte es
mit der feuchtfröhlichen Sause jeder Rugbymannschaft
aufnehmen. Um drei Uhr früh hatte der Alkohol den armen Josh
geschafft, und er musste von Alexanders Dienern in eines der
Schlafzimmer getragen werden.
    Im Licht einer einzigen Öllampe saßen Bisesa,
Abdikadir und Casey dicht nebeneinander auf kostbaren Liegen,
während vor ihnen in einer Schale ein kleines Feuer
brannte.
    Casey trank aus einem hohen Glasbecher, den er Bisesa
hinhielt. »Babylonischer Wein. Besser als der mazedonische
Fusel. Möchtest du welchen?«
    Sie lächelte und winkte ab. »Ich denke, ich sollte
morgen nüchtern sein.«
    Casey stieß ein missfälliges Grunzen aus.
»Nach dem, was ich von Josh gehört habe, sollte es
einer von euch beiden tatsächlich sein.«
    Abdikadir sagte: »Und so sitzen wir hier, die letzten
Überlebenden des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Ich kann
mich nicht erinnern, wann wir drei zuletzt allein
waren.«
    »Nach dem Absturz des Hubschraubers kein einziges
Mal«, sagte Casey.
    »Auf diese Weise definierst du es also in
Gedanken?«, fragte Bisesa. »Nicht als den Tag, an dem
unsere ganze Welt zerbrach, sondern als den Tag, als wir den
Vogel verloren!«
    Casey hob die Schultern. »Ich bin Profi. Und hab mein
Gerät in den Boden gerammt.«
    Sie nickte. »Bist ein guter Mann, Casey. Gib mir von dem
Zeug.« Sie entwand ihm den Becher und nahm einen
großen Schluck. Der Wein schmeckte vollmundig und sehr alt,
fast ölig: das Produkt eines Weingartens auf der Höhe
seiner Reife.
    Abdikadir betrachtete Bisesa mit seinen hellen Augen.
»Josh hat heute Abend mit mir geredet, ehe er zu besoffen
war, um noch ein klares Wort herauszubringen. Er glaubt, du
verschweigst ihm etwas, sogar jetzt noch. Etwas, das das Auge
betrifft.«
    »Ich weiß nicht immer, was ich ihm sagen

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