Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Lokalkolorit, aber die Bedeutung seiner Worte war
klar genug: Maul halten und in Bewegung setzen. »Ich
glaube, wir haben im Moment keine andere Wahl, Casey«,
sagte Bisesa.
    »Und du, Kamerad«, sagte Batson zu Casey,
»wanderst ins Lazarett.« Josh merkte, wie Casey bei
dieser Aussicht seine Besorgnis zu verbergen suchte.
    Ehe Bisesa sich umdrehte, um McKnight und einer Eskorte aus
weiteren bewaffneten Soldaten zu folgen, sagte sie: »Wir
sehen nach dir, sobald es geht, Casey.«
    »Bis dann!«, rief Abdikadir. »Und sieh zu,
dass sie dir in der Zwischenzeit nicht irgendwas Wichtiges
absägen!«
    »Ha ha ha, du Arsch«, knurrte Casey.
    »Augenscheinlich«, murmelte Ruddy, »kennt
Soldatenhumor keine Volkszugehörigkeit und keine
Grenzen.«
    Josh und Ruddy machten den Versuch, sich unauffällig an
Bisesa und Abdikadir anzuhängen, doch Batson schickte sie
höflich, aber bestimmt weg.

 
{ 7 }
HAUPTMANN GROVE
     
     
    Bisesa und Abdikadir wurden zu dem Fort gebracht, auf das sie
bereits aus der Luft einen kurzen Blick geworfen hatten. Es
handelte sich um eine rechteckige Anlage, umgeben von massiven
Steinmauern mit runden Wachtürmen an den Eckpunkten. Es war
ein stattlicher Militärstützpunkt und offensichtlich in
bestem Zustand.
    »Aber ich habe es auf keiner Karte gesehen, die ich
kenne«, bemerkte Bisesa nervös. Abdikadir antwortete
nicht.
    Die Mauern waren von Soldaten in roten Jacken oder Khakiblusen
bemannt; manche trugen sogar Kilts. Die Männer schienen
ausnahmslos klein und drahtig, und viele von ihnen hatten
schlechte Zähne und Hautinfektionen. Ihre Uniformen wirkten
schäbig und war an vielen Stellen geflickt. Alle, ob
Einheimische oder Briten, starrten Bisesa und Abdikadir mit
offener Neugier an – und, was Bisesa betraf, mit
unverhohlenem sexuellem Interesse im Blick.
    »Keine Frauen hier«, murmelte Abdikadir.
»Aber mach dir keine Gedanken deswegen.«
    »Mach ich nicht.« Zu viel war ihr heute
widerfahren, sagte sie sich, als dass sie sich von ein paar
lüstern schielenden Landsknechten in Tropenhelmen und Kilts
beeindrucken ließe. Doch in Wahrheit hatte sie ein
unangenehmes Gefühl im Bauch; für eine Frau war es
immer besonders schlimm, in Gefangenschaft zu geraten.
    Die schweren Tore standen offen, und von Maultieren gezogene
Karren fuhren hindurch. Etwas, das aussah wie ein zerlegtes
Artilleriegeschütz, wurde auf dem Rücken zweier
weiterer Tiere transportiert. Die Maultiertreiber waren indische
Soldaten – die, wie Bisesa mitbekommen hatte, von den
weißen Soldaten »Sepoys« genannt
wurden.
    Im Innern des Forts herrschte trotz einigen Gedränges
eine Atmosphäre geordneter Betriebsamkeit. Was aber
bemerkenswerter war als das, was man sah, ging Bisesa durch den
Kopf, war das, was man nicht sah: nämlich jegliche
Art von Motorfahrzeug, Funkantenne und
Satellitenschüssel.
    Man brachte die beiden ins Hauptgebäude in der Mitte und
führte sie in einen Vor- oder Warteraum. Hier kam ein
barscher Befehl von McKnight: »Ausziehen.« Sein
Hauptfeldwebel, erklärte er, hatte nicht vor, sie beide zur
Audienz in die geheiligte Nähe des Hauptmannes vorzulassen
ohne eine sorgfältige Untersuchung dessen, was sich unter
den unförmigen Fluganzügen verbarg.
    Bisesa brachte ein gezwungenes Grinsen zu Stande. »Ich
glaube, Sie wollen nur einen freien Blick auf meinen Hintern
haben.« Der ehrlich schockierte Ausdruck auf McKnights
Gesicht war ihr Lohn genug. Dann schälte sie sich, beginnend
bei den Stiefeln, aus ihrer Montur.
    Unter der Jacke trug sie eine hauptsächlich aus Gurten
bestehende Weste, in deren zahlreichen Taschen die
verschiedensten Utensilien untergebracht waren: eine
Wasserflasche, Landkarten, Nachtsichtgläser, zwei
Päckchen Kaugummi, ein kleiner Erste-Hilfe-Kasten aus
Plastik, Notrationen und andere Dinge für den Notfall
– und ihr Telefon, das so viel Verstand hatte, deaktiviert
zu bleiben. Die nutzlos gewordenen Kopfhörer mit dem daran
befestigten kleinen Mikrophon stopfte sie in eine
Außentasche der Jacke, bevor sie aus der Hose stieg und das
Hemd ablegte. McKnight gebot ihnen Einhalt, als sie beide in den
olivgrünen Unterhosen und -hemden dastanden.
    Sie waren bis auf das Kampfmesser, das Abdikadir an der
Innenseite eines Gurtes unter dem Arm trug und das er nun
widerstrebend McKnight aushändigte, unbewaffnet. McKnight
griff nach den Nachtsichtgläsern und lugte hindurch,
sichtlich verblüfft. Die

Weitere Kostenlose Bücher