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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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mit ähnlichen Problemen zu tun – Sie in Ihrem
fliegenden Karussell und ich in meiner Festung. Worauf
führen Sie die Probleme zurück?«
    »Ein heißer Krieg!«, platzte Bisesa
dazwischen. Seit der Bruchlandung hatte sie über diese
Möglichkeit gegrübelt. Ungeachtet des Schreckens dieser
Augenblicke und des Schocks über das, was folgte, ging ihr
diese Vorstellung nicht aus dem Sinn. Sie sagte zu Abdikadir
gewandt: »Ein elektromagnetischer Impuls – was sonst
könnte gleichzeitig sowohl die zivile als auch die
militärische Kommunikation zusammenbrechen lassen? Die
seltsamen Lichter, die wir am Himmel sahen… das Wetter,
der plötzliche Wind…«
    »Aber wir haben keine Kondensstreifen gesehen«,
sagte Abdikadir ruhig. »Wenn ich überlege, habe ich
seit dem Absturz keinen einzigen Kondensstreifen
gesehen.«
    »Wiederum«, stieß Grove gereizt hervor,
»habe ich nicht die mindeste Ahnung, wovon Sie
sprechen!«
    »Ich will sagen«, erklärte Bisesa zu Grove
gewandt, »dass ich fürchte, ein Atomkrieg ist
ausgebrochen. Und deshalb sind wir alle hier gestrandet.
Schließlich war es in dieser Gegend schon einmal so weit.
Es ist ja erst siebzehn Jahre her, dass Lahore von dem indischen
Atomangriff zerstört wurde.«
    Grove starrte sie an. »Zerstört, sagen
Sie?«
    Bisesa runzelte die Stirn. »Dem Erdboden gleich gemacht.
Davon müssen Sie doch etwas wissen!«
    Grove stand auf, ging zur Tür und schickte den jungen
Soldaten, der dort Wache stand, mit einem Auftrag weg. Nach zwei,
drei Minuten stürzte der hektische junge Mann namens
»Ruddy«, den Grove offenbar hatte holen lassen,
atemlos zur Tür herein, dicht gefolgt von Josh, dem zweiten
Zivilisten, der Abdikadir geholfen hatte, Casey aus dem
Hubschrauber zu heben.
    Grove zog die Augenbrauen hoch. »Ich hätte mir
denken können, dass Sie sich auch hereinschleichen, Mister
White. Aber Sie tun nur Ihre Pflicht, nehme ich an. Sie!«
Gebieterisch zeigte er mit dem Finger auf Ruddy. »Wann
waren Sie das letzte Mal in Lahore?«
    Der junge Mann dachte kurz nach. »Vor drei, vier Wochen,
würde ich sagen.«
    »Können Sie die Stadt beschreiben, so wie Sie sie
damals sahen?«
    Ruddy schien ein wenig verblüfft über dieses
Ansinnen, erfüllte aber Groves Wunsch. »Eine alte
Stadt, von Mauern umgeben – zweihunderttausend oder mehr
Pandschabis und ein paar Tausend Europäer oder
Gemischtrassige… zahlreiche Mogulgrabmäler…
Seit dem Aufstand ist Lahore ein Verwaltungszentrum und
Ausgangsort für Militärexpeditionen, um die Bedrohung
durch die Russen abzuwenden. Ich weiß nicht, was Sie von
mir hören wollen, Sir!«
    »Nur dies: Wurde Lahore je zerstört? Ja sogar dem
Erdboden gleich gemacht – vor siebzehn Jahren
beispielsweise?«
    Ruddy lachte schallend auf. »Wohl kaum! Mein Vater hat
dort gearbeitet! Er baute sich ein Haus in der Mozang
Road.«
    Grove sah Bisesa an: »Warum lügen Sie?«,
fauchte er.
    Peinlicherweise war Bisesa plötzlich nach Weinen zumute. Warum wollt ihr mir nicht glauben! Sie sah Abdikadir an;
er starrte stumm und in Gedanken versunken zum Fenster hinaus in
die immer roter werdende Sonne. »Abdi? Willst du mir nicht
beistehen?«
    Leise sagte Abdikadir: »Du siehst das Gesamtbild
nicht.«
    »Was für ein Gesamtbild?«
    Er schloss die Augen. »Das soll kein Vorwurf sein. Am
liebsten würde ich es selbst nicht sehen.« Er blickte
zu dem britischen Offizier hinüber. »Wissen Sie,
Hauptmann Grove, das Allerseltsamste heute war die Sonne.«
Er beschrieb die plötzliche Verschiebung des Sonnenstandes
am Himmel. »In einem Moment Mittag, im nächsten
später Nachmittag. Als wäre im Uhrwerk der Zeit ein
Rädchen gebrochen.« Er warf einen Blick auf die
Standuhr; sie zeigte kurz vor sieben. »Geht die
genau?«, fragte er Groves.
    »Annähernd, denke ich doch. Ich kontrolliere sie
jeden Morgen.«
    Abdikadir hob den Arm und blickte auf seine Uhr am Handgelenk.
»Bei mir hingegen ist es erst fünfzehn Uhr
siebenundzwanzig – halb drei nachmittags! Richtig,
Bisesa?«
    Sie warf einen Blick auf ihre eigene Armbanduhr.
»Richtig.«
    Ruddy hob die Brauen, schritt hinüber zu Abdikadir und
hob dessen Hand. »Ich habe noch nie eine solche Uhr
gesehen! Ganz gewiss ist das keine Waterbury! Sie hat keine
Zeiger, nur Zahlen! Und kein Zifferblatt! Und die Zahlen
verändern sich ständig!«
    »Es ist eine Digitaluhr«, erklärte Abdikadir
mit sanfter Stimme.
    »Und was bedeutet das?« Ruddy

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