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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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älteren Pithecinen, der Mutter, die mit aller Gewalt zu
ihrem Kind wollte. »Ich frage mich, was sie wohl
denkt«, sagte Bisesa.
    »›Diese ganze Nobelgegend geht den Bach
runter‹«, knurrte Abdikadir.

 
{ 8 }
IM ORBIT
     
     
    Nach stundenlangen erfolglosen Versuchen, einen Kontakt
herzustellen, ließ Musa sich zurücksinken.
    Wie riesige orangefarbene Käfer lagen die drei
Kosmonauten in ihren Raumanzügen Seite an Seite in den
Sitzen. Diesmal empfanden sie die Enge der Raumkapsel und die Art
und Weise, wie sie aneinander gepresst wurden, ausnahmsweise eher
als beruhigend denn als bedrückend.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Musa.
    »Das hast du schon mal gesagt«, murmelte
Sable.
    Ein verbissenes Schweigen folgte. Seit dem Augenblick, als die
vergeblichen Versuche angefangen hatten, die Verbindung mit der
Bodenstation aufzunehmen, war die Atmosphäre zwischen ihnen
explosiv.
    Nach drei Monaten so engen Zusammenlebens meinte Kolja zu
verstehen, was es mit Sable auf sich hatte. Sie war vierzig und
stammte aus New Orleans, aus einer armen Familie mit reichlich
komplizierter genetischer Zusammensetzung. Sogar einige der
Russen, die mit ihr gedient hatten, bewunderten die
Entschlossenheit und Charakterstärke, die sie so weit
gebracht hatten – denn selbst jetzt noch war es in der
Astronautendienststelle der NASA von Nachteil, nicht sowohl
weiß als auch männlichen Geschlechts zu sein. Andere,
weniger artige Kosmonauten merkten boshaft an, dass das
Startgewicht neu kalkuliert werden musste, wenn Sable an Bord war
– wegen des riesigen Kriegsbeiles, das sie stets
griffbereit geschultert hatte. Sie waren fast einmütig der
Ansicht, als Russin hätte Sable keine Chance gehabt, je die
psychologischen Tests zu bestehen, die die Grundlage für die
Eignung zum Dienst im Weltraum bildeten.
    Während der drei Monate auf der Raumstation war Kolja
ganz gut mit Sable ausgekommen, vielleicht weil sie so
gegensätzliche Charaktere waren. Kolja war aktiver Offizier
bei der Luftwaffe und hatte eine junge Familie in Moskau.
Für ihn bedeutete der Raumflug zwar ein Abenteuer, aber die
treibende Kraft für ihn war das Pflichtbewusstsein seinem
Land und seiner Familie gegenüber; so hatte er keine
Einwände gegen eine Karriere, die überraschende
Wendungen nahm. In Sable hingegen spürte Kolja einen
unbändigen, brennenden Ehrgeiz, der ganz gewiss nicht ruhen
würde, ehe es Sable nicht gelungen war, die lichten
Höhen ihrer Profession zu erklimmen: das Kommando der
Mondbasis Clavius oder möglicherweise sogar die Teilnahme an
einem Marsflug. Vielleicht sah Sable in Kolja ganz einfach keine
Bedrohung ihrer weiteren glänzenden Laufbahn.
    Aber er hatte gelernt, stets auf der Hut zu sein. Und jetzt,
in dieser misslichen, beängstigenden Situation, wartete er
nur darauf, dass Sable explodierte.
    Musa klatschte in seine dick behandschuhten Hände und kam
zu einem Entschluss. »Ich glaube, es ist klar, dass wir das
Wiedereintrittsverfahren noch nicht in Angriff nehmen
können. Aber wir sollten uns keine Sorgen machen. In den
Anfängen hatten die sowjetischen Raumfahrzeuge während
jeder neunzigminütigen Erdumkreisung nur zwanzig Minuten
lang Kontakt mit der Bodenstation, und so hat man die Sojus
darauf ausgelegt, unabhängig zu
funktionieren…«
    »Vielleicht liegt der Fehler nicht bei uns«,
unterbrach Sable ihn. »Was ist, wenn er am Boden
liegt?«
    »Was für ein Fehler könnte eine ganze Kette
von Bodenstationen ausfallen lassen?«, entgegnete Musa
spöttisch.
    »Ein Krieg«, bemerkte Kolja.
    »Solche Spekulationen sind sinnlos«, entschied
Musa mit fester Stimme. »Woran es auch immer liegt,
über kurz oder lang wird die Bodenstation den Kontakt wieder
herstellen, und wir kehren zu unserem Flugplan zurück.
Alles, was wir tun müssen, ist warten. Und in der
Zwischenzeit haben wir einiges zu erledigen.« Er griff mit
der Hand unter seinen Sitz und kramte nach der Checkliste
für das Verlassen des Orbits.
    Er hatte Recht, erkannte Kolja; das kleine Raumschiff
würde sich zwar nicht von allein in Bewegung setzen, und
wenn es jetzt für eine oder zwei oder drei weitere
Erdumkreisungen hier in seiner Umlaufbahn feststeckte, dann
würde die Besatzung ihm helfen müssen zu funktionieren.
War der Druck im Innern der Kapsel in Ordnung? Entsprach das
Luftgemisch den Vorgaben? Rotierte das Schiff korrekt,
während es den großen Kreis rund um die Erde
beschrieb,

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