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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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sodass die Sonnensegel sich optimal nach dem Einfall
der Sonnenstrahlen ausrichteten? Alle diese Dinge mussten
sichergestellt sein.
    Nach kürzester Zeit hatten die drei sich in die vertraute
und irgendwie beruhigende Routine hineingefunden – ganz so,
als wären sie immer noch Herren über ihr Schicksal.
    Faktum war hingegen, dass plötzlich alles anders war, und
das konnte man nicht ignorieren.
    Wieder glitt die Sojus in den Schatten des Planeten. Kolja
blickte aus seinem Fenster und hielt hoffnungsvoll Ausschau nach
dem tröstlichen orange-gelben Glimmen der nächtlichen
Städte. Aber er sah kein Licht; alles Land war dunkel.

 
{ 9 }
PARADOX
     
     
    Josh war fasziniert von dieser Frau aus der Zukunft –
falls sie das tatsächlich war! Bisesa hatte ein
wohlproportioniertes, hübsches, wenngleich nicht wirklich
schönes Gesicht; Nase und Kinn waren kräftig geformt,
aber ihre Augen blickten klar, und ihr kurz geschnittenes Haar
glänzte schwarz. Sie strahlte eine gewisse Kraft aus –
auch in körperlicher Hinsicht –, die er noch nie zuvor
an einer Frau entdeckt hatte: Mit dieser beispiellosen Situation
konfrontiert, war sie, obwohl vor Erschöpfung etwas gereizt,
selbstsicher und zuversichtlich geblieben.
    Je weiter der Abend fortschritt, desto unbeirrter lief er
hinter ihr her wie ein Hündchen.
    Es war ein langer Tag gewesen – der längste ihres
Lebens, sagte sich Bisesa, auch wenn ihr ein paar Stunden davon
abhanden gekommen waren –, und Hauptmann Groves Ratschlag,
die Neuankömmlinge sollten sich etwas Ruhe und eine gute
Mahlzeit gönnen, schien weise. Aber diese beharrten darauf,
dass zuvor noch einiges zu tun war: Abdikadir wollte nach Casey
sehen, den anderen »Piloten« der Maschine, die sie
ihren »kleinen Vogel« nannten. »Außerdem
muss ich die Speicherbänke der Elektronik
löschen«, sagte er. »Sie enthalten sensible
Daten, speziell die Codes…« Josh war völlig in
Bann geschlagen von diesen beiläufigen Bezugnahmen auf
intelligente Maschinen, und er stellte sich die Luft erfüllt
von unsichtbaren Telegrafendrähten vor, die geheimnisvolle
und lebenswichtige Botschaften hierhin und dorthin
übertrugen.
    Grove war geneigt, ihrem Ersuchen stattzugeben. »Ich
kann mir nicht vorstellen, welchen Schaden uns die Vernichtung
von etwas zufügen könnte, das man ohnehin nicht
versteht«, entschied er trocken. »Überdies
erklären Sie, dass es Ihre Pflicht ist, Stabsfeldwebel. Das
respektiere ich. Zeit und Raum mögen dahinfliegen wie
Zuckerwatte, die Pflicht jedoch bleibt ewig bestehen.«
    Bisesa hingegen wollte zu Fuß den ungefähren Weg
zurückverfolgen, den der Hubschrauber vor seinem Absturz
genommen hatte. »Wir wurden abgeschossen. Ich glaube, das
war unmittelbar nachdem wir bemerkt hatten, wie die Sonne
über den Himmel tanzte. Also, wenn wir irgendeine… Barriere in der Zeit durchstoßen haben, dann muss
sich der, der auf uns gefeuert hat, auch auf dieser Seite
befinden…«
    Grove fand, dieser Marsch sollte besser auf den nächsten
Morgen verlegt werden, denn so wie Josh konnte auch er ganz
deutlich Bisesas Erschöpfung sehen. Aber sie wollte nichts
davon hören, wollte nicht innehalten – noch nicht
–, so als hieße das für sie, die absurde
Realität der Situation zu akzeptieren. Und so genehmigte
Grove die Suche. Joshs Respekt für das Urteilsvermögen
und das Verständnis des Mannes wuchs immer mehr. Grove
begriff ebenso wenig wie alle anderen, was hier eigentlich
vorging, aber er gab sich ganz offensichtlich Mühe, auf die
simplen menschlichen Bedürfnissen dieser Leute einzugehen,
die im Sinne des Wortes direkt vom Himmel in seinen
Zuständigkeitsbereich gefallen waren.
    Ein Erkundungstrupp wurde zusammengestellt: Bisesa – mit
Josh und Ruddy, die beide darauf bestanden hatten, sie zu
begleiten –, und einer kleinen Gruppe Rekruten unter dem
nominellen Kommando des Soldaten Batson, der, wie es schien, an
diesem Tag Grove so beeindruckt hatte, dass es für eine
Beförderung reichte.
    Als sie sich vom Fort aus in Marsch setzten, begann es dunkel
zu werden, und die Soldaten trugen Öllaternen und brennende
Fackeln. Von der Absturzstelle des Helikopters aus wandten sie
sich direkt nach Osten. Bisesa schätzte die Entfernung auf
kaum mehr als anderthalb Kilometer.
    Die Lichter des Forts wurden immer schwächer, und bald
waren sie von einer riesigen, leeren Dämmerung umhüllt.
Doch Josh sah, dass sich an jedem

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