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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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unerwartetes Hindernis vor: Eine neue Insel, die dereinst selbst
Island an Größe in den Schatten stellen würde,
drängte sich aus dem vulkanischen Gebirgsrücken auf dem
Meeresgrund nach oben.
    Zur gleichen Zeit machte der »Feuerring« rund um
den Pazifik, wo sich große tektonische Platten aneinander
rieben, seinem Namen alle Ehre. Die ganze Westküste
Nordamerikas war in Aufruhr, besonders zwischen Alaska und dem
Staat Washington: Die meisten der siebenundzwanzig Vulkane in den
Cascade-Mountains brachen aus.
    Die Explosion des Mount Rainier war das Schlimmste. Die
gewaltigen Detonationen hallten wie ein lauter Schrei rund um den
Planeten. In Indien klang es wie fernes Artilleriefeuer, und die
Überlebenden des neunzehnten und des einundzwanzigsten
Jahrhunderts regten sich unruhig im Schlaf. Eine riesige
pilzförmige Wolke aus Asche, Staub und Geröll hob sich
hoch in die obersten Luftschichten und breitete sich mit
Hurrikangeschwindigkeit aus. Das meiste davon wurde vom Regen
rasch ausgewaschen, aber die feinen Partikel blieben in der Luft
und verdunkelten die Sonne. Die Temperaturen fielen. Je mehr sich
die Luft abkühlte, desto weniger Wasserdampf konnte sie halten.
    Auf der ganzen Welt regnete es. Es regnete und regnete.
    In gewisser Hinsicht war das alles heilsam. Ein
Frankensteinmonster von Welt machte den Versuch, seine
Bruchstellen wieder zusammenzufügen, und früher oder
später würde ein neues Gleichgewicht im Meer, in der
Luft und im Gestein entstehen. Das gepeinigte Umsichschlagen des
Planeten während dieses Heilungsprozesses wirkte jedoch
verheerend auf jede Pflanze, jede Kreatur – auf alles, was
ums Überleben kämpfte.
    Die Sucherin hatte keine Zukunftsperspektiven; für sie
gab es nur die Gegenwart, und die Gegenwart war durchtränkt
von jämmerlicher Trübsal. Sie war gefangen im grausamen
Käfig der Menschen, und der saure Regen schickte seine
scharfen Pfeile aus dem Himmel direkt auf sie. Wenn der Regen
ganz schlimm wurde, kauerte sich das Klammerchen unter seine
Mutter, und die Sucherin beugte sich über ihr Kind und hielt
mit ihrem eigenen Rücken den stechenden Wasserschwall von
ihm ab.



 
{ 18 }
SENDBOTEN DES HIMMELS
     
     
    Immer noch das Schwert schwingend, schrie der Mongole etwas
über seine Schulter, und weitere bewaffnete Männer
kamen aus den Zelten gerannt – nein, dachte Kolja: aus den
»Jurten«. Frauen und Kinder folgten; die Kinder, in
Filz verpackte kleine Bündel, starrten mit neugierig
aufgerissenen Augen herüber.
    Die Männer, fand Kolja, besaßen klassisch
asiatische Gesichtszüge – breite Gesichter mit
kleinen, dunklen Augen und dazu pechschwarze Haare, die hinten
zusammengebunden waren. Einige trugen Stirnbänder aus Stoff.
Alle waren in unförmige schwarzbraune Hosen gekleidet und
entweder barfuß, oder sie hatten Stiefel an den
Füßen, in denen die Hosenbeine steckten. Wenn ihr
Oberkörper nicht überhaupt nackt war, so trugen sie
gerade herabfallende, mehrfach geflickte Hemden.
    Sie sahen bösartig aus – und stark. Und sie
rückten bedrohlich nahe an die unter der ungewohnten
Schwerkraft leidenden Kosmonauten heran. Kolja bemühte sich,
standhaft zu wirken, doch er konnte sein Zittern einfach nicht
unterdrücken: Musas kopfloser Leichnam lag nach wie vor an
die Außenhülle der Sojus gelehnt, und Blut sickerte
immer noch aus dem Hals.
    Musas Mörder trat vor Sable hin, und sie funkelte ihn
wild und unerschrocken an. Unbeeindruckt griff der Mann nach
Sables Brust und drückte zu.
    Sie zuckte nicht mit der Wimper. »Du heiliger
Scheiß, der Affe stinkt!«
    Kolja blieb der Anflug von Brüchigkeit in ihrer Stimme,
die Angst hinter ihrer Kaltblütigkeit, nicht verborgen. Doch
der Mongole rückte ab von ihr.
    Daraufhin diskutierten die Männer lautstark, wobei sie
die Blicke zwischen den beiden verbliebenen Kosmonauten und ihrem
Raumschiff und der Fallschirmseide, die ausgebreitet und wogend
in der staubigen Steppe lag, hin und her wandern
ließen.
    »Weißt du, was ich denke, worüber sie
reden?«, flüsterte Sable. »Dass sie dich
umbringen werden. Mich werden sie vergewaltigen und dann umbringen.«
    »Versuch, einfach nicht zu reagieren«, sagte
Kolja.
    Die angespannte Situation wurde von einem lauten Quieken
unterbrochen. Ein kleines, etwa fünf Jahre altes
Mädchen mit einem Gesicht, so rund wie ein Knöpfchen,
hatte die Hülle der Sojus berührt und sich die Hand
verbrannt.
    Das

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