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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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für ein Geruch! Diese würzige Trockenheit, der Wind aus den Ebenen des Maghreb. Meine Familie hat Wurzeln in Outremer, wisst Ihr.«
    Er nickte. Es war wohlbekannt in James’ Ordenshaus in Buxton, dass Grace und ihre Familie von einer Frau namens Joan abstammten, die vor über zweihundert Jahren aus Jerusalem geflohen war, als die Sarazenen die Stadt erobert hatten.
    »Vielleicht ist die Landschaft von Outremer so wie hier – heiß, trocken, staubig. Vielleicht liegt hier etwas in der Luft, was mein Blut in Wallung bringt. Oder es ist der Gestank der letzten Muslime in Spanien, die sich in Granada verschanzt haben. Dies ist der Schmelztiegel der ganzen Welt, James! Der Ort, wo die Schwertspitze des Christentums auf die Säbelspitze der Mauren trifft, ein Punkt weiß glühender Hitze. Was meint Ihr?«
    James sah nur eine vom Krieg zerstörte und von der Pest vereinsamte Landschaft. Er wandte sich nach innen, um den Anblick auszublenden. Dabei sehnte er sich danach, in den beruhigenden Routineabläufen seines Franziskanerklosters geborgen zu sein.
    Aber Grace und ihre Vorfahren hatten den Orden stets großzügig unterstützt, und zwar schon über viele Generationen hinweg. Wegen des Einflusses ihrer Familie hatte sich das Kloster diesem seltsamen und dunklen Projekt gewidmet, einer jahrhundertealten, geheimen Arbeit. Und wegen Graces Einfluss musste James, der sich nur danach sehnte, ein dem Frieden
Christi geweihtes Gelehrtenleben zu führen, sich mit schrecklichen Kriegswaffen befassen.
    Und wegen ihres Einflusses, ihres merkwürdigen Wunsches, das Ende der Welt zu beschleunigen, war er aus seiner von Büchern gesäumten Zelle gezerrt und quer durch ganz Europa in diese trostlose, dornige Landschaft verfrachtet worden. Grace wollte ihre Gottesmaschinen an den König und die Königin von Spanien verkaufen, und sie hatte eine Kopie des Kodex von Aethelmaer und einen Überblick über dessen zweihundertjährige Weiterentwicklung in ihren Taschen.
    James wollte nicht hier sein. Aber alle Dinge hatten ihren Zweck, sagte er sich. Gott würde ihm den richtigen Weg durch die bevorstehenden seltsamen Erlebnisse weisen. Er bekreuzigte sich und sprach ein leises Gebet.
    Grace beobachtete ihn analytisch, mit harten Augen, und lachte. Sie war eine kräftige, sinnliche Frau. Manchmal starrte sie ihn an, als frage sie sich, welche Form sein Körper unter der Kutte haben mochte. Und wenn sie nachts in Städten oder Gasthäusern Halt machten, kam sie nah zu ihm und streifte ihn im Vorbeigehen, sodass er ihr Haar riechen und ihre weiche Haut sehen konnte. James wusste, dass sie sich nicht im Geringsten zu ihm hingezogen fühlte und dass all dies zu den Schikanen gehörte, mit denen sie ihn überzog. Aber er war nicht an Frauen gewöhnt, und die Reaktion seines jugendlichen Körpers auf ihr aufreizendes Verhalten quälte ihn. Sie sorgte dafür, dass er
sich niedergeschlagen, blass, käsig und wertlos fühlte, als wäre er kein richtiger Mann. Und sie wusste es.
    Es war eine Erleichterung, als die Karawane endlich Sevilla erreichte und James ihrer Gesellschaft entrinnen konnte, wenn auch nur für kurze Zeit. Aber Sevilla hatte seine eigenen Geheimnisse.
    Der Guadalquivir erinnerte ihn ein wenig an die Themse in London. Vom Meer aus bis zur Stadt hin befahrbar, wimmelte er von Schiffen, und die Kais und Anleger waren der reinste Bienenstock; Matrosen und Hafenarbeiter, Bettler, Huren und Straßenkinder arbeiteten und lachten hier, sie rauften miteinander und stritten in einem Dutzend Sprachen – das übliche Flussvolk, dachte James, wie man es auch in London fand. Zudem prägte der Handel die städtischen Gemeinden; Sevilla war die Heimat von Seeleuten aller Dienstgrade, die an Spaniens Entdeckungsreisen übers Ozeanmeer teilgenommen hatten, und überall gab es Bankiers und Kaufleute aus Genua und Florenz.
    Aber in anderer Hinsicht unterschied sich Sevilla deutlich von London. Er stieß auf eine imposante, von Gerüsten starrende Kathedrale. Angeblich war es die größte der Welt. Aber sie war an der Stätte der maurischen Moschee der Stadt errichtet worden, und ein noch vorhandenes Minarett ragte über sie auf; dieser schlanke, bezaubernde Turm würde den Blick stets von dem massiven Bau der christlichen Kirche ablenken.
    Und jenseits des Platzes vor der Kathedrale stand ein alter maurischer Festungspalast, den die Mauren
al-qasr al-Mubarak und die Christen Alcázar nannten. James spähte neugierig durch seine Torbogen. Obwohl die

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