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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die Kathedrale ist ja auch nicht für mich gedacht, nicht wahr? Kommt«, sagte er fröhlich. »Ich zeige euch das angeblich schönste maurische Monument im christlichen Spanien.«
    Wie sich herausstellte, meinte er das noch vorhandene Minarett der alten Moschee. Im Innern der Kathedrale gab es einen Durchgang dort hinein, und Abdul führte Geoffrey eine Reihe breiter Rampen hinauf. Geoffrey hatte eine Treppe erwartet, aber Abdul sagte, die Rampen seien dazu gedacht gewesen, dass Wachen den Turm zu Pferde erklimmen konnten. Der Aufstieg war nicht schwer, aber lang, und Geoffrey, der kein junger Mann mehr war, schnaufte heftig, als er oben ankam.
    Zum Schutz vor dem Wind in seinen Umhang gehüllt, schaute der Mönch aufs Dach der Kathedrale hinunter, das mit Strebepfeilern und Spitztürmen besetzt war. Er kam sich vor, als stünde er auf dem Rücken eines riesigen steinernen Tieres. Die Stadt dahinter war ein Flickwerk von Innenhöfen und Kuppeln, das
für sein ungeübtes Auge sehr maurisch wirkte. Doch als er nach Westen schaute, über den verkehrsreichen Fluss mit seiner Schiffbrücke hinweg, erblickte er den abscheulichen Gebäudekomplex von Triana.
    Abdul folgte seinem Blick. »Ihr werdet ihr womöglich nicht helfen können«, sagte er leise. »Agnes Wooler. Wenn die Inquisition eines ist, dann erbarmungslos.«
    »Ich kann es versuchen. Ich war bei der Zerstörung der Maschinen dabei, aber Ferron hat keinen Grund zu der Annahme, dass ich etwas mit dieser Katastrophe zu tun hatte – und das hatte ich ja auch nicht, jedenfalls nicht direkt. Außerdem bin ich Franziskaner und einer der ranghöchsten Mönche des Ordens; ich habe Briefe der Kirchenoberen in England dabei. Ferron kann mir die Teilnahme an ihrem Verhör nicht verweigern. So erfahre ich wenigstens, was man Agnes zu sagen zwingt. Dann sind wir vielleicht vorgewarnt, was den bevorstehenden Kampf um Colón betrifft.«
    Der Maure musterte ihn. »Ich glaube nicht, dass Ihr diesen weiten Weg nur wegen der hochgesteckten Ziele einiger Prophezeiungen zurückgelegt habt. Ich kenne Euch mittlerweile, Geoffrey Cotesford. Ihr interessiert Euch mehr für Menschen als für Ideen. Ihr seid hier, um Agnes zu retten, eine junge Engländerin, die der spanischen Inquisition in die Hände gefallen ist.«
    Geoffrey spürte, wie sein Zorn wuchs, wie so oft, wenn er über jenen schrecklichen Tag in Derbyshire nachdachte, als Diego Ferron Agnes Wooler praktisch
entführt hatte. »England ist nicht Spanien. In England haben wir eine Rechtsvorschrift, die sich Habeas Corpus nennt. Sie ist jahrhundertealt und stammt aus der Zeit, als die Barone König Johns Macht mit der Magna Charta eingegrenzt haben. Seither dient sie dazu, die individuelle Freiheit zu bewahren, indem die Rechtmäßigkeit von Inhaftierungen geprüft wird. Hätte man Agnes Wooler nicht aus England weggebracht, würde sie von solchen Traditionen, solchen Gesetzen geschützt. Aber nicht hier, nicht hier! Nicht in diesem vom Krieg und der Furcht vor allem Fremden vergifteten Land.«
    Abdul legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Ich fürchte, Ihr könnt davon ausgehen, dass die Inquisition nicht eher Ruhe geben wird, als bis sie alles aus der armen Agnes herausgeholt hat, was sie weiß. Was uns betrifft, so wird Euer Name gewiss geschützt sein, aber meiner vielleicht nicht. Und wenn ich in die Sache hineingezogen werde, kann ich Euch in der Angelegenheit mit Colón wahrscheinlich nicht mehr helfen.«
    »Dann müsst Ihr an Euch selbst denken«, sagte Geoffrey.
    Abdul schüttelte den Kopf. »Nein. Wir dienen einer größeren Sache, Ihr und ich.«
    »Ja, das stimmt, bei Gott – bei Allah! Danke, mein Freund. Aber es will schon etwas heißen, wenn mein stärkster Verbündeter hier in dieser inbrünstigsten christlichen Stadt ein Maure ist!«
    Mittlerweile war es bereits später Vormittag, und
Abdul schlug vor, wieder hinunterzusteigen und zum Mittagessen in die Stadt zurückzukehren. Geoffrey blickte noch einmal auf den weitläufigen, massigen Bau der Kathedrale hinaus. Tief unten sah er einen Innenhof mit Orangenbäumen, ein Relikt der maurischen Ursprünge dieser riesigen Kirche. Dort saß ein Junge auf einer niedrigen Mauer und zupfte eine Gitarre, und ein Mädchen tanzte mit erhobenen Armen vor ihm. Ihre Füße klapperten über den Boden, ihre Bewegungen waren trotz der Februarkälte sinnlich. Die Musik wehte durch das Rascheln des Windes glockenhell zu ihm herauf. Aber das Lied des Jungen klang fast wie

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