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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Verwandten. »Einer von euch bringt Zawi jetzt nach Hause und macht ihn sauber«, rief sie. »Und sagt ihm, wenn er noch einmal so einen Unfug macht, erst recht mit einer Christin, und besonders mit einer Enkelin dieser lahmen Schnecke Alfonso, schneide ich ihm eigenhändig den Schwanz ab.« Sie rieb sich die Hände, wie um sie vom Staub zu befreien. »So, das wäre erledigt. Und was nun?« Sie lächelte Peter strahlend an. »Worauf wartest du? Komm mit.«
    Er wagte es nicht, sich ihrem Befehl zu widersetzen.

IV
    Im Innenhof ihres Hauses servierte ihm Subh mit Orangenschale gewürzten Tee, getrocknete Oliven und Aprikosen in dicker Sahne.
    Es war Mai, und der Garten stand in frischer Blüte, die Blätter der Bäume waren leuchtend grün, die Rosen gingen auf, die Blüten der Granatapfelbäume waren knallrot. Irgendwo sang eine Nachtigall. Dies war eine typisch maurische Szenerie, dachte Peter, eine Gartenoase, geschaffen von Menschen, die das Leben hegten und pflegten, wo sie es fanden.
    Aber Ibrahim stapfte ruhelos umher. Er schien sehr zornig darüber zu sein, dass seine Mutter seinem entfernten Verwandten das Leben gerettet hatte. »Du hast schamlos gelogen«, warf Ibrahim ihr vor. »Du weißt ganz genau, dass Zawi mit dieser Dirne geschlafen hat. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben.«
    »Aber die Narben – das Mädchen hat sie nicht erkannt«, warf Peter ein.
    »Er bedeckt die Narben mit seiner Schärpe«, fauchte Ibrahim. »Selbst wenn er bei einem Mädchen liegt. Würdest du das nicht tun?«
    »Oh, natürlich wusste ich, dass er mit diesem Balg geschlafen hat«, sagte Subh. »Was glaubst du, warum
ich ihn nicht gefragt habe? Aus Angst, dass er mit der Wahrheit herausplatzen oder, noch schlimmer, irgendwelche unsterblichen Gefühle für die kleine Ziege mit den gespreizten Beinen gestehen und sich umbringen lassen würde.«
    »Und dadurch hast du dir Alfonso unnötigerweise zum Feind gemacht.«
    »Der war sowieso schon mein Feind. Weißt du, mein Sohn, ich glaube, es ist falsch zu lügen; aber zuzulassen, dass ein dummer kleiner Junge für ein bisschen leichtsinnige Lust gesteinigt wird, ist noch falscher.«
    »Unsere Familie lebt schon viel zu lange in diesem Pfuhl der Dekadenz!«, rief Ibrahim. »Er hat unser Blut vergiftet. Es muss gereinigt werden!« Und er marschierte unzufrieden davon.
    Peter blieb allein mit dieser Frau zurück, die ihren trägen Körper auf einen Diwan drapiert hatte. Unmögliche Fantasien schossen ihm durch den Kopf.
    Subh seufzte. »Es ist schon eine echte Plage, einen Sohn zu haben, dessen Seele so viel reiner ist als meine. Erinnert mich an die Zeiten, als die heiligen Almohaden  – und vor ihnen die Almoraviden – über unser aller Leben bestimmten.«
    Nach der Eroberung Toledos vor rund hundertfünfzig Jahren war das arg ramponierte al-Andalus unter die Herrschaft zweier Sekten von der anderen Seite der Meerenge geraten, der Almoraviden und später der Almohaden, frommen, disziplinierten und grausamen Wüstenmenschen mit verschleierten Gesichtern, die sich in Felle kleideten und nach ihren Kamelen
stanken. Auf beiden Seiten verhärteten sich die Fronten. Die Päpste gewährten in Spanien kämpfenden Rittern Kreuzfahrerprivilegien, um dem Fundamentalismus der Wüstenkrieger die Stirn zu bieten.
    »Der Junge meint es natürlich gut. Aber er denkt einfach nicht pragmatisch . Denkst du pragmatisch, Gelehrter? Oder bist du religiös?«
    »Nicht besonders, obwohl ich viel für die religiösen Orden arbeite, vor allem für die Franziskaner. Ich möchte gern Philosoph sein, und dazu muss ich Gönner finden – Leute wie dich, wofür ich dir ewig dankbar bin.« Peters Beruf war neuartig und vor noch gar nicht so langer Zeit unvorstellbar. Dank des Zustroms von Wissenschaft und Kultur aus den eroberten Gebieten von al-Andalus hatte es in der gesamten Christenheit einen gewaltigen Bildungsschub gegeben, und überall in Europa versuchten wandernde Gelehrte wie Peter, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. »Natürlich besteht die Aufgabe des Gelehrten darin«, fuhr er fort, »unsere gesamte Philosophie mit der offenbarten Wahrheit Gottes zu versöhnen.« Das war die offizielle Wahrheit, aber eigentlich, so schien es Peter, lockerten sich dank der aristotelischen Studien der maurischen Gelehrten nun in der gesamten Christenheit die straffen Fesseln der Frömmigkeit und des Gelehrtentums.
    Subh dachte noch immer über ihren Sohn nach. »Ibrahim erkennt nicht, dass es bei unserem

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