Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
kleinen Zusammenstoß heute eigentlich um meine Rivalität mit Alfonso dem Fettwanst und den langen Krieg ging,
den er führt, um mich zu vernichten. Nur aus diesem Grund hat er versucht, den armen Zawi umbringen zu lassen – das hat nichts mit dem Gesetz zu tun oder mit dem, was Zawi vielleicht getan hat oder auch nicht. Er will nur mich treffen.«
»Warum sollte er?«
»Weil ich gegen ihn arbeite. Mit seiner Heuchelei, seiner Ausbeutung der Mudéjares und dem Umfang seines Arsches ist er ein ewiger Stein des Anstoßes für mich.«
Der Begriff »Mudéjar«, al-mudajjar , bedeutete wörtlich »der Gezähmte« und bezog sich auf jene Muslime, die noch in Córdoba, Toledo und anderen von den Christen zurückeroberten Gebieten lebten. Es gab dort Arbeit für sie als Gehilfen, Buchhalter und Rechtskundige. Die aufgeklärteren christlichen Herrscher und reichen Leute beschäftigten sogar Mudéjar-Kunsthandwerker, um ihre Häuser und Paläste im maurischen Stil zu restaurieren.
»Und in Córdoba«, fuhr Subh fort, »hat Alfonso die sechs Jahre seit der Eroberung der Stadt damit verbracht, sich als Zwischenhändler einen Namen zu machen. Reichen Christen fällt es leichter, statt mit den Kindern der Wüste mit einem Mann Geschäfte zu tätigen, der sich als Christ ausgibt, verstehst du – obwohl ›Alfonso‹ noch vor zehn Jahren so maurisch war wie ein Almohade. Alfonso verkauft also maurische Arbeit zu Höchstpreisen, während er die Mauren mit einem Hungerlohn abspeist, und wird dabei reich. Er beutet sogar ein paar Angehörige meiner eigenen
Familie aus. Ist das zu glauben? Er verabscheut mich, weißt du, weil ich mich ihm nicht beuge.«
»Es war sehr mutig von dir, dem Mob entgegenzutreten.«
»Mutig für eine Frau, meinst du?« Sie schnaubte. »Tja, ich muss stark sein, weil alle Männer geflohen sind. Es war eine schlimme Zeit, als Córdoba gefallen ist. Mein Gatte war damals schon tot; er ist im Kampf gegen die Christen gestorben. Dann hat König Fernando die Stadt belagert. Wir haben kapituliert; nach sechs Monaten blieb uns nichts anderes mehr übrig.« Sie hielt inne, und ihr Blick ging in die Ferne. »Am besten, man spricht nicht über diese Zeiten. An jenem ersten Abend ist ein Bischof in die Moschee gekommen, um sie zu ›reinigen‹, wie sie es nennen, und sie Christus zu weihen. Und sie haben die Glocken der Kirche des heiligen Jakob genommen und nach Santiago de Compostela zurückgebracht, wo al-Mansur sie vor über zweihundert Jahren gestohlen hatte. Christen vergessen oder vergeben nie! – Aber die Muslime schließlich ebenso wenig«, sagte sie heftig. »Als man den Christen die Stadttore geöffnet hat, sind diejenigen, die es sich leisten konnten, nach Süden geflohen, nach Sevilla oder Granada, ja sogar über die Meerenge in den Maghreb.«
»Warum seid ihr nicht geflohen?«
»Weil die Zurückgelassenen, die am Rande der Gesellschaft Stehenden und Armen, die Spielzeugmacher und Sattler, die Bauern und Töpfer – gute, in einer christlichen Stadt gestrandete Muslime – niemanden
mehr haben, der sich für sie stark macht«, sagte sie pathetisch. »Außerdem bin ich die Nachfahrin eines Wesirs. Wofür du beim Herumwühlen in den Bibliotheken von Toledo hoffentlich Beweise gefunden hast.«
Ihr warmer Blick brachte sein Blut wieder in Wallung. Aber er hielt inne, denn er wusste, dass es sich mit seinen Funden in Toledo nicht ganz so einfach verhielt.
Sie bemerkte sein Zögern. »Spann mich nicht auf die Folter, Peter aus Toledo. Hast du gefunden, was ich wollte?«
»Ja. Und nein.«
Sie machte eine Handbewegung, als erschlage sie eine Fliege. »Die typische Antwort eines Gelehrten – zum Auswachsen! Ist das alles, was ich für mein Geld bekomme?«
»In den Archiven, die ich in Toledo erforscht habe«, sagte er vorsichtig, »habe ich Antworten auf deine Fragen gefunden – und noch mehr. Manches davon wird dir gefallen. Anderes nicht.«
»Dann erzähl es mir. Hast du meinen Ahnherrn aufgespürt?«
»Ja.« Das war sogar ziemlich einfach gewesen. Selbst im Zeitalter der Uneinigkeit, dem Zeitalter der taifas , hatten die Mauren stets ordentliche Aufzeichnungen geführt. »Ja, es gab einen Wesir; seine Existenz ist nicht nur eine familiäre Überlieferung. Und sein Name war Ahmed Ibn Tufayl, wie du weißt. Ich kann nachweisen, dass du direkt von ihm abstammst, wenn auch manchmal über die weibliche Linie.«
»Ha! Hab ich’s doch gewusst! Oh, jeder Muslim in Córdoba behauptet, von der
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