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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Restfleisch, blondes Haar, das von einem kahlen Schädel fiel.
    »So sieht auch deine Zukunft aus, wenn du deine Reise fortsetzt. Zwischen hier und dem Nodus liegt immer noch viel Zeit, und nur wenige überleben das.«
    Polly versuchte, sich zu verschieben, das Netz in ihrem Körper zu einem Zeitsprung zu bewegen, aber der eigene Wille erschien ihr schlaff, und Verwirrung vernebelte ihre Gedanken.
    Na, was für eine Überraschung – der Kerl ist gar nicht nett!
    »Du kannst nicht weitermachen, Polly. Selbst wenn du die Reise überleben solltest, am Ziel bringt Cowl dich um.«
    »Als würdest du einen Dreck darauf geben«, sagte Polly mit belegter Stimme. Sie konzentrierte sich stärker, versuchte irgendwas zu packen, etwas im eigenen Innern. Die Droge vernebelte jedoch ihre Wahrnehmung und zehrte an ihrer Konzentration. Thote spürte, was Polly probierte. Seine Augen wurden kurz schmaler, aber dann entspannte er sich.
    »Zu spät, Primitive«, sagte er. »Und in gewissem Maße tut mir sogar Leid, dass ich dir das antun muss. Aber seit zwei Jahren fische ich mit Hilfe dessen, was von meinem Mantisal übrig ist, von diesem Dreckloch aus im Interraum herum.«
    Polly wollte ihm einen Fluch an den Kopf werfen, aber der Mund fühlte sich an, als hätte ihr ein Zahnarzt einen Viertelliter Novocain hineingespritzt, und sie brachte nicht mehr zu Stande, als sich das Kinn voll zu sabbern.
    »Was ich vorhabe, wurde schon einmal probiert – vergebens.« Er deutete auf das Skelett. »Ich denke allerdings, dass ich es jetzt zusammenbekomme – Verzweiflung schärft die Gedanken. Siehst du, Cowl sammelt Genproben, weshalb ihm auch egal ist, ob du lebendig oder tot bei ihm eintriffst. Du bist einfach ein transportabler Essensbeutel für deinen Torus, der deinen genetischen Code längst abgespeichert hat – und mehr braucht Cowl nicht, um herauszufinden, ob es ihm gelingt, die Zukunft zu vernichten.« Thote zuckte die Achseln. »Und ich brauche jetzt im Grunde nicht mehr zu tun, als ein Stück deiner Haut in eine Vorpalstrebe zu übertragen, den Torus formbar zu machen und ihn herumzuwickeln. Das Feld müsste dann ausreichend vergrößert sein, um auch mich aufzunehmen – obwohl ich nicht die eigentliche Probe bin.«
    Die Ränder von Pollys Blickfeld wurden schwarz, aber sie konnte noch erkennen, wie sich die zertrümmerten Reste eines silbrigen Käfigs neben Thote ins Dasein drängten. Der Mann zog ein scheußlich aussehendes Kampfmesser aus dem Stiefel und näherte sich ihr.
    Ich denke, wir haben jetzt genug gesehen und gehört.
    Das Netz wurde ruckartig lebendig und vibrierte von mehr Energie als je zuvor. Die Echos von Thotes Wutschrei folgten Polly in das Schwarz und Grau, als der eigene Silberkäfig rings um sie materialisierte.
    Eine Art Projektor, wie eine Gartenlampe in den Boden gerammt, erzeugte einen Alarmton, nur Sekunden, ehe eine Explosion aus der Dschungelwand hervorplatzte. Tack trat ins Freie, jagte eine Salve auf den einzigen sichtbaren Umbrathan und rollte sich ab, während hinter ihm Schachtelhalme umgerissen wurden. Ein Mann links von Tack richtete gerade seinen Karabiner auf den Dschungel, da zersplitterten ihm die Beine unterhalb der Knie. Saphothere kam so rasch zum Vorschein, dass er dem Mann schon fast auf die Schulter stieg, ehe dieser ganz zusammengebrochen war. Dann legte der Reisende eine Rolle hin, aus der heraus er einen Schuss nach hinten abgeben und den Kopf seines Opfers wegschießen konnte, ehe er selbst wieder im Dunkeln verschwand. Tack war da schon in Deckung und rannte mit voller Kraft, brach durch Laub, kam erneut ins Freie und beschleunigte noch, während er dem Fuß des Berges folgte. Weitere Explosionen erfolgten hinter ihm. Jemand schrie. Er bog ab und lief bergan, und seine Beine hämmerten wie Stahlfedern auf die Erde. Laub barst hinter ihm. Zu Boden, abrollen, schießen. Der Umbrathan, der ihm gefolgt war, war nicht mehr zu sehen – tauchte dann wieder hinter einem Felsbrocken auf und feuerte den Karabiner ab, und der Geröllhang explodierte an der Stelle, von der Tack gerade weggesprungen war. Der Umbrathan verschwand wiederum. Tack feuerte auf die Felswand direkt hinter dem Findling, hatte die Geschosse von Aufprallzündung auf Zeitzünder umgestellt. Der Mann richtete sich von neuem in Schussposition auf und schrie dann laut, als Tacks Geschosse rings um seine Füße hochgingen. Zögerte eine Sekunde lang. Das reichte. Eine Explosivkugel verschmierte sein Gehirn über die

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