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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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bewusstlosen Tack.
    Aconite schüttelte den Kopf. »Dafür würde Cowl nicht so viel Energie aufwenden. Er würde einfach Makali schicken oder eine Rakete aus einem Geschützstand der Zitadelle abfeuern.«
    Von Wespe aus sagte Nandru: »Aber es ist kein Zufall, dafür garantiere ich.«
    »Gewiss nicht«, stimmte ihm Aconite zu. »Cowl reagiert zweifellos auf Informationen, die er von dem Neuen erhalten hat.« Sie betrachtete forschend den Handflächenmonitor. »Am Verstand unseres Freundes hier wurde umfassend herumgemurkst.«
    Sie trugen Tack ins Haus und legten ihn auf Aconites Operationstisch. Polly traf als Letzte Anstalten, den Raum zu verlassen, als Aconite die medizinischen Apparate heranzog.
    »Er ist der Mann, den ich mitgezogen habe … der versucht hatte, mich umzubringen«, sagte sie noch.
    »Das habe ich schon von Nandru erfahren«, sagte Aconite. »Du kannst allerdings beruhigt sein, dass wir hier nicht mehr dieselbe Person vor uns haben. Wer dich angegriffen hat, das war ein menschlicher Automat, programmiert von eurer Regierung. Diesen Automaten haben seither, falls ich mich nicht irre, die Heliothan umprogrammiert. Und danach wiederum hat Cowl die Programme und viel vom ganzen Verstand zerfetzt. Ich weiß nicht, wie viel von ihm überhaupt übrig ist – womöglich haben wir hier einen weiteren Lostboy, wenn ich erst mal fertig bin.«
    Polly nickt knapp und ging hinaus.
    Das Untier hatte gewaltigen Hunger, aber jedes Mal, wenn es fraß, drückte es sich damit weiter das Gefälle der Wahrscheinlichkeiten hinab – und doch wusste es, dass sich die Dinge ändern würden, falls es ihm nur irgend gelang, genug zu fressen. Seine Gedanken liefen fortwährend in fünf Dimensionen ab, und so wusste es, dass Auslöschung an beiden Enden dieser Zeitlinie drohte. Es gestattete nun seinem Bewusstsein, in die Vergangenheit zu sinken, zurück zum sekundären Anfang – dem Zeitpunkt im Präkambrium, als sein Bewusstsein sich materialisiert hatte. Es drängte in die Zukunft und sah sich mit langem, langsamem Verhungern in einer Welt konfrontiert, in der es die einzige Lebensform war und die mit seinem Tod in vorpalen und somit temporalen Begriffen endete. Nur wenn es hier die Position hielt, in dem, was es als sein Jetzt definierte und wo ihm gefälleaufwärts gerichtete Energie zugeführt wurde, konnte es temporales Leben fortführen. Jetzt und immer im Jetzt wurden ihm gewaltige Energiemengen zugeführt – und sie wuchsen weiterhin.
    Der Erschaffer wollte etwas von ihm, wie immer, aber das Torusbiest empfand ihm gegenüber nie etwas anderes als völlige Dankbarkeit und Verehrung. Jedes Mal, wenn der Erschaffer etwas wünschte, wogen die sich bietenden Gelegenheiten zum Fressen viel stärker als jeder mit dem Ansinnen einhergehende Schmerz. Oft hatte das Biest durch feindliche Angriffe Masse verloren, aber mit seitlich abzweigenden Fressmäulern saugte es Biomasse aus Alternativlinien weiter unten am Gefälle auf, und obwohl das nicht wirklich reichte, befriedigte es doch ausreichend seinen endlosen Drang zu fressen. Diesmal war jedoch etwas anders als sonst. Versprochen wurde ihm hemmungsloses Schmausen am Feind. Eine ganze Alternativlinie war kahl zu fressen, ohne dass sich das Biest um Konsequenzen scheren musste – Milliarden Menschenleben und ungeheure Biomasse, womit es … einfach alles erreichen konnte.
    Das Torusbiest saugte an der Energiequelle und wuchtete seine Masse quer durch die bislang schon kahl gefressenen Alternativlinien, die auch der Grund für seinen Abrutsch am Gefälle waren. So manifestierte es sich in den Himmeln verödeter Ausgaben der Erde – ein kurzer Eindruck von einer organischen Hölle – und verschob sich gleich weiter. Auf einer Welt, in der nur einzellige Organismen im Meer lebten, strömte es rings um eine weitere Energiequelle hervor und zog dabei seine ganze Masse mit, während über Jahrtausende hinweg die erste Quelle versiegte.
    Die Substanz des Torusbiestes strömte vom sekundären Anfangspunkt heran und von jener Zukunft des eigenen Todes. Eine kilometerhohe Woge aus lebendem Gewebe ergoss sich über einen öden Kontinent, riss Bergketten um und pflügte die Ebenen vor sich auf. Stürme begleiteten ihren Weg; Wolkenformationen brodelten über den Himmel, und Blitze stolzierten über ihr Fleisch. Als die Fleischwelle den Ozean erreichte, der diesen Kontinent umspannte, brach sie zu einem Chaos aus filternden Fressmäulern auseinander, die an gestielte Wale

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