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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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Lärm schlug eine Sekunde später über ihr zusammen, als Geschütze überall entlang der Küste das Feuer eröffneten und starke Scheinwerfer, die ein Stück weiter im Landesinneren postiert waren, den Himmel absuchten. Als der Kanonendonner lange genug abbrach, damit sich Pollys Blick wieder klärte, sah sie, dass vor dem blutroten Himmel im Westen noch mehr Flugzeuge auftauchten.
    Wahrscheinlich Spitfires … das ist mal etwas, was ich schon wusste … Nein, anscheinend habe ich mich geirrt: Es sind wohl eher Hurricanes.
    »Nandru … was ist passiert?«
    Weißt du, mein Gedächtnis war noch nie so klar – tatsächlich ist es inzwischen fotografisch, aber mit jeder Sekunde – und hier drin dauern Sekunden richtig lange – fällt es mir schwerer, zwischen meinem Gedächtnis und Muses Referenzdatenbank zu unterscheiden.
    »Du … bist gestorben«, sagte Polly und schwamm weiter.
    Das bin ich wohl, aber wie es scheint, hat meine Muse eine Kopie von mir in deine Muse überspielt. Ich wusste gar nicht, dass die das können. Klar, sie haben die Funktion, gespeicherte Daten zu übertragen, falls der Träger stirbt, damit wesentliche Informationen über das Schlachtfeld erhalten bleiben. Aber anscheinend hast du den ganzen Haufen kopiert … naja, soweit ich weiß jedenfalls.
    Der rote Stich am Himmel war fast verschwunden, untergegangen in der heraufziehenden Nacht und weggeblasen von Korditlicht, während die Kanonen in den Himmel hämmerten. Polly blickte auf und sah, dass die Jäger angriffen, und das flackernde Geschützfeuer ähnelte dem fernen Glimmen brennender Zigaretten. Auf einmal bannte sie das aktinische Licht einer neuen Sonne, und eine graue Wand ragte über ihr auf. Wellen schleuderten sie hin und her.
    »Frank, es ist eine Frau. Was soll ich machen?«, schrie jemand.
    »Wirf ihr den Ring zu, du Trottel, und zieh sie herauf!«, antwortete eine ältere Stimme.
    Ein Rettungsring, der eine Leine hinter sich herzog, klatschte neben Polly ins Wasser, und voller Dankbarkeit für ihre ungesehenen Retter packte sie ihn.
    Du wirst wahrscheinlich als Spionin erschossen.
    Ihre derzeitige Dankbarkeit erstreckte sich nicht auf diese spezielle Verkörperung Nandrus.
    Ausgelöst vom Dopplereffekt des Lichts aus dem roten Zwergstern, dem sich die Sonde näherte, sprangen Systeme in ihr an. Sie drehte sich und fuhr lange Streben rings um die Monostangen der Antischwerkraftmotoren aus, streckte sie in den Weltraum. Verbindungsstreben zweigten von den Hauptstreben ab, vereinigten sich mit anderen und erzeugten so eine Konstruktion ähnlich einem Spinnennetz, aber mit zehn Kilometern Durchmesser. Zwischen den Streben breitete sich eine silbrige Linse aus, die sich wie alle Teile der Sonde selbst heilte, wenn sie interstellare Teilchen getroffen hatten. Allerdings war es reine Glückssache, das ihr bislang nichts Größeres als Wasserstoffatome in die Quere gekommen waren – bei dieser Geschwindigkeit hätte alles Größere die Sonde womöglich zerstört.
    Der Druck der Photonen bremste die Sonde über das Lichtsegel ab, aber nur geringfügig. Eine stärkere Abbremsung erfolgte, als die Antigravmotoren wieder online gingen – mit Energie versorgt von dem Segel, das auch fotovoltaische Eigenschaften hatte. Als die Sonde dem roten Zwerg näher kam, stieg der Lichtdruck am Segel und damit auch die Energiezufuhr in die AG-Motoren. Es dauerte jedoch nach Ausfahren des Lichtsegels noch zehn Jahre, ehe die Sonde auf eine Umlaufbahn um Proxima Centauri ging, und weitere zwei Jahre, ehe sie einen toten, kalten Planeten entdeckte, der um diese alte Sonne kreiste; und sie schlug einen Orbit um diesen ein.
    Hoch über grauen Bergketten und Methannebeln klappte die Sonde ihr Segel zusammen wie jemand, der einen Regenschirm wegstellt, nachdem er an einem stürmischen Tag nach Hause gekommen ist. Dann verwandte sie ein Jahr darauf, die Oberfläche des Planeten abzutasten und zu kartografieren. Als sie endlich zufrieden war, stieß sie eine Zwei-Meter-Kugel aus bleihaltigem Metall aus, die mit eigenständigem AG-Antrieb die Oberfläche ansteuerte. Nachdem sie auf einer Ebene aus schwarzem Gestein gelandet war, klappte diese Minisonde Greifarme aus, die sich wie die Kelchblätter einer Blume an sie geschmiegt hatten. Aus den Enden der Arme stießen Sprengbolzen in den Erdboden vor. Ein Bohrkopf kam nun aus der Unterseite der Sonde zum Vorschein, fing an zu rotieren und verbreitete einen Staubnebel, als er sich eingrub. In vorab

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