Die Zeitdetektive 01 Verschworung in der Totenstadt
zu Speisen und Getränken griff.
Jetzt hockten die drei Freunde in ihrer kleinen Kammer auf den harten Matten und grübelten.
„Und du bist dir sicher, dass Inebny gegrinst hat?“, fragte Julian noch einmal.
„Ich bin mir ganz sicher“, bestätigte Kim. „Vielleicht wollte er Hatschepsut töten, weil sie ihn abgewiesen hat.“
Leon schlug nach einer Mücke, die um ihn herumsurrte. „Das ist aber noch kein Beweis“, widersprach er. „Wenn wir mit dieser vagen Vermutung zu Hatschepsut gehen, wird man uns auslachen.“
„Ja“, stimmte Julian ihm zu. „Oder an die Krokodile verfüttern. Apropos Krokodile: Was könnte der Vorkoster mit ‚Krokodil in der Totenstadt‘ gemeint haben? Krokodile gibt’s doch nur im Nil!“
„Die Totenstadt liegt am anderen Nilufer, oder?“, fragte Leon.
Vorsichtig näherte er sich mit seiner Hand der Mükke, die nun direkt neben dem Öllämpchen an der Wand saß.
Julian nickte. „So ist es. Die Nekropole ist eine Stadt für die Toten mit vielen Gräbern und Tempeln. Dort leben Balsamierer, Sargbauer und Totenpriester. Aber es soll dort auch einen Hafen und einen Marktplatz geben, soviel ich weiß.“
„Es klingt trotzdem ziemlich unheimlich“, meinte Kim, während sie die Arme um die Knie schlang.
Leon schlug zu und erlegte die Mücke. „Wenn du eine erwischst, nehmen drei andere gleich Rache für ihren toten Kumpel. Ich bin schon total zerstochen“, murmelte er. „Aber was sitzen wir hier eigentlich noch rum und lassen uns von den Mücken langsam auffressen? Warum schauen wir nicht einfach mal in der Nekropole vorbei? ‚Krokodil‘ könnte auch der Spitzname eines Menschen oder die Bezeichnung für ein Gebäude sein.“
„Ist es nicht viel zu gefährlich, in die Nekropole zu gehen?“, entfuhr es Julian.
„Nö“, gab Leon trocken zurück. „Ich will jedenfalls nicht untätig hier herumsitzen.“ Wieder schlug er nach einer Mücke.
„Ich bin auch Leons Meinung“, sagte Kim. „Dieses seltsame ‚Krokodil‘ ist die einzige halbwegs konkrete Spur, der wir nachgehen können.“
Schließlich gelang es Leon und Kim, Julian doch noch zum Aufbruch zu überreden. In der Dunkelheit liefen sie Richtung Nil. Plötzlich hörten sie ein leises Miauen. Die Freunde fuhren herum. Hatschepsuts Katze Kija sprang hinter einer Akazie hervor und kam auf sie zu.
„He, was machst du denn hier, du Streunerin?“, lachte Kim. „Du gehörst doch in den Palast.“ Sie beugte sich zu der Katze hinunter und kraulte sie hinter den Ohren. Das Tier schmiegte sich an sie.
„Und jetzt?“, fragte Kim. „Sollen wir sie in den Palast zurückbringen?“
„Lieber nicht“, antwortete Julian. „Sonst werden wir wieder verdächtigt, dass wir Kija etwas antun wollten.“
Leon hatte eine andere Idee: „Dann nehmen wir sie einfach mit. Wir werden gut auf sie aufpassen.“
„Und vielleicht passt sie ja auch ein bisschen auf uns auf“, fügte Julian hinzu. „So, wie sie es bei der göttlichen Hatschepsut tut.“
Die drei Freunde fragten Passanten nach dem Weg zur Nekropole. Kurz darauf erreichten sie den Nil. Glitzernd floss der gewaltige Strom dahin. Im Schilf quakten Frösche. In der Totenstadt am anderen Ufer blinkten vereinzelte Lichter.
„Um hinüberzukommen, brauchen wir ein Boot“, stellte Leon fest und blickte sich um. Wenige Schritte neben ihm ragte ein schmaler Steg in die Fluten. Daran war eines der typischen Fischerkanus vertäut.
„Seht ihr, was ich sehe?“, fragte Leon. „Das Kanu könnten wir uns doch kurz ausleihen. Kommt!“ Schon war er auf dem Steg, der bedenklich zu schwanken begann. Kim folgte ihm mit der Katze auf dem Arm. Julian kam als Letzter.
„Meint ihr, dass es hier im Fluss tatsächlich Krokodile gibt?“, fragte er, während er über die wackelige Planke balancierte.
„Klar“, gab Leon zurück. Aber er war keineswegs so gelassen, wie er sich gab. Während er im Heck des Kanus nach einem Ruder oder Ähnlichem suchte, spürte er, wie die Strömung an dem Boot riss. Wie groß würde erst die Kraft des Nils sein, wenn sie in der Mitte des Flusses waren? Leon zog unter einem einfachen Sitz zwei Holzstangen hervor, die sich vorn zu einer Art Paddel verbreiterten.
„Okay, legen wir ab!“, rief er. „Leinen los!“
Kim löste den Knoten des Seils, mit dem Kanu und Steg verbunden waren. Sofort trieb das Boot ab. Leon blieb im Heck und versuchte zu steuern. Vorn paddelte Julian, während Kim in der Mitte des Bootes saß und die Katze auf dem Schoß hatte. Ein Ohr
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