Die Zeitdetektive 03 - Das Grab des Dschingis Khan
hellwach. Sie sahen, wie Körbeldschin herbeigeschleppt wurde. Dann wurde sie in die Jurte des Herrschers geschoben. Der Khan folgte ihr und schloss die Tür hinter sich.
„Und jetzt?“, fragte Julian.
„Gehen wir auch schlafen“, schlug Kim vor und gähnte erneut.
„Nein!“, rief Leon. „Nachher verpassen wir etwas!“
Julian sah ihn verständnislos an. „Was willst du? In die Jurte spazieren und Hallo sagen?“
„Nein, natürlich nicht“, antwortete Leon ungeduldig. „Aber vielleicht können wir irgendwie in das Zelt spähen!“
Kim und Julian blieben skeptisch, ließen sich aber von Leon überreden, die Jurte einmal zu umrunden. Sie schlichen sich an den Leibwächtern vorbei, die vor dem Zelteingang eingedöst waren, und gelangten an die Seite der großen Jurte.
„Hier ist es doch stockduster“, beschwerte sich Julian leise. „Die Aktion bringt nichts.“
„Abwarten“, gab Leon zurück.
In diesem Moment maunzte Kija leise. Leon beugte sich zu ihr hinunter.
„Was ist los? Willst du uns etwas zeigen?“, flüsterte er voller Hoffnung.
Die Katze stupste Leon mit der Nase auffordernd an. Dann verschwand sie im hohen Steppengras.
„Nicht so schnell!“, rief Leon leise und stolperte hinter ihr her.
Die Freunde fanden Kija direkt an der Rückwand der Jurte.
Im schwachen Mondlicht erkannten die Freunde einen Spalt zwischen zwei Scherengittern, aus denen die Jurte zusammengebaut war. Der Filz, der als Schutz vor Wind und Kälte diente, war aufgerissen.
Leon stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Gut gemacht, Kija!“ Er streichelte ihr über den Kopf, dann spähte er in das Innere der Jurte.
„Was siehst du?“, fragte Kim ungeduldig.
„Nicht viel“, gab Leon zu. „Der Spalt ist zu klein.“ Er steckte seine Hände hinein und versuchte ihn zu vergrößern.
„Vorsicht!“, warnte Julian. „Jeden Moment kann einer der Leibwächter vorbeikommen!“
„Ach was, die pennen“, erwiderte Leon und setzte seine Arbeit fort, immer darauf bedacht, keine verräterischen Geräusche zu verursachen. Schließlich hatte er den Spalt so weit vergrößert, dass sie alle drei gut in die Jurte schauen konnten.
In der Mitte stand ein großer Ofen und verbreitete wohlige Wärme. Daneben erstreckte sich ein großes Bett mit einer Vielzahl von Kissen, die kunstvoll bestickt waren. Der Khan stand mit dem Rücken zu den Freunden und breitete gerade die Arme aus.
„Und wie gefällt es dir im Lager der Sieger?“, fragte er mit einem leicht spöttischen Unterton.
Körbeldschin machte einen Schritt auf ihn zu. Jede Feindseligkeit war aus ihrem bildschönen Gesicht gewichen. Sie blickte den Herrscher aus warmen Augen an. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sagte: „Überall spürt man deine unendliche Macht, mein Gebieter. Ich bin froh, bei dir sein zu dürfen.“
„So?“, erwiderte der Khan erfreut. „Das klang vorhin aber noch ganz anders.“
„Ja“, gab Körbeldschin zu. „Da war ich noch voller Wut. Aber die ist jetzt verraucht.“
„Das höre ich gerne, beim großen Köke Tngri!“ Der Khan drehte leicht den Kopf. Jetzt sahen die Freunde, dass er freundlich lächelte. Er schien keinerlei Gefahr zu ahnen, wirkte entspannt und gut gelaunt. Nun machte Körbeldschin noch einen Schritt auf ihn zu.
Kim knabberte auf ihrer Unterlippe. Da stimmte doch etwas nicht! Was hatte Körbeldschin vor?
„Ich möchte etwas trinken“, bat die Eidechse.
Schon machte der Khan Anstalten, sie aus dem Krug mit Archi zu bedienen, der zusammen mit einigen kostbaren chinesischen Gläsern neben dem Bett auf einem Beistelltisch stand.
„Aber nein“, sagte Körbeldschin schnell. „Das ist keine Aufgabe für einen Herrscher.“
Spielerisch stieß sie ihn vor die Brust. Der Khan ließ sich auf das Bett fallen. Er breitete die Arme aus und sah Körbeldschin mit freundlichen Augen an.
„Warte, mein Gebieter, gleich bin ich bei dir“, flötete die Frau. Dann beugte sie sich über den Krug und schirmte ihn mit ihrem Körper so ab, dass niemand sehen konnte, was sie tat. Anschließend wandte sie sich wieder dem Khan zu, zwei Gläser mit Archi in den Händen. „Auf dein Wohl, mein ozeangleicher Herrscher!“
Rache
Rache
Dschingis Khan stand vom Bett auf, nahm das ihm gereichte Glas und ließ es gegen das der verführerischen Frau klirren.
„Auf dein Wohl!“, sagte auch er. Dann trank er einen großen Schluck.
Lächelnd sah Körbeldschin ihm zu. Der Khan stellte das Glas auf dem
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