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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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Werkzeuge herum – letzte Zeichen einer wunderbaren Zeit, als in diesem Stadtteil noch Händler und Handwerker ihren Berufen nachgegangen waren. Karthago war dem Ende nahe, und die Gesichter der verzweifelt um sich schlagenden Männer ließen erahnen, dass sie sich dessen bereits bewusst waren.
    Plötzlich sah sich Moon suchend um. »Wo ist Salomon?«, fragte er besorgt.
    Aber da tauchte der Junge auch schon wieder neben ihnen auf: »Hier bin ich!« Er hielt Moon und Simon Kleidung entgegen. »Die habe ich in der Ruine dort gefunden.«
    Der Blick auf die Gewänder versetzte Simon einen Stich ins Herz. Für ein paar solcher Kleidungsstücke hatte Neferti ihr Leben gegeben.
    Schnell liefen sie zu dem Haus, in den Schutz der Ruine. Ohne weiter darüber nachzudenken, warf Simon sich ein grünes Gewand über, das ihm bis zu den Knien reichte und das ihn in seiner Form an die römische Tunika erinnerte. Auch Moon und Salomon zogen sich ähnliche Gewänder an. So getarnt fielen sie sicher nicht mehr auf.
    »Basrar hatte ja gesagt, er lebte unweit des Tempels«, überlegte Moon noch einmal laut, während er sich die Indianerfeder aus den Haaren zog und unter seinem Gewand versteckte. Seine Hautfarbe machte ihn hier ohnehin verdächtig genug. »Lasst uns weiter vorgehen, zum Tempel hinauf!«
    »Weiter zum Tempel?«, rief Salomon entsetzt. »Ausgerechnet? Dort sind die Kämpfe am heftigsten.«
    Da hatte Simon eine Idee: »Stell dir vor, du wärst der Schattengreifer und suchst einen karthagischen Jungen«, sagte er.»Du willst ihn aus einer Situation herausholen, die so gefährlich ist, dass die eigene Mutter ihren liebsten Sohn freigibt. Wo würdest du ihn suchen?«
    Salomon nickte. »Ja, ich verstehe, was du meinst. Natürlich im Zentrum des Geschehens. Am Brandherd sozusagen.«
    »Genau. So denke ich auch. Und deshalb hat Moon recht: Wir müssen näher an den Tempel heran, und zwar schnell.«
    »Dann los!«, im nächsten Moment sprang Salomon aus dem Versteck hervor, auf die Straße.
    »Nein!«, schrie Simon noch, doch es war bereits zu spät. Salomon stieß im Laufen gegen einen römischen Legionär und fiel zu Boden. Schnell rappelte er sich wieder auf, doch schon hatte der Legionär ihn gepackt. Mit einer Hand hielt er den sich verzweifelt hin- und herwindenden Salomon, mit der anderen zog er sein blutverschmiertes Schwert hervor.
    Simon war wie versteinert. Er konnte nicht klar denken und auch nicht mehr handeln.
    Salomon ging es wohl ebenso. Voller Entsetzen und wie gelähmt blickte er dem Römer entgegen.
    Der holte weit aus, stieß einen wütenden Schrei aus und ließ die Spitze des Schwertes auf Salomon herabfahren.

    Immer enger schloss sich der Ring, den die Legionäre mit ihren Speerspitzen um Nin-Si bildeten. Gleichzeitig stellte sich eine Gruppe Legionäre vor den Aborigine und hielt ihn ebenfalls mit Speeren in Schach. Nin-Si versuchte verzweifelt, einen Blick auf den australischen Ureinwohner zu erhaschen, doch die Legionäre versperrten ihr die Sicht.
    »Es reicht!«, bellte der Zenturio von seiner Position rüber, bevor er näher an seine Legionäre herantrat und sich an Nin-Siwandte: »Nun, du kleine Unruhestifterin. Zeig mir mal die Hand, in die dich der Wilde gebissen hat.«
    Nin-Si streckte ihre rechte Hand in die Luft. Die Stelle, an der sie sich selbst verletzt hatte, war inzwischen dunkelrot verfärbt.
    »Seht nur«, schrie sie, und es fiel ihr nicht schwer, verängstigt zu wirken: Sie hatte Angst, wenn auch aus ganz anderen Gründen. »Das hat er mit mir gemacht!«
    Der Zenturio zeigte sich beeindruckt: »Das sieht mir wirklich nach einem echten Problem aus«, sagte er. »Ich hätte nicht wenig Lust, dich vorsorglich töten zu lassen und diesen Wilden ebenso, bevor ihr mir auch nur einen meiner Legionäre anstecken könnt.«
    Nin-Si starrte ihn entsetzt an.
    »Doch ich habe Konsul Scipio sechs ungewöhnliche Schiffsleute versprochen, darunter eine hübsche Ägypterin, eine junge Orientalin und einen echten Wilden. Scipio hat großes Interesse gezeigt und wäre sicher enttäuscht, wenn er hier nur die Leichen der versprochenen Besatzung vorfinden würde. Also werde ich dich am Leben lassen. Und den Wilden auch. Erst einmal. Doch ich warne dich: Stiftet ihr auch nur ein einziges Mal eine solche Unruhe wie vorhin, dann werde ich meine Meinung ändern. Scipio hätte bestimmt Verständnis dafür.«
    Wieder nickte er den Legionären zu, dann ging er davon.
    Die Speerspitzen zogen sich zurück und Nin-Si

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