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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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sechsten der Mannschaft – den, der im Rumpf des Schiffes vor sich hin leidet, wie du mir sagtest. Bringt ihn nach oben. Und wenn er tot ist, werft ihn, wie seine Freunde, einfach über Bord. Sollte er aber noch leben, so schlitzt ihm den Bauch auf und werft ihn dann erst über Bord. Sein Blut wird die Fische anlocken. Und nun entschuldigt mich, eine ganze Stadt wartet darauf, von mir erobert zu werden.« Und damit trat er auf die Planke und zog, ohne ein weiteres Wort, davon. Seine Legionäre begleiteten ihn.
    Der Zenturio hatte sich inzwischen wieder aufgebläht in seiner Rüstung. Die anfängliche Schmach hatte sich für ihn zum Vorteil gewendet und das stachelte ihn an.
    »Ihr habt den Befehl des Konsuls gehört«, brüllte er nun lauter als zuvor über das Deck. »Schmeißt die Mannschaft von Bord und sichert das Schiff!«
    Jetzt kam Bewegung in die Legionäre. Die Gewissheit, endlich diesen verfluchten Kahn mit all seinen vermeintlich tödlichen Krankheiten verlassen zu können, spornte ihren Eifer an.
    Simons Gedanken überschlugen sich, aber ihm wollte nichts einfallen. Wie sollten sie sich denn aus dieser gefährlichen Lage retten? Die Römer waren einfach in der Übermacht.
    Auch bei seinen Freunden machte sich Panik breit. Hektisch blickten sie um sich.
    Der Narbengesichtige ließ sich von einem Legionär einige Seile bringen und reichte sie sofort an einen dritten Soldaten weiter.
    »Fesseln. Aber rasch!«, herrschte er ihn an.
    Der Legionär ging in die Knie und begann, Nin-Sis Beine zu fesseln.
    Unterdessen machte sich der Zenturio auf den Weg zur Holzplanke: »Ich denke, diesen Befehl könnt ihr auch ohne mich ausführen«, sagte er. Dann fügte er hinzu: »Es gibt wichtigere Aufgaben, die auf mich warten.« Er versuchte wohl, Scipios staatsmännische Art nachzuahmen. Doch es fehlten ihm jegliche Eleganz und Würde.
    »Wohlan!«, schloss er und betrat rasch die Planke. Die Erleichterung, endlich diesem Schiff den Rücken kehren zu können, dessen verpestete Luft er schon viel zu lange eingeatmet hatte, war ihm deutlich anzumerken. Etwa zwanzig seiner Legionäre folgten ihm auf dem Fuß.
    Somit konnte Simon einen Blick auf den Aborigine werfen. Und es brach ihm beinahe das Herz, den Jungen so zu sehen. Der Australier saß zitternd und schlotternd an der Bordwand. Mit verstörter Miene beobachtete er die Vorgänge auf dem Schiff, doch es schien, als habe er aufgegeben, etwas davon zu verstehen.
    Inzwischen standen sie alle an den Füßen gefesselt auf dem Deck. Ein Legionär begann nun auch, ihnen die Hände auf dem Rücken zusammenzubinden.
    Wir haben keine Chance, dachte Simon und stöhnte verzweifelt auf.
    Nachdem der Römer Simon und die Zeitenkrieger gefesselt hatte, bedeutete ihm der Narbengesichtige, auch den Aborigine in Fesseln zu legen.
    Der angesprochene Legionär zögerte. Ängstlich blickte er auf den dunkelhäutigen Jungen, durch den die Krankheit unddamit der vermeintliche Fluch auf dieses Schiff gekommen waren.
    »Wird’s bald!«, herrschte ihn der Optio so an, dass der Legionär seinen Widerstand sofort aufgab. Zitternd trat er an den Aborigine heran.
    Der sah den Römer auf sich zukommen, und das bisschen Zutrauen, das er durch Nin-Sis Blick gewonnen haben mochte, verflüchtigte sich augenblicklich. Seine Blicke waren jetzt angsterfüllt auf den Legionär gerichtet.
    Der Römer spielte nervös mit den Fesseln in seiner rechten Hand. Endlich baute er sich vor dem Aborigine auf, zögerte noch einmal kurz, dann ließ er sich auf die Knie fallen und ergriff blitzschnell eine Hand des Jungen.
    Der Aborigine schrie auf. Er warf sich im Griff des Römers herum, doch er hatte gegen den kräftigen Soldaten keine Chance. Der Legionär verdrehte dem Jungen so den Arm, dass dieser in seinen Bewegungen gelähmt wurde und sich hilflos vornüberbeugte. Hastig verknotete der Römer die Fessel an dem Arm, warf den Jungen herum und ergriff dessen anderen Arm, um ihn ebenfalls zu verdrehen und festzuknoten.
    Stolz und mit einem zufriedenen Grinsen schaute der Legionär über seine Schulter seine Kameraden an und erntete anerkennende Blicke.
    Doch da sprang der Aborigine plötzlich hervor und verbiss sich im Arm des Römers.
    Der Legionär kreischte laut auf und sprang auf die Beine. Der Junge ließ jedoch nicht locker. Wie ein Fisch an der Angel hing er an dem Arm des Römers.
    »Nehmt ihn von mir weg«, brüllte der hysterisch. »Nehmt ihn von mir weg.« Aber nicht einer der Römer bewegte sich.
    Der

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