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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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klar, dass er mit jedem Atemzug Gefahr lief, sich ebenfalls anzustecken, welche Krankheit auch immer sich in der Luft dieses Schiffsrumpfes befand, und er senkte schnell die Stimme: »Auf Deck. Ihr werdet erwartet. Und dass mich keiner von euch anrührt. Ihr verfluchte Bande!«
    Hastig stolperte er die Treppe hinauf. Neferti, Simon und Salomon folgten ihm. Nur Moon blieb an der Bordwand liegen.
    »Wir werden erwartet?«, flüsterte Salomon seinen Freunden zu. »Was hat das zu bedeuten?«
    Simon zog ratlos die Schultern in die Höhe, und auch Neferti schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass sie nicht verstand. Sie hatte ohnehin Mühe, dem Geschehen zu folgen. Ihr ganzer Körper war geschwächt. Vor allem der Tauchgang vom karthagischen Hafen zum Seelensammler hatte ihr schwer zugesetzt. Salomon und Simon hatten sie an den Armen durch das Wasser gezogen, doch beinahe hätte sie nicht durchgehalten. Was sie nun eigentlich brauchte, waren einige Tage Ruhe, viel Schlaf und ärztliche Behandlung. Doch Ruhe sollte ihnen allen nicht vergönnt sein.
    Simon schaute noch einmal zu Moons zitterndem Körper, dann ertönte wieder die Stimme des Legionärs: »Macht schon, ihr Bande. Ihr verfluchte Bande!«
    Simon warf seinen Freunden einen besorgten Blick zu, und gemeinsam kletterten sie über die Treppe nach oben, wo sie sofort unter den Armen gepackt und nebeneinander aufgestellt wurden.
    Hektisch suchte Simon das gesamte Deck ab und versuchte, sich ein Bild von der Lage zu machen. Zunächst sah er nur römische Uniformen. Es waren jetzt noch mehr als vor ihrem Ausflug nach Karthago!
    Endlich entdeckte Simon, wonach er suchte: Nin-Si stand am Heck, vor der Kajüte, und wurde von zwei Legionären flankiert, die sie fest im Griff hielten.
    Sie lächelte Simon aufmunternd zu und er blickte erleichtert zurück. Er war froh, sie unversehrt anzutreffen. Das Mädchen legte den Kopf leicht zur Seite, gerade so, als wollte sie sich für das, was hier geschehen war, entschuldigen.
    Simon versuchte zu verstehen, was hier geschah. Warum waren noch mehr Legionäre auf dem Schiff als zuvor? Warumhielten sie Nin-Si gefangen? Und was sollte dieses Gerede des Römers über ansteckende Krankheiten?
    Mit wachsender Sorge sah Simon sich auf dem Schiff um. Wo war der Australier? Und was hatten sie mit dem Aborigine gemacht?
    Er drehte sich zum Bug hin, dorthin, wo der Aborigine gesessen hatte, als Simon mit seinen Freunden heimlich vom Schiff geflüchtet war. Doch gleich fünf Legionäre versperrten ihm die Sicht.
    Eine ungewöhnlich laute Stimme ließ Simon aufhorchen. Er blickte wieder zu den Legionären in der Schiffsmitte und sah den Zenturio auf sich zukommen, den er schon kannte, und neben ihm einen fremden Römer in einer prachtvollen Toga, der mit dem Zenturio sprach: »Das also ist die außergewöhnliche Mannschaft, die du mir versprochen hast?«
    Versprochen? , dachte Simon verwundert.
    »Das ist dein Geschenk an mich?« Der Fremde lachte spöttisch. »Gerade mal eine Handvoll nasser, junger Rekruten? Schau sie dir an, Zenturio, sie sind ja alle so geschwächt, dass ich sie stützen lassen muss. Wie soll mir bitte eine Schiffsmannschaft dienen, der ich erst einen Balken zur Stabilisierung an den Rücken binden muss, ähnlich einer Pflanze, die beginnt, vor sich hin zu welken?«
    Auf der Stirn des Zenturios zeigten sich dicke Schweißperlen. Er war sichtlich nervös. Er verneigte sich tief vor dem Fremden und setzte zu einer Antwort an, doch der Befehlshaber winkte gelangweilt ab und brachte den Zenturio schon zum Schweigen, noch bevor dieser auch nur einen Ton gesagt hatte.
    Jetzt hatte der Fremde Neferti entdeckt und ging schnurstracks auf sie zu. »Ah, das ist wohl die Ägypterin«, rief er freudigaus. Er streckte einen Arm vor, um sie zu berühren, als Optio ihm zuvorkam.
    »Berühr sie nicht, mein Herr!«, bat er nachdrücklich. »Sieh sie dir an. Auch sie wurde ganz offensichtlich von dieser heimtückischen Krankheit befallen. Sie alle scheinen daran zu leiden. Im Rumpf dieses Schiffes liegt ein Junge, der sich vor Schmerzen krümmt. Sie alle haben sich angesteckt an dieser Krankheit, die durch den Wilden …«
    Daraufhin wurde er ebenfalls mit einem Wink zum Schweigen gebracht. »Ich habe dir vorhin bereits gesagt, was ich über diese Krankheit denke«, gab der Konsul zur Antwort, doch er klang nicht überzeugt.
    Der Legionär zog sich zurück. »Wie du meinst, Konsul Scipio.«
    Simon schreckte auf, als er den Namen des Fremden hörte.

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