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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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Bordwand des Schiffes. Er stellte sich kurz darauf, um zu prüfen, ob der Deckel auch sein Gewicht trug, und nun wurde Simon mit Schrecken klar, was der Römer plante.
    Der Legionär wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Zeit, Abschied zu nehmen!« rief er aus, und der Gedanke an das Schauspiel, das ihm jetzt bevorstand, weckte wieder all seine Lebensgeister.
    Auch der zweite Legionär grinste in Vorfreude auf das, was gleich geschehen würde. Er legte seinen Speer auf die Erde und trat neben seinen Kameraden. Zu zweit griffen sie sich zunächst Nin-Si, dann Salomon, dann Neferti. Alles Zappeln, Strampeln und Schreien der drei war vergeblich: Die Legionäre stellten sie einfach auf die Kiste an der Bordwand – so als wären sie drei gut verschnürte Pakete.
    Schließlich war der Aborigine an der Reihe und jetzt wirkten die beiden Legionäre einen Moment doch wieder unsicher. Sie fürchteten diesen Wilden, das war ihnen deutlich anzusehen. Gewiss dachten sie an das, was dem toten Soldaten geschehen war, den sie gerade erst über Bord geworfen hatten.
    »Lass uns den später beseitigen«, schlug einer der beiden vor. Und der andere war sofort einverstanden.
    Der Erste wandte sich wieder den Zeitenkriegern zu, die gefesselt auf der Kiste standen, während der Zweite sich noch einmal zu Simon umdrehte: »Nun verabschiede dich von deinen Freunden und genieße, was du siehst. Es wird das Letzte sein in deinem Leben, das du noch genießen kannst!«
    Simon bewegte die Lippen. Er versuchte, etwas zu erwidern, doch mehr als ein Krächzen brachte er nicht hervor. Er war zu geschwächt.
    Die beiden Römer ergriffen wieder ihre Speere und traten an die Kiste heran. Mit einem teuflischen Grinsen zückten sie ihre Waffen und fuchtelten damit kichernd zwischen den Gefesselten in der Luft herum. Simons Freunde wichen den Speeren aus, mussten jedoch gleichzeitig achtgeben, nicht von der Kiste ins Meer zu fallen.
    Die Legionäre genossen dieses Spiel in vollen Zügen, bis ein gellender, markerschütternder Schrei ertönte. Die Römerschreckten auf und wandten sich ruckartig um. Aus der Luke zum Schiffsrumpf kam Moon gesprungen.
    »Es ist so weit!«, schrie er laut auf und wedelte mit den Armen. »Gleich ist der Moment gekommen.«
    In Windeseile hatte er die Situation auf dem Deck erfasst, und mit Entsetzen begriff er, was die Legionäre mit seinen Freunden vorhatten.
    Die Römer hielten überrascht inne, und diesen Moment nutzend, warf sich Moon mit der geschickten Wendigkeit und Schnelligkeit einer Raubkatze auf den Ersten und donnerte ihm eine Salve von Faustschlägen ins Gesicht.
    Der zweite Legionär erholte sich erstaunlich schnell von seinem Schrecken und eilte seinem Kameraden zu Hilfe. Schon zückte er den Speer, um ihn Moon durch den Körper zu rammen, als sich die gefesselte Neferti von der Kiste in hohem Bogen auf ihn warf und ihn so zu Fall brachte.
    Moon entriss inzwischen dem ersten Legionär geschickt den Speer, packte den Römer an seiner Rüstung und drückte ihn gegen die Bordwand. Der Legionär begann, sich heftig zu wehren, doch es war schon zu spät. Unter gewaltiger Kraftanstrengung drückte Moon den Legionär an der Bordwand in die Höhe und ließ ihn schließlich über die Reling fallen. Klatschend schlug der Römer auf den Wellen auf.
    Der zweite Legionär hatte sich inzwischen wieder auf die Beine gestellt und Neferti mit einem harten Stoß zur Seite geschleudert.
    Er griff nach seinem Speer, doch Moon war schneller. Wie ein Blitz sprang der Indianer auf die Waffe zu und entriss sie der Hand des Römers, der jedoch ebenfalls schnell reagierte und nun sein Schwert zog.
    Eine ganze Weile umkreisten Moon und der Legionär einander, die Spitzen ihrer Waffen aufeinandergerichtet. Salomon und Nin-Si nutzten diesen Moment, um sich von der Kiste auf das Deck zu werfen.
    Moon wagte einen ersten Vorstoß und sprang auf den Legionär zu. Doch der wehrte den Angriff mit einem Streich seines Schwertes spielend leicht ab. Beim zweiten Versuch Moons, den Legionär zu treffen, wich dieser geschickt aus, griff mit seiner freien Hand den Schaft des Speeres und riss ihn Moon aus den Händen. Grinsend ging der Römer auf den entwaffneten Indianer zu.
    »Das war nicht schlecht!«, lobte er. »Du kämpfst sehr gut. Aber du glaubst doch nicht wirklich, dass du es mit einem römischen Legionär aufnehmen kannst, oder?«
    Er ging weiter auf Moon zu. Der Indianer wich ihm aus und drückte sich an der Kajüte fest gegen die Wand.

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