Die Zeitensegler
riesiger Schatz versteckt ist«, log er und verfiel dabei in ein komplizenhaftes Flüstern. »Alles, was unsere Mannschaft in den letzten Jahren zusammengetragen hat, lagert tief unten in diesemSchiff. Wir könnten euch den Schatz übergeben. Wenn ihr uns laufen lasst. Was haltet ihr davon?«
Die beiden Römer dachten angestrengt nach.
»Klingt verlockend … «, murmelte der Erste.
»… nach einem guten Geschäft«, pflichtete ihm der Zweite bei.
Doch dann zückte der erste Legionär plötzlich seinen Speer und stieß Simon mit dem stumpfen Ende so fest in den Bauch, dass der Junge aufschrie und in sich zusammensackte.
»Kein Gold der Welt könnte mich davon abhalten, euch zu töten«, zischte der erste Römer.
»So groß kann der Schatz niemals sein, dass wir euch mit all euren Krankheiten entkommen lassen«, stimmte ihm der andere zu.
Schmerzen wie tausend Messerstiche durchzuckten Simons Körper und er konnte nur mit Mühe einatmen.
»Was denn für Krankheiten?«, keuchte er, doch die Römer hatten ihn nicht verstanden. Oder sie wollten es nicht.
Das Gesicht des Ersten verzog sich zu einer grinsenden Fratze. Ihm war etwas eingefallen: »Wer hält uns übrigens davon ab, den Schatz selbst zu suchen, wenn ihr bereits von den Fischen aufgefressen seid?« Er kicherte, als wäre er wie von Sinnen. »Wir werden die ganze Nacht auf diesem verfluchten Kahn zubringen müssen. Da haben wir viel Zeit für eine Schatzsuche.«
Das leuchtete auch seinem Kameraden ein. »Oh ja, viel Zeit!«, gab er ihm recht. »Und so können wir beides bekommen: euren Tod und euren Schatz!«
Die beiden lachten wie irre um die Wette.
»Das klingt jetzt für mich nach einem guten Geschäft!«, rief der Erste.
»Nach einem bedeutend besseren Geschäft, nicht wahr?«, lachte der Zweite, holte mit seinem Fuß weit aus und trat Simon in die Rippen.
Es knackte und Simon schrie auf.
Irgendetwas hinderte ihn jetzt schmerzhaft daran, sich noch zu bewegen. Keuchend lag er auf der Erde. Er bekam wirklich kaum noch Luft.
»Also komm, bringen wir es hinter uns!«, brummte der erste Legionär seinem Kameraden zu.
Er beugte sich tief zu Simon herab und flüsterte ihm ins Ohr: »Du wirst der Letzte sein, der über Bord geht. Du darfst erst einmal deinen Freunden beim Sterben zusehen. Und wer weiß, ob wir dich gleich folgen lassen. Es kann sein, dass wir noch ein bisschen Spaß mit dir haben wollen. Diese Nacht könnte lang werden. Besonders für dich.« Er lachte schallend auf. »Und wenn wir dann mit dir fertig sind, irgendwann mitten in dieser verdammten Nacht, dann wirst du uns vielleicht gern verraten, wo sich der Schatz befindet.«
Simon war nicht mehr in der Lage, noch etwas zu entgegnen. Er litt höllische Schmerzen. Der Römer musste irgendetwas in ihm gebrochen haben.
Die beiden Legionäre nahmen darauf keine Rücksicht. Gemeinsam packten sie den aufschreienden Simon und zerrten ihn zum Vordermast. Dort lehnten sie ihn gegen das Holz und banden ihn so daran fest, dass er seinen Freunden in die Gesichter sehen konnte.
Nin-Si, Neferti und Salomon blickten ihm voller Mitgefühl entgegen und das tröstete Simon über seine Schmerzen hinweg. Er versuchte ebenfalls ein Lächeln, doch das wollte ihm nicht gelingen.
»So, Schluss jetzt«, brüllte einer der beiden Legionäre. »Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren. Lass uns endlich unseren Befehl ausführen!«
Während der erste Legionär mit seinem Speer die Zeitenkrieger und den Aborigine in Schach hielt, begann der andere mit den Vorbereitungen. Zunächst nahm er sich den toten Römer vor, der noch immer mit dem Gesicht nach unten auf dem Deck lag. Er nahm ihm Sandalen, Speer und Schwert ab und fischte unter dessen Rüstung einen kleinen Beutel hervor. Mit flinken Fingern öffnete er den Beutel und ließ die wenigen Münzen darin auf das Deck fallen.
»Der Lohn der Verfluchten«, kicherte er dem zweiten Legionär zu, der amüsiert das Geschehen betrachtete. »Da haben wir schon mal was Nettes zum Teilen!«
Der Römer legte die Münzen wieder nacheinander in den Beutel, verschnürte ihn und ließ ihn unter seiner Rüstung verschwinden. Dann erst packte er sich den toten Soldaten, schleifte ihn ächzend zur Bordwand, stemmte ihn in die Höhe und warf ihn über die Reling.
Es klatschte laut auf, als der Mann ins Wasser fiel.
Nun machte sich der Legionär an den zweiten Teil seines Befehles. Er zog die Kiste, die Simon als Versteck gedient hatte, über das Deck bis zur
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