Die Zeitensegler
Der Römer genoss seinen Triumph in vollen Zügen und hielt Moon nun die Speerspitze an den Hals. »Ich hätte dich gerne schwimmen sehen«, sagte er. »Aber ich denke, es wird mir mehr Spaß bereiten, dich hier …«
In diesem Moment ging etwas mit dem Schiff vor sich. Ein Stoß kam aus dem Inneren des Schiffsrumpfes.
»Was war das?« Der Römer blickte sich irritiert um und Moon reagierte wieder blitzschnell. Er tauchte unter der Speerspitze durch und sprang zur Seite.
»Was …?« Der Legionär stieß seinen Speer in Moons Richtung, doch er verfehlte ihn knapp.
Das Schiff erzitterte ein zweites Mal.
»Was geht hier vor?«, schrie der Legionär. Er nahm seinen Speer und warf ihn in Moons Richtung. Doch der Indianerwich der Waffe flink aus. Jetzt war sein Moment gekommen: Er griff sich einen der Enterhaken an Bord, warf sich auf die Deckplanken, rollte sich dem Römer zu Füßen und schlug ihm mit dem Stiel des Hakens in die Knie.
Der Römer schrie auf. Sein Schwert flog ihm aus den Händen. Moon hechtete darauf zu, nahm die Waffe an sich, drehte sich um und hielt dem Römer die Spitze des Schwertes auf dieselbe Art an den Hals, mit der vorhin der Legionär den Indianer bedroht hatte.
Der Römer begriff, dass er verloren hatte.
»Sei verflucht«, knurrte er noch, ehe er auf seinem Absatz kehrtmachte und eilig davonrannte. Schreiend und kreischend sprang er über die Bordwand.
Wieder ging ein Beben durch das Schiff.
Moon hatte keine Gelegenheit mehr, sich um Simon zu kümmern. Mit dem Schwert in der Hand hastete er zu den Zeitenkriegern und schnitt ihnen die Fesseln auf.
Der Seelensammler begann bereits zu wanken. Von einer Seite auf die andere. Schneller und schneller. Das Vibrieren nahm wieder zu. Stärker und in kürzeren Intervallen.
»Ich habe mich krank gestellt und in unserem Raum die Zeitmaschine durch ein Loch in der Wand beobachtet«, erklärte Moon hastig, denn Nin-Si sah ihn völlig verblüfft an. »Das war unser Plan. Wenn die letzten Sandkörner durch die Uhr fielen, sollte ich für Verwirrung sorgen, sodass wir uns von dem Schiff zurück in unsere …«
Weiter kam er nicht. Das Schiff rumorte und schwankte inzwischen so stark, dass alle Zeitenkrieger sich schnell etwas suchten, woran sie sich festhalten konnten. Nin-Si rannte auf den Aborigine zu. Sie packte ihn mit einer Hand an den Fesseln,die ihn immer noch gefangen hielten, und hielt sich mit der anderen an der Bordwand fest.
Blitze zuckten am Himmel auf, ein Sturm peitschte über das Schiffsdeck und dann trat der Seelensammler seine Reise zurück an.
Simons letzte Gedanken galten Basrar. Leb wohl, Freund, dachte er, bevor ihn die Schmerzen der Zeitreise überkamen. Dieses Mal heftiger und schlimmer als zuvor.
Unter Kanonenbeschuss
U NTER K ANONENBESCHUSS
Diese Schmerzen! Etwas quetschte seine inneren Organe. Simon stemmte sich gegen den Mast, wehrte sich gegen die Fesseln, die ihm hart in Hand- und Fußgelenke schnitten. Es war nicht auszuhalten!
»Wir müssen ihm helfen!« Simon hörte wie aus der Ferne Nefertis Stimme. »Seht nur, wie er leidet.«
Schritte näherten sich ihm. Er spürte wieder Hände auf seinem Körper und zuckte zurück. Doch diese Hände waren sanft, sie packten nicht grob nach ihm.
Zuerst banden sie ihn von dem Mast los, bevor er die Fesseln abgenommen bekam. Es war eine Wohltat, die Arme wieder bewegen zu können. Schon ließen auch die Schmerzen in seinem Inneren ein wenig nach. Wenigstens konnte er wieder etwas besser atmen.
Er öffnete die Augen und erblickte wie durch einen Schleier seine Freunde. Im Halbkreis knieten sie um ihn herum und sahen ihn voller Sorge an. Sogar der Aborigine hatte sich eingefunden. Gerade streifte auch er sich die Fesseln ab, die ihm Moon durchschnitten hatte.
Der Australier schlich sachte näher heran. Er betrachtete Simon mit großem Interesse, schaute ihm mal ins Gesicht, dann auf die Brust, dann wieder ins Gesicht. Schließlich streckte er seine rechte Hand aus und betastete Simons Körper.
Simon wusste nicht, wie er reagieren sollte. Aber die Ruhe, mit der sich der Aborigine seiner annahm, tat Simon gut und übertrug sich auch auf die anderen. Aufmerksam standen die Zeitenkrieger um die beiden herum und sahen zu, wie der Australier konzentriert Simons Rippen abtastete.
Manche Stellen taten so unerträglich weh, dass Simon beinahe aufgeschrien hätte. An anderen Stellen fühlte sich alleswie gewohnt an. Simon vermutete, dass er sich eine oder mehrere Rippen gebrochen
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