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Die Zeitfalle

Die Zeitfalle

Titel: Die Zeitfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Carr
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vor?«
    »Nein, alles ist einwandfrei, nehme ich an. Ich erhebe keinerlei Forderungen.« Jake blickte im leeren Warteraum umher. »Was ist passiert?« fragte er. »Wo sind die vielen Leute geblieben?«
    »Manche Dinge sprechen sich schnell herum«, sagte sie. »Ich glaube die Dämonen kriechen in ihre Gräber zurück.«
    »Wie bitte?«
    »Egal. Es sieht so aus, als müßten wir zumachen. Die Rückrufung scheint nicht den erwarteten Anklang zu finden.«
    »Zu dumm. Es ist ein sterbender Geschäftszweig.«
    Sie seufzte und begann mit ihrem Kugelschreiber zu spielen. Als er nicht ging, blickte sie wieder auf, stirnrunzelnd: »Ja? Sonst noch etwas?«
    »Nur noch eine Frage«, sagte Jake mit einem Blick zu der Gestalt hinter ihm. »Mit wem kann ich über die Beerdigung sprechen?«

 
Pamela Sargent
 
Oskar
     
    Die Probe traf am frühen Morgen ein, Eilboten, verpackt in einem schützenden Karton. Rumborough quittierte den Empfang des Pakets und brachte es herein. Er ging in den Keller und zu einem Glasschrank hinter der Bar.
    Auf der Bar vor dem Glasschrank waren zwei Flaschen Johnny Walker, eine Flasche Kirschlikör, die ein Weihnachtslied abspielte, wenn man sie aufhob, und eine leere Flasche Canadian Club, sowie einige schmutzige Gläser und ein mit Wasser gefüllter Eiskübel. Der Glasschrank enthielt ungefähr zweihundert kleine Flaschen, die allesamt mit verschiedenen Farbabstufungen einer braunen Materie gefüllt waren. Jedes Fläschchen trug ein Etikett mit einem Namen und einer Nummer. Rumborough öffnete das Paket, nahm eine weitere kleine Flasche heraus und etikettierte sie. Mit dem Filzschreiber, den er in seiner Hemdentasche hatte, beschriftete er das Etikett »Karen Kilpatrick – 203«, dann stellte er die Flasche neben den Kirschlikör.
    Rumborough war müde, denn er stand morgens nicht gern auf. Auch fühlte er sich müde, weil er hinaufgehen und Oskar suchen und ihm sagen mußte, daß das Exkrement eingetroffen war. Er hoffte, daß Oskar sich freuen und ihm nicht noch mehr Kummer und Mühe bereiten würde.
    Rumborough nannte das Geschöpf »Oskar«, weil er den richtigen Namen nicht aussprechen konnte und weil er einmal eine Schildkröte namens Oskar gehabt hatte, als er ein Kind gewesen war. Das Geschöpf namens Oskar sah ein wenig wie eine Schildkröte aus, nur waren seine Augen an Stielen auf seinem Kopf, und er hatte vier statt zwei. Er hatte auch sechs fingerähnliche Glieder an seinen Füßen. Oskar las gern und pflegte dabei auf seinem Rückenschild zu liegen, die Beine in die Luft, die Stielaugen auf die Seiten des Buches in seinen Fingern zielend. Stundenlang konnte er so liegen, ohne müde zu werden.
    Rumborough stand neben der Bar mit der Flasche »Karen Kilpatrick – 203« und überlegte, ob Oskar wach sein mochte und ob er hinaufgehen und ihm sagen solle, daß Karen Kilpatricks Scheiße eingetroffen war, oder ob er sich setzen und einen Johnny Walker genehmigen solle. Rumborough konnte sich nicht genau erinnern, wann Oskar eingezogen war. Er wünschte, er hätte daran gedacht, die Flaschen im Glasschrank zu datieren, aber er hatte sich nicht die Mühe gemacht, also konnte er nicht mehr feststellen, wann Oskar gekommen war. Rumborough konnte sich auch nicht erinnern, was er getan hatte, bevor Oskar gekommen war; er wußte nur, daß er als Kind eine Schildkröte besessen und etwas mit einem Mädchen namens Edie zu tun gehabt hatte, das Besitzerin zweier Schildkröten gewesen war. Sonst wußte er nichts mehr über sie. Ferner war ihm bekannt, daß jemand, der sein Onkel zu sein schien, von Zeit zu Zeit Geld auf sein Bankkonto überwies.
    Schließlich beschloß Rumborough, nach oben zu gehen. Wenn er an der Bar bliebe, würde er zuviel trinken, und dann würde er ans Telefon gehen und versuchen, seinen Onkel anzurufen. Sein Onkel hatte eine Nummer, die nicht im Telefonbuch verzeichnet war und Rumborough würde fünf oder zehn Minuten damit verbringen, die Fernsprechauskunft zu überreden, ihm die Nummer zu geben. Natürlich vergeblich. Dann würde er das Telefonbuch von Manhattan herausnehmen und alle die Edies anrufen, die darin aufgeführt waren. Um ganz sicher zu gehen, würde er auch alle Leute mit einem E als Anfangsbuchstaben anrufen. Er war ziemlich fest davon überzeugt, daß er Edie in New York gekannt hatte. Auch hatte er die Telefonbücher von Brooklyn und Bronx, mit denen er weitermachen konnte, sobald er mit Manhattan fertig wäre. Wenn er betrunken war, pflegte Rumborough sich

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