Die Zeitfalle
Krabbensuppe, hörst du?«
Miz Rose versicherte ihm, daß wir es tun würden, und er tappte in seine Hütte zurück und trommelte und sang noch ein bißchen mehr, während Miß Rose kleine trockene Stückchen, die wie Borke aussahen, aus dem Beutel nahm und jedem davon gab.
Was immer es war, es war ein echt rechtschaffenes Gas. Es hatte einen sehr starken, süßlichen Geruch, und wir fühlten sofort den Blitz in unseren Köpfen. Dann waren wir auf dem klarsten Speed-Trip abgefahren, den man sich vorstellen kann, einem nicht-paranoiden Trip, gegen den Hasch oder Kokain wie Brauselimonade waren. Wir wußten gleich, daß es was total Verschiedenes war, denn wir konnten immer noch den kräftigenden, süßen Geruch davon an unseren Körpern riechen.
»Weiter so, Bruder Methusalem«, seufzte mein alter Mann. »Du deals in wahrhaft telepatischem Shit.«
Wir hüpften davon und kicherten und redeten mit den anderen, die genauso high waren wie wir. Die Männer hackten mit Machetes einen Weg durch den Busch, und bald kamen wir in eine Gegend, wo die Krabben zu Tausenden in schlammigen kleinen Löchern saßen oder unter den Büschen umherliefen. Es waren große blaue Dinger mit zornigen Stielaugen und großen Scheren. Wir konnten keine einzige fangen, aber die anderen mit ihren Zangen hatten bald jeder einen zappelnden Sack voll von den Dingern, und wir wußten, daß es am Abend und am nächsten Tag jede Menge gute Krabbensuppe geben würde. Aber die Hauptidee in unseren Köpfen war ein kleiner Besuch beim alten Bruder Jo, denn wir wollten mehr von seinem Trommeln hören und noch einen Trip mit seinen Wunderkräutern machen.
Wir sagen es Miz Rose auf dem Heimweg, und sie erzählte uns, daß er der Buschheiler und Medizinmann sei, aber sehr arm, und daß er uns alle möglichen Geschichten über die frühesten Bewohner der Seehundbank und über einige der seltsamen Geschöpfe erzählen könne, die im Wasser und im Busch lebten. Für alles, was einen schmerzte, habe er ein Lied oder eine Medizin, und wenn wir ihm ein kleines Geschenk brächten, würde er sich freuen und richtig gern mit uns plaudern.
Also machten wir uns am nächsten Morgen mit einer Taschenlampe, einem Dosenöffner, einigen Konserven und einer von Miz Roses Töchtern, die uns bei der Verständigung helfen sollte, zu seiner Hütte auf.
Innen war es fast dunkel und selbst am frühen Morgen stickig heiß. Ein saurer Geruch war in der Luft, und an krabbelnden und fliegenden und stechenden Kerbtieren und Insekten gab es keinen Mangel. In einer Ecke war ein Haufen Schlafstroh und Laub, es gab allerlei verschimmelte Essensreste, und in einer anderen Ecke stand eine große Baumtrommel, auf der ein paar fellbespannte Tomtoms lagen. Vom durchhängenden Deckenbalken baumelten Bündel von getrockneten Blättern und Kräutern, und auf einer Bastmatte neben seinem Lager lagen säuberlich geschichtete Häufchen von getrockneten Pilzen, Beeren, Rindenstückchen und anderen organisch aussehenden Leckereien. »Kein Plastik und bourgeoiser Scheiß hier«, murmelte mein alter Mann.
Es war nicht ganz einfach, mit Bruder Jo zu plaudern, aber er zog eine kleine Freudennummer ab, als wir ihm die Sachen gaben, und legte seine knotigen alten Hände zusammen und verneigte sich, und aus seinen halbblinden Augen liefen die Tränen, während er uns sein breitestes Lächeln schenkte. Dann schrie unsere Dolmetscher-Tochter in sein Ohr und befahl ihm, ein paar Lieder zu singen und Geschichten zu erzählen!
Er machte in einer unheimlichen Mixtur aus Spanisch, Afrikanisch und Bibelenglisch los und sang und murmelte und krächzte und gluckste und predigte, und wir konnten nur ungefähr ein Drittel von dem verstehen, was er sagte, und viel davon war altertümliche christliche Katzenscheiße, aber wir saßen bis weit in den Nachmittag da, schwitzten und furzten und kratzten uns, und wenn die Tochter nicht hinsah, probierten wir von seinen Kräutern, Beeren und Pilzen und wurden high und fühlten unsere Köpfe leicht und reiner werden, und dann und wann kamen unsere Köpfe in die gleiche Sphäre wie seiner, und wir verstanden ihn und seine Geschichten, und jede von ihnen war ein wirklicher Trip.
»Die Aschi-pampi sind kleine Leute. Sie kommen bei Nacht, und sie essen die Glut von den Herdfeuern, aber sie tun Menschen nichts ... Und dieses Lied, es heilt die Geschwüre ... Und der Irrwisch, er tanzt in dunklen Nächten auf der Lagune und im Busch, aber wenn die Männer mit Booten suchen, er
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