Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
Vom Netzwerk:
gegenüber saß, und sagte ruhig: »Ihr lasst mir keine andere Wahl. Es ist mir höchst unangenehm, aber da Worte bei Euch offenbar nichts auszurichten vermögen, werde ich zu anderen Mitteln greifen müssen.«
    Immer noch zeigte der Spicarianer keine Reaktion. Einhard fuhr fort: »Ihr solltet wissen, dass die Folgen für Euch mehr als unangenehm sein werden. Es gibt Leute, die sind Spezialisten für Fälle wie den Euren. Sie können auch den verstocktesten Geist brechen. Denkt nur, wie hässlich das Geräusch sein muss, wenn Eure Knochen langsam zwischen zwei schweren Holzblöcken bersten …«
    Gallus zuckte zusammen. Der Oberkämmerer bemerkte es und war zufrieden. Er hatte die erste Kerbe in die Mauer geschlagen, die der Mönch um sich errichtet hatte. Die Spicarianer mochten außergewöhnliche Talente besitzen, aber auch sie waren nur Menschen, und die Angst vor körperlichem Schmerz war allen Menschen gemein. Doch zugleich war Einhard gar nicht glücklich, zu diesem Mittel Zuflucht nehmen zu müssen. Er würde im Leben niemanden der Folter ausliefern, aber er musste achtgeben, dass Gallus die Täuschung nicht durchschaute. Wenn der Mönch auch nur ahnte, dass er nicht wirklich in Gefahr war, wäre alles umsonst gewesen.
    »Oh ja«, fuhr Einhard fort und verbarg den Ekel, den er bei diesen Worten vor sich selbst empfand, »Ihr könnt mir glauben, dass es widerlich ist. Und stellt Euch nur den Gestank vor, den Euer verbranntes Fleisch verbreiten würde. Ich würde auch nur sehr ungern befehlen, Eure Fingernägel …«
    »Nein!«, schrie Gallus auf. »Nein, das könnt Ihr nicht tun! Ich werde … ich werde niemals …«
    Einhards Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, aus denen es eiskalt blitzte. Unbewegt sagte er: »Ich benötige nur Euren Geist. Was mit Eurem Körper geschieht, ist mir gleich.«
    Gallus sank in sich zusammen. Er verbarg sein Gesicht in den Händen und schluchzte. Einhard wusste nun, dass er es geschafft hatte.
    Der Spicarianer hob den Kopf, seine Züge waren von Verzweiflung verzerrt. »Was … was wollt Ihr von mir?«, fragte er kaum hörbar mit stockender Stimme.
    Einhard griff in ein Dokumentenkästlein, das neben ihm auf dem Samtpolster der Sitzbank stand, nahm ein Schriftstück heraus und überreichte es Gallus mit den Worten: »Lest Euch das hier gut durch. Und dann sagt mir, ob Ihr in der Lage seid, eine solche Aufgabe zu erfüllen.«
    Zögernd nahm der Mönch das Papier entgegen und ging es durch. Dann sah er verständnislos den Oberkämmerer an und sagte verwirrt: »Ich … ich verstehe nicht ganz … was das hier …«
    »Macht Euch keine Gedanken um die Hintergründe, ich werde Euch zu gegebener Zeit alles erklären. Fürs Erste will ich von Euch nur wissen, ob Ihr zu diesen Dingen fähig seid.«
    »Noch nie hat jemand so etwas versucht«, meinte Gallus und schüttelte leicht den Kopf. »Es wäre mir vielleicht möglich … doch ich würde Wochen brauchen, um herauszufinden, welche Methoden der Weissagung und welche Meditationen nötig sind.«
    »Zeit sollt Ihr haben. Nicht unbegrenzt, doch ausreichend, wie ich hoffe. Nur versucht nicht, mich zu hintergehen, indem Ihr nur vorgebt, dieses Ziel zu verfolgen, und in Wirklichkeit nicht die geringsten Fortschritte macht. Ich würde es bemerken, und die Folgen könnt Ihr Euch gewiss ausmalen«, entgegnete der Oberkämmerer kühl.
    »Satan verbirgt sich in der Kutte eines Mönchs«, sagte Gallus in hilflosem Zorn.
    Einhard erwiderte nichts. Er hatte sein Gesicht abgewandt und sah wieder aus dem Fenster. Das Glas vibrierte vom Rumpeln des Wagens, sodass er kein klares Spiegelbild von sich erkennen konnte.
        
     

42
     
    Caesarea Maritima
Im Thema Palaestina
     
    Stadt und Hafen glichen einem Bienenkorb, so sehr waren sie von rastloser Betriebsamkeit erfüllt. Das Hafenbecken war großzügig angelegt, und trotzdem war es bei Weitem zu klein, um alle Schiffe aufzunehmen, die sich hier versammelt hatten. Es handelte sich nicht um die gesamte weströmische Flotte, denn für den anstehenden Transport der schweren Infanterie nach Italien wurde nur die Hälfte der Schiffe benötigt, sodass die übrigen auch weiterhin Getreide von Alexandria zu den Städten Palaestinas, Phoenices und Syrias bringen konnten. Weil dennoch längst nicht alle der großen Galeeren und Frachtsegler im Hafen Platz fanden, hatten die meisten von ihnen nahe der Küste Anker geworfen und warteten dort darauf, dass sie benötigt wurden.
    Vor den Mauern Caesarea

Weitere Kostenlose Bücher