Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Geschwader der oströmischen Flotte ist mit Kurs auf Portus Romae ausgelaufen. Sie haben zwar keine Fußtruppen an Bord, doch dafür Spezialeinheiten, die mit Griechischem Feuer ausgerüstet sind. Sie dürften zwar im Ernstfall wenig ausrichten können, aber momentan bin ich für jede Hilfe dankbar.«
Der General grinste. »Damit macht der Befehlshaber der Flotte wenigstens die Charakterschwäche seiner Landsleute hier in Caesarea wieder wett.«
»Ach, Ihr meint, weil den Kaufleuten dieser schönen Stadt nichts eiliger war, als sofort nach meiner Ankunft die Preise für alle Waren zu erhöhen? Und weil die Bauern jammern, dass wir mit unseren Lagern ihre Felder ruinieren und Entschädigungen fordern? Ja, diese Leute zeigen wirklich unermessliche Dankbarkeit gegenüber denen, die sie vor den Persern gerettet haben.« Rufus Scorpio lachte bitter. Dann schüttelte er den Kopf und meinte mit einem Lächeln, das traurig und ironisch zugleich war: »Ich habe das Gefühl, Marcus Aventinius, dass Ideale keine allzu große Wertschätzung mehr genießen. Und glaubt mir, ohne Leute wie uns beide wäre diese Welt schon längst untergegangen.«
43
Pisae
In der Provinz Umbria
Andreas setzte mürrisch den Becher mit Fruchtsaft an den Mund. Nicht nur, dass ihm nach einer allzu kurzen Nachtruhe immer noch sämtliche Glieder vom Ritt des vorangegangenen Tages schmerzten; der schale Geschmack des Straßenstaubs hatte sich zudem in seinem Mund festgesetzt und ließ alles, was er aß oder trank, gleichermaßen ekelerregend erscheinen. Dass Franklin seit ihrer Abreise von Mons Securus sehr wortkarg und praktisch ständig in sorgenvolles Grübeln vertieft war, trug auch nicht unbedingt zur Verbesserung der Atmosphäre bei, so sehr sich Andreas auch schon des Öfteren gewünscht hatte, dass der Zeitreisende etwas weniger gesprächig sein könnte.
Überhaupt schien eine angespannte Stimmung in allen Städten seit Genua zu herrschen. Der Streit zwischen Nicaeern und Arianern war zwar vergessen, doch dafür überschattete die Kriegsgefahr das Leben in Italia Superior. Nur einen positiven Effekt hatte der drohende Einfall der Franken, er ließ verloren geglaubte römische Bürgertugenden wiederauferstehen. Überall bildeten sich Milizen von Freiwilligen, die sich um Veteranen der Legionen oder um ehemalige Offiziere scharten. Männer, die sich noch vor einigen Wochen als erbitterte Gegner gegenübergestanden hatten, waren jetzt bereit, Seite an Seite zu kämpfen und sich den schon lauernden Feinden in den Weg zu stellen. Andreas konnte sich nicht erinnern, je zuvor einen solchen Zusammenhalt unter den Bürgern des Imperiums erlebt zu haben; wohl nie hatte die Idee namens Rom derartig Besitz ergriffen von Herz und Verstand der Menschen wie jetzt. Die Bedrohung durch einen gemeinsamen Feind führte allen vor Augen, dass sie zusammengehörten und dass es Dinge gab, die es wert waren, dass man sie verteidigte.
Franklin biss lustlos und abwesend in eine Scheibe trockenen Brotes. »Es ist zum Kotzen«, grummelte er. »Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll. Die einzige verdammt vage Möglichkeit, in dieser beschissenen Welt herauszufinden, wie ich die Zeitlinie wieder geraderücken kann, ist vor meinen Augen verschwunden. Und wer weiß, was Einhard oder wer auch immer diesen Mönch jetzt in seiner Gewalt hat, mit dem Typen anstellt. Ich hasse es, keine Kontrolle über das Geschehen zu haben!«
Andreas sah sich unruhig in der Gaststube der Herberge, in der sie die Nacht verbracht hatten, um. »Herr im Himmel, Franklin!«, flüsterte er. »Pass doch auf, was du sagst! An den Tischen um uns sitzen Leute, die das hören könnten.«
»Und wenn schon«, erwiderte Franklin und warf ärgerlich das Brot auf den Teller. »Die würden sowieso kein Wort kapieren. Verflucht, ich muss mir irgendwas einfallen lassen, um an den Mönch zu kommen, falls er noch lebt.«
»Wenn die Franken in Italien einfallen und wirklich Rom erobern sollten, kannst du dich von diesem Gedanken verabschieden. Also wirst du zunächst einmal darüber nachdenken müssen, wie man sie aufhalten kann, bevor du dich um das nächste Problem auf der Liste kümmerst.«
Entnervt fuhr sich Franklin mit der Hand durch die Haare. »Du hast ja recht. Aber das ist auch nicht so einfach, wir haben ja noch nicht einmal die leiseste Ahnung, was genau die Franken vorhaben.«
Er stand auf und legte eine Handvoll kleiner Münzen auf den Tisch. »Okay, Jammern hilft
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