Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
das an!«
Auch Franklin machte keinen glücklichen Eindruck, aber er schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. »Sie wollten uns töten«, meinte er ungerührt, »und sind selber gestorben. Das ist das Risiko eines Soldaten. Und wenn ich Napalm gehabt hätte, hätte ich auch das benutzt.«
Napalm! Andreas wusste, dass er dieses Wort noch nie zuvor gehört hatte. Und trotzdem drängte sich ihm sofort ein Bild auf: Schreiende Kinder mit verbrannter Haut, die eine Straße entlangliefen. Es war ein Teil der Vision, zu der die Weise Frau Gisela ihn viele Wochen zuvor geführt hatte. Und für einen verschwindend kurzen Augenblick fragte er sich, ob eine Welt, in der es Napalm gab, was immer das auch sein mochte, die Mühe wert war, die Franklin sich für ihre Rettung machte.
Noch Stunden nach der Katastrophe hatten sich die Franken nicht von ihrem Schock erholt. Über ihrem Lager hing eine unsichtbare Wolke düsterer, alles lähmender Fassungslosigkeit. Kaum jemand sprach, nichts war zu hören außer dem Knacken der Lagerfeuer und dem Zirpen der überall verborgenen Grillen. Selbst die Pferde schienen von dieser Stimmung erfasst worden zu sein, nur selten hörte man ein gedämpftes Schnauben von ihnen.
Unbehelligt von den Römern hatten fränkische Soldaten den ganzen Abend bis zum Einbruch der Dunkelheit die verbrannten Überreste ihrer Kameraden geborgen, damit die Toten in rasch ausgehobenen Gruben beerdigt werden konnten. Die nicaeischen Feldgeistlichen sprachen unablässig ihre schwermütigen lateinischen Verse an den Gräbern. Die alten Reisfelder waren zum fränkischen Totenacker geworden.
In der Mitte des Vierecks aus schnurgerade ausgerichteten Reihen niedriger Zelte befand sich Wibodus’ Quartier. Zu beiden Seiten des Eingangs zu seinem großen Generalszelt waren die Feldzeichen der Heerbanne aufgepflanzt worden, deren stolze Adler, Falken und Löwen in fast zynischem Widerspruch zur Stimmung der Armee standen. Im Inneren des Zeltes hatten sich die Herzöge um einen großen Falttisch versammelt und besprachen, noch immer unter dem Eindruck des Desasters, im Schein flackernder Öllampen die Lage.
»Es gibt wenig, was wir tun könnten«, meinte General Wigbert resignierend. »Wir sind den Römern zahlenmäßig zwar immer noch um fast das Dreifache überlegen. Aber wir können nicht angreifen, unsere Panzerreiter sind nicht in der Lage, den Kanal zu überqueren. Und auf der engen Brücke würden sie abgeschlachtet werden. Wir sind ein hilfloser Riese.«
»So sehe ich es leider auch, General Wibodus«, fügte Herzog Radolf hinzu. »Wir werden warten müssen, bis in etwa zwei Wochen unser Fußvolk eintrifft. Mit ihm können wir den Graben mühelos überwinden, dann ist der Sieg unser.«
»Unfug!«, rief Wibodus aus und ließ die flache Hand auf den Tisch knallen. »Ihr Narren! Glaubt Ihr denn allen Ernstes, die Römer würden in dieser Zeit untätig bleiben? Ihre Auxiliartruppen aus den Nachbarprovinzen und ihre Verbündeten werden anrücken, sie werden die Veteranen einberufen und neue Einheiten aufstellen. Und sie werden dafür nicht lange brauchen, das solltet Ihr wissen! Und wie lange werden wir mit unseren Vorräten auskommen? Die Dörfer und Städte der Umgebung sind von ihren Bewohnern verlassen, Speicher und Scheunen leer geräumt. Uns bleibt keine Zeit, wir müssen Rom rasch in unsere Gewalt bekommen. Dann mag geschehen, was will. Mit mehreren Hunderttausend Geiseln in unseren Händen könnten wir alles erzwingen. Aber dazu müssen wir erst Portus Romae einnehmen, um Rom aushungern zu können. Wie erreichen wir in dieser Lage unser Ziel? Das ist die Frage, mit der Ihr Euch befassen müsst!«
Die Herzöge starrten grübelnd auf die Karte der Umgebung Roms, die vor ihnen ausgerollt auf dem Tisch lag.
Schließlich meldete sich zögernd General Fulrad zu Wort.
»Wir könnten auf die nördlich von hier verlaufende Via Clodia ausweichen. Zwar führt der Kanal bis zum Lacus Sabatinus, aber bis die Römer ihre Truppen dorthin verlegt haben, sind wir längst unbehelligt über dieses Hindernis hinweggegangen und können ihre Streitmacht in der offenen Feldschlacht überrennen.«
Oberst Waldo schüttelte den Kopf. »Das ist völlig unmöglich. Seht, die Via Clodia verläuft durch Hügelland. Dort lässt sich schwere Reiterei nicht einsetzen, die römische Infanterie wäre ihr gegenüber trotz ihrer geringeren Zahl an Männern weit im Vorteil.«
Wibodus grummelte unwillig, und jeder der fränkischen
Weitere Kostenlose Bücher