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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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denen werden sich die meisten hinterher die Gänseblümchen von unten anschauen.«
    Die militärischen Details interessierten den Ingenieur nicht sehr. Ihn beschäftigte die Frage, wie lange Rom ohne das Wasser des Lacus Sabatinus auskommen würde.
    »Wenn wir knapp berechnete Rationen zuteilen«, sagte Datius, »reicht es vielleicht für eine Woche. Die großen Thermen haben eigene Zisternen, aus denen wir für eine Weile schöpfen können. Was aber den Tiber betrifft … der Fluss ist vollkommen verdreckt. Außerdem führt er nach den Monaten der Trockenheit kaum Wasser, muss aber trotzdem die gleiche Menge an Schmutz aufnehmen. Ihr könnt Euch vorstellen, dass der Tiber uns keine Hilfe sein wird.«
    »Soll das heißen, die Menschen werden verdursten, wenn die Wasserleitung wesentlich länger als eine Woche unterbrochen bleibt?«, fragte Franklin Vincent zweifelnd. »Aber es muss doch Unmengen an Wein und so in den Lagerhäusern der Stadt geben. Ist vielleicht nicht der ideale Durstlöscher, aber doch besser als gar nichts.«
    Datius Hildebadus korrigierte Vincent sofort. »Der Durst wird nur eines unserer Probleme sein, wenn auch kein geringes. Nein, ich denke vielmehr an die Mengen von Fäkalien und Schmutz, die Tag für Tag von sechshunderttausend Menschen hervorgebracht werden, ob sie nun wollen oder nicht. Wisst Ihr, wie schnell sich bei diesem Wetter Krankheiten ausbreiten werden, wenn die Abwasserkanäle mit Exkrementen gefüllt sind, die nicht fortgeschwemmt werden?«
    Captain Vincent nickte wortlos. Er wusste es nur zu gut.
    Und Andreas fragte den Ingenieur fast flehend: »Aber gibt es denn sonst gar nichts, was wir tun könnten?«
    Ohne zu zögern, antwortete Datius. »Doch. Beten, dass Wolkenbrüche niedergehen.«
        
     

47
     
    Vor der Westspitze Cretas
An Bord der Roma Aeterna
     
    Die vielen Schiffe der weströmischen Flotte glitten langsam durch die sternenklare Nacht westwärts. Silbrig helles Mondlicht, zusätzlich reflektiert von der Meeresoberfläche, fiel auf die Rümpfe und großen Segel, ließ die Konturen hart hervortreten und tauchte dennoch alles in eine Atmosphäre der Unwirklichkeit. Doch der unirdische Eindruck wurde durchbrochen von den dumpfen Paukenschlägen, die von den Galeeren tönten, und durch den Takt der klatschend ins Wasser tauchenden zahllosen Ruder. Die mächtigen Handelsschiffe, die keine Ruder besaßen, mussten von ihren großen Beibooten geschleppt werden; Maate trieben die Besatzungen aus Seeleuten und Legionären mit unablässigen, lauten Rufen dazu an, die Riemen gleichmäßig und kräftig in Bewegung zu halten.
    Marcus Aventinius stand am Bug der Roma Aeterna. Er stützte sich mit den Armen auf die hölzerne Reling und sah hinaus in die Nacht. Drückende Sorgen und die stickige Luft in seiner Kabine hatten ihn keinen Schlaf finden lassen, also war er an Deck gegangen. Doch auch dort war es nicht wesentlich besser. Kaum ein Windhauch bewegte die fast stehende, warme Luft, und ganz gleich, in welche Richtung er den Kopf wandte, überall ringsumher sah er die qualvoll dahinschleichenden Schiffe, sodass auch seine Sorgen gegenwärtig blieben.
    Wenn doch nur endlich der Wind wiederkäme, dachte er und legte seine Stirn in tiefe Falten. Seit Tagen dümpeln wir nun schon dahin. Wenn sich das nicht bald ändert …
    Er zwang sich, diesen Gedanken unvollendet zu lassen.
    Der Anblick der vielen fast bewegungslos im Wasser liegenden Schiffe mit ihren schlaffen Segeln deprimierte den General. Er beschloss, wieder zu Bett zu gehen, da er es allemal vorzog, schlaflos grübelnd an die Decke zu starren, als seine Sorgen verkörpert durch die nahezu stillstehende Flotte in jeder Richtung unübersehbar vor Augen zu haben.
    Gerade als er sich zum Gehen umwandte, hörte er ein dumpfes Klatschen von der gegenüberliegenden Seite des Decks, ganz so, als ob dort jemand etwas Großes über Bord geworfen hätte. Er ging hinüber, um nachzusehen, was geschehen war. Doch er fand niemanden vor, und nichts war zu hören außer dem Knarren des hölzernen Rumpfes und dem gleichmäßigen Eintauchen der Ruder im Takt der gedämpft aus dem Bauch des Schiffes herauftönenden Pauke.
    Als er sich genauer umsah, bemerkte er einen länglichen Gegenstand, der kaum erkennbar im schwarzen, harten Schatten einer Seilwinde auf den Decksplanken lag. Und als er näher herankam und in die Knie ging, konnte er auch sehen, dass es sich um ein Offiziersschwert handelte. Ein kleines Blatt Papier lag unter

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