Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Zacharias sehr erwachsen vor.
„Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann“, sagte Professor Freising. „Daran besteht kein Zweifel.“
Es war spät geworden. Zacharias suchte aus dem Vorrat an trockenem Holz, der neben der Tür aufgestapelt war, einige schmale Scheite heraus und schichtete sie in der Feuerstelle geschickt um das Stroh, das er von dem Lager hinter dem Regal besorgt hatte. Dann nahm er eine Fackel aus ihrer Halterung und zündete die trockenen Halme an. Das Feuer griff auf die Holzscheite über und ganz allmählich wurde es in dem runden Turmzimmer mollig warm. Der Professor hatte das, was einmal eine Zahnkrone gewesen war, aus der Schüssel genommen und poliert, bis das Stückchen Gold nur so funkelte.
Er gähnte. „Es ist spät geworden. Wir sollten uns noch ein bisschen aufs Ohr legen. Die Nacht ist nicht mehr lang, und du hast morgen einen anstrengenden Tag und eine weite Reise vor dir. Eine sehr weite Reise sogar.“
„Ich bleibe trotzdem noch ein bisschen auf. Aber bestimmt nicht mehr lange“, entgegnete Zacharias.
„Wie du meinst. Ich jedenfalls sage schon mal gute Nacht.“
Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Professor Freising auf die Bettstelle hinter dem Regal plumpsen. Kurz darauf war nur noch ein lautes Schnarchen zu hören.
Zacharias hatte bereits alles gefunden, was er brauchte und es sich am Feuer bequem gemacht. Das Schnitzen war nicht so einfach, wie er gedacht hatte, doch nach einer Weile hatte er heraus, wie er das Messer ansetzen musste, um schneller voranzukommen. Trotzdem dauerte es noch ziemlich lange, bis er endlich fertig war. Das Feuer war fast niedergebrannt und er konnte kaum noch die Augen offen halten. Doch die Mühe hatte sich gelohnt. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Hanna würde sich bestimmt riesig freuen.
Noch aber war nicht entschieden, ob er die Tochter der Heilerin tatsächlich wiedersehen würde. Nur eines war wirklich sicher: Um den Plan des Professors auszuführen, würde er jede Menge Glück brauchen.
Ein gebrochenes Versprechen
Der Professor hatte sich auf dem Strohsack hinter dem Regal ziemlich breitgemacht. Zacharias war nichts anderes übrig geblieben, als sich mit einer Armvoll Stroh eine notdürftige Schlafstätte auf dem Steinboden einzurichten. Er war so müde gewesen, dass er trotzdem gleich eingeschlafen war, aber schon wenige Stunden später erinnerte ihn sein schmerzender Rücken daran, was für ein Luxus doch ein richtiges Bett war.
Im Halbschlaf wälzte er sich hin und her und versuchte vergeblich, eine etwas bequemere Position zu finden. Ein plötzliches Geräusch ließ ihn auffahren. Da war jemand an der Tür! Er sah nach dem Professor, der mit ausgebreiteten Armen auf seinem Strohsack lag und so friedlich vor sich hin schnarchte, als ob er nichts auf der Welt fürchten müsste.
Krachend wurde die Tür aufgestoßen und der Burgvogt polterte herein, gefolgt von dem Grafen und zwei bewaffneten Wächtern. Als er den schlafenden Professor auf dem Strohsack liegen sah, blieb er so abrupt stehen, dass der Graf ihm fast auf den Rücken geprallt wäre. Er schien kaum glauben zu können, was er da sah. Fassungslos starrte er den Schlafenden an.
Zacharias sprang auf und rüttelte den Professor wach. „Los, aufstehen! Sie sind da! Der Graf und der Burgvogt!“
Mit einem unwilligen Gemurmel schob der Professor Zacharias Hand weg und rappelte sich hoch. „Ist gut, ist gut. Ich bin ja schon wach.“
Ungläubig schüttelte der Burgvogt den Kopf.
„Du hast ... geschlafen? Du hast nicht die ganze Nacht versucht, dein armseliges Leben zu retten?“ Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. „Nun, warum auch nicht. Vielleicht ist es ja gnadenreicher, sich frühzeitig in das Unvermeidliche zu schicken.“
Er gab den Wachen ein Zeichen. „Los, bringt die beiden in den Kerker!“
Der Professor war aufgestanden. Er würdigte den Burgvogt keines Blickes. Statt dessen verbeugte er sich tief vor dem Grafen, der mit verschränkten Armen, groß und düster und wieder ganz in Schwarz gekleidet, schweigend neben dem Burgvogt stand.
„Es ist mir eine Ehre, hoher Herr, Euch berichten zu können, dass ich gemeinsam mit meinem Gehilfen heute Nacht über die Maßen erfolgreich war.“
Der Kopf des Burgvogts nahm die Farbe einer reifen Tomate an. Es sah aus, als würde er jeden Augenblick platzen.
„Ihr ... was habt ihr ... ich glaube dir kein Wort! Verfluchte Betrüger seid ihr!“
„Wenn Ihr gesehen
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