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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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Alte das Schweigen und drohte Hanna wütend mit seiner Krücke.
    „Nicht so schnell.“ Der Verletzte hob die Hand, ließ sie aber sofort wieder sinken, als sei sie zu schwer für seinen misshandelten Körper. Er sprach langsam und abgehackt, und die Anstrengung ließ seine Stimme flattern.
    „Dieses Mädchen hat Mut, und Gerald der Schwarze hat nichts zu verlieren. Ich habe keine Lust, auf dieser verdammten Lichtung zu verrecken. Lasst sie gewähren!“

Hannas Bewährung
    Hanna wusste, dass der gebrochene Knochen gerichtet werden musste. Und sie wusste auch, dass sie so etwas noch nie zuvor getan hatte. Allerdings hatte sie schon einige Male zugesehen, wie ihre Mutter Knochenbrüche behandelte und war ihr dabei zur Hand gegangen. Sie starrte auf die klaffende Wunde im Oberschenkel des großgewachsenen Mannes. Die Verletzung war sehr groß, mit ziemlicher Sicherheit würde sich die Wunde entzünden, wenn sie nicht richtig behandelt wurde.
    Fieberhaft versuchte sie, sich daran zu erinnern, was ihre Mutter ihr beigebracht hatte. Zuerst musste das gebrochene Glied gestreckt werden. Anschließend wurde es geschient, damit sich das Gebein möglichst gerade wieder zusammenfügte. Aber das hier war anders, der Bruch war offen, ohne Mühe konnte sie die Enden der gebrochenen Knochen erkennen, die aus dem Fleisch ragten. Sie musste sie in die richtige Lage bringen. Das würde höllisch wehtun.
    Prüfend betrachtete sie das bleiche Gesicht, sah die tiefen, dunklen Ringe unter den Augen, die zuckenden Lider und den Schweiß auf der Stirn des Mannes, der sich Gerald der Schwarze nannte. Der Schwarze. Wahrscheinlich, weil seine Haare und der struppige Bart so pechschwarz waren. Sie selbst hatte auch schwarzes Haar, so schwarz wie die Farbe des Waldsees um Mitternacht, wie Mutter einmal gesagt hatte. Geralds Schopf aber war so dunkel, dass er das Licht, das auf ihn fiel, regelrecht verschluckte und seinen Träger trotz der schlimmen Verletzung grausam und furchteinflößend erscheinen ließ.
    Nein, sie spürte kein Mitleid mit diesem Mann, doch sie würde alles tun, um ihm zu helfen. Es war die einzige Chance, hier herauszukommen, das war ihr schnell klar geworden. Ihr Blick streifte den Alten, der sie, gestützt auf seine Krücke, argwöhnisch beglotzte und dabei mit dem Kopf wackelte, dass ihm der faltige Hals nur so schlotterte. Natürlich gab es keine Garantie, dass diese Kerle sie a nschließend freiließen. Aber wenn sie ihre Mutter und ihren kleinen Bruder jemals wiedersehen wollte, blieb ihr nur diese Hoffnung. Der Gedanke an Mutter und Arne versetzte ihr einen Stich ins Herz und schnell schob sie ihn beiseite, um sich wieder auf die schwere Aufgabe zu konzentrieren, die vor ihr lag.
    „Ich brauche meinen schwarzen Sack. Und reines Wasser. Es muss heiß sein. Dazu bringt mir frische Verbände!“
    Zufrieden stellte Hanna fest, dass sie selbstsicherer geklungen hatte, als sie sich fühlte. Der Alte blinzelte sie entgeistert an. Dass sie nun auch noch Forderungen stellte, brachte ihn offensichtlich völlig aus dem Konzept. Sogar das Kopfwackeln war plötzlich verschwunden.
    „Was glaubst du, wo du hier bist, hä? In einem Kloster der Barmherzigen Schwestern? Wir haben keine Verbände!“
    „Dann bringt mir eben irgendwelche Lappen, die einigermaßen sauber sind. Wenn ihr keine habt, dann schneidet halt ein Hemd entzwei.“
    „Ein gutes Hemd zerschneiden? Bist du wahnsinnig, hä?“
    „Tut, was sie sagt“, stöhnte Gerald. „Und beeilt euch. Ich halte diese Schmerzen nicht mehr aus.“
    Mit einer missmutigen Handbewegung wies der Alte eine der Frauen an, sich um Hannas Wünsche zu kümmern. Die verwahrlosten Gestalten, die eben noch am Feuer gesessen hatten, bildeten jetzt einen engen Kreis um Hanna und ihren verletzten Anführer. Aus ihren schmutzigen Gesichtern las Hanna aufgeregte Neugier, aber auch Misstrauen und Feindseligkeit. Für diese Menschen war sie nur ein Mädchen, das vorgab, eine Heilerin zu sein. Sie wagte nicht, darüber nachzudenken, was geschehen würde, wenn sie erfolglos blieb. Die Frau, die der Alte nach Verbänden geschickt hatte, warf ihr eine Handvoll leidlich sauberer Stofffetzen von unterschiedlichen Größen und Farben in den Schoß. Offenbar hatte sie es doch nicht übers Herz gebracht, ein kostbares Hemd zu opfern.
    Ein Kind schleppte einen dampfenden Kessel mit Wasser heran. Hanna tauchte ein Stück Stoff hinein und reinigte sorgfältig ihre Hände. Als sie behutsam Geralds Bein

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