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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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stehen geblieben war, um die Auslagen einer Töpferei zu bewundern. Sie war zu weit weg, als dass sie ihn hören konnte. Er nutzte die Gelegenheit und machte den Professor auf die seltsame Bauweise der Fensterläden aufmerksam.
    „Ob du´s glaubst oder nicht“, sagte Professor Freising bedächtig, „aber das ist der Grund, warum wir in unserer Zeit für kleine Geschäfte auch das Wort Laden verwenden. Weil eben früher die W aren auf dem Fensterladen angeboten wurden.“
    Sie schlenderten weiter, vorbei an einer Schmiede, in der ein muskelbepackter Mann mit einer Lederschürze einen schweren Hammer schwang. Mit bemerkenswerter Schnelligkeit schlug er auf einen glühenden Eisenstift ein, den er mit einer langen, gebogenen Zange auf dem Amboss in der richtigen Position hielt. Auf dem zur Schmiede gehörenden Fensterladen lagen die Ergebnisse seiner Arbeit zum Verkauf bereit: Nägel mit rundlichem oder eckigem Kopf und in allen erdenklichen Größen. Die längsten waren nicht viel kü rzer als ein Unterarm.
    Hanna betrachtete staunend die Auslage.
    „Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Nägel geben kann. So etwas können sich wohl nur die reichen Stadtbürger leisten.“
    Auf die Nagelschmiede folgte eine Bogenwerkstatt, deren Wände mit lauter gefiederten Pfeilen geschmückt waren. Auf einem Hocker saß der Bogner und spannte eine Sehne in den Bogen zwischen seinen Knien. Nebenan, ein paar Schritte weiter, hobelte ein Drechsler an einer Eckbank und scherzte lauthals mit dem Schuster, der gege nüber auf der anderen Straßenseite Lederhäute zuschnitt.
    Und dann, fast schon am Ende der Straße, fanden sie endlich eine Schenke. An der Stange über dem Eingang des Wirtshauses schaukelte ein verrostetes Schild mit einem aufgemalten Gegenstand, der entfernt an eine Kopfbedeckung erinnerte. Zum goldenen Hut stand darunter. Von drinnen war Gesang zu hören, dann ein Krachen, als ob Holz splitterte. Grölendes Gelächter folgte.
    „Hm“, sagte Professor Freising, „das hört sich nicht gut an. Vielleicht gehen wir besser nicht hinein.“
    In derselben Sekunde wurde die Tür so heftig aufgestoßen, dass sie fast aus den Angeln brach. In hohem Bogen flog ein Mann hinaus in den Straßenschmutz. Ächzend versuchte er, auf die Beine zu kommen. Es fiel ihm nicht leicht, da er sichtlich betrunken war, und es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er endlich schwankend auf den Füßen stand. Blut lief ihm über das Gesicht. Der Betrunkene tastete nach der Wunde auf seinem Kopf und betrachtete staunend seine blutigen Finger, als ob er noch nicht ganz verstanden hatte, was gerade passiert war.
    Ein weiterer Mann erschien in der Tür. Er war dick und glatzköpfig, und auf seinem fleischigen, roten Gesicht standen feine Schweißperlen. Um den enormen Bauch hatte er eine fleckige Schürze gebu nden. Er stemmte die Hände in die Hüften.
    „Wag es nicht noch mal, ohne Geld in meine Schenke zu kommen, du verdammter Zechpreller! Das nächste Mal kannst du froh sein, wenn ich dir nur ein Stuhlbein über deinen Säuferschädel ziehe und nicht Schlimmeres geschieht!“
    Der so Beschimpfte glotzte den Gastwirt an. Er schien nach einer passenden Erwiderung zu suchen, doch anstatt etwas zu sagen, drehte er sich einfach um und torkelte mit unsicheren Schritten davon.
    Der Wirt musterte Zacharias und seine Begleiter mit finsterer Miene. „Was haltet ihr hier Maulaffen feil? So geht es eben zu, wenn einer seine Zeche nicht zahlen will.“
    „Habt Ihr vielleicht ein Zimmer für uns?“ entgegnete der Professor höflich.
    Der Wirt zog seine Nase kraus wie einen Schweinerüssel.
    „Ein Zimmer? Könnt ihr denn zahlen?“
    Hanna kramte das Silberstück aus ihrer Tasche und reichte es dem Wirt. Der betrachtete es sorgfältig von allen Seiten. Dann biss er kräftig hinein. Auf seinen fettglänzenden, rosigen Wangen breitete sich ein feistes Lächeln aus.
    „Seid willkommen in meiner bescheidenen Wirtschaft, edle Reisende.“
    Geschickt ließ er das Silberstück in seine Schürze gleiten und verbeugte sich, so weit es seine Leibesfülle zuließ. Hanna wollte prote stieren, aber der Wirt ließ sie nicht zu Wort kommen.
    „Ich bewahre es für Euch auf und Ihr bekommt das Wechselgeld, wenn Ihr weiterzieht. So ist es doch am einfachsten für alle.“ Mit einer einladenden Bewegung riss er die Tür auf und wies ins Innere der Schenke. „Kommt herein, ich habe einen Eintopf auf dem Feuer, der Euch munden wird.“
    „Wir wollen keinen Ärger“, sagte

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