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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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wenn er auf einer Stange an der Stadtmauer steckt!“
    „Ich habe gehört, dass heute sogar eine Hexe dabei sein soll“, meldete sich der Erste wieder.
    „Eine richtige Hexe! Das verspricht eine Menge Spaß!“
    „Vielleicht lässt der Graf sie ja verbrennen!“, mischte sich der Wirt ein. „Meiner Meinung nach ist das die einzig gerechte Strafe für Zauberei.“
    „Ja, brennen sollen alle Hexen!“ Der Dünne nahm einen tiefen Zug aus seinem Krug. „Ich habe gehört, dass man dem Hexenpack die dunkle Seele aus dem Mund fliegen sieht, wenn es Bekanntschaft mit dem reinigenden Feuer macht!“
    Hanna ließ den Löffel sinken. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt.
    „Vielleicht sollten wir uns jetzt unser Zimmer ansehen“, sagte der Professor schnell.
    Sie beendeten ihr Mahl und kletterten über eine knarrende Stiege ohne Geländer in den ersten Stock, wo der Wirt eine schmale Tür aufstieß, die sich tapfer an die einzige verbliebene Angel klammerte.
    „Das ist das Gastzimmer. Meine Familie und ich schlafen nebenan.“
    Angewidert sah sich Zacharias in dem kahlen, schmutzstarrenden Raum um. Dass die Wände einmal weiß getüncht gewesen waren, ließ sich nur erahnen. Bis auf ein paar Strohsäcke gab es keine Einrichtung. Nur eine dicke, schwarze Spinne saß in einer Ecke des Fensterrahmens in ihrem Netz und wartete auf Beute. Als der Wirt sie bemerkte, zerquetschte er sie mit einem schnellen Schlag seiner fleischigen Hand. Ein rotbrauner Fleck blieb an der Wand zurück.
    „Ungeziefer dulde ich nicht in meiner Herberge. Bei mir geht alles sauber zu!“ Er wischte sich die Hand an der Schürze ab.
    „Äh ... ja,“, sagte der Professor. „Das Zimmer ist in Ordnung. Für heute wird es genügen müssen.“
    „Ihr seid wohl Besseres gewohnt?“ Der Wirt verzog beleidigt das Gesicht. „Bisher hat sich noch keiner beschwert, der bei mir untergekommen ist.“
    Als sie wieder nach unten kamen, war die Wirtsstube fast leer. Nur zwei einsame Zecher saßen noch an einem der Tische und würfelten.
    „Wo sind denn alle hin?“, fragte Zacharias erstaunt.
    „Zum Marktplatz“, brummte der Wirt. „Die Gerichtssitzung fängt bald an. Das lässt sich von den Trunkenbolden keiner entgehen.“

Der Prozess beginnt
    Als sie die Schenke verließen, hatte sich der Himmel wieder zugezogen und zeigte sich jetzt in einem gleichmäßigen, verwaschenen Grau. Vereinzelte Schneeflocken wirbelten durch die Luft, aber noch sah es nicht so aus, als ob es richtig schneien würde. Auf dem Marktplatz hatten die Händler die meisten Stände schon abgebaut. Einige fegten mit Reisigbesen das Kopfsteinpflaster. Andere verluden die nicht verkauften Waren auf Fuhrwerke und Karren und wieder andere versuchten noch schnell, die Vorübergehenden zu überreden, sich die einmalige Chance auf ein letztes, gutes Geschäft nicht entgehen zu lassen.
    Der Baldachin unter der alten Linde war jetzt vollständig aufgeschlagen. Rückwärts und an beiden Seiten hingen glänzend weiße Stoffbahnen herab, sodass nur von vorn, wo das Publikum erwartet wurde, das Innere eingesehen werden konnte. Dort stand der längl iche Gerichtstisch auf seinem Podest. In einigem Abstand hatten Wachen im Halbrund, Schulter an Schulter, Posten bezogen und schauten regungslos zu, wie sich der Platz vor ihnen langsam mit Schaulustigen füllte.
    „Wir sollten uns beeilen, wenn wir ganz vorne stehen wollen“, meinte Zacharias.
    Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menge, bis sie auf die Kette aus bewaffneten Männern stießen. Von hier würden sie einen guten Blick auf das Geschehen haben.
    Über den Gerichtstisch war ein Tuch gebreitet, das mit dem grün-gelben Wappen des Grafen von Sonningen bestickt war. Hinter dem Tisch stand ein Stuhl mit hoher Lehne bereit, geschmückt mit prächtigen Schnitzereien. Neben ihm warteten auf jeder Seite zwei weit ere, einfachere Sitzmöbel.
    Mit würdevollen Bewegungen nahm ein Mann mit kinnlangem, rund geschnittenem Haar am Ende des Gerichtstisches Platz. Er trug eine grüne Kappe mit seitlich aufgerollter Krempe, die oben in einer abgeknickten Spitze mündete. Das knielange, ebenfalls grüne Gewand hatte der Mann über dem kugelrund hervorstehenden Bauch gerafft und mit einem breiten Lederriemen umgürtet, an dem eine schmale Tasche befestigt war. Unter dem Arm hielt er mehrere Pergamentro llen, die er nun eine nach der anderen sorgfältig nebeneinander auf der Tischplatte ausrichtete. Die letzte Rolle legte er nicht zu den anderen,

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