Die Zeitreisenden in Callahans Saloon
fest, daß Doc, Noah und ich als Sieger des Punday-Abends feststanden, und wir gönnten uns gerade einen weiteren Gratisdrink mit Hauptman, als Doc eine Idee hatte.
»Hören Sie mal, Mike«, rief er, »glauben Sie nicht, daß ein Haufen cleverer Jungs wie wir Tom einen Job verschaffen könnten?«
»Ich will Ihnen was sagen, Doc«, antwortete Callahan und kratzte sich am Nacken, »ich habe auch schon darüber nachgedacht.« Er zündete eine Zigarre an und musterte den Pfarrer sachverständig. »Tom, verstehen Sie etwas vom Barbetrieb?«
»Wie? O ja, natürlich, ich habe einige Sommer lang in einer Bar ausgeholfen, bevor ich Pfarrer wurde.«
»Na also«, brummte Callahan, »ich werde nämlich auch nicht jünger. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hinter der Theke zu stehen, macht jemandem in Ihrem Alter nichts aus, aber ich bin über fünfzig. Ich habe letzte Woche einem Mann einen Schwinger versetzt – und der Kerl hat doch glatt zurückgeschlagen. Ich hatte vorgehabt, eine Halbtagskraft einzustellen, damit ich einen Teil der Last auf andere Schultern abwälzen kann. Und ich würde mich geehrt fühlen, wenn ein Mann Gottes meinen Schnaps ausschenkt.«
Erschrockenes Gemurmel wurde laut; wir alle sahen Tom Hauptman beeindruckt an, weil ihm diese Ehre zuteil wurde. Er blickte sich um, denn er wußte genau, daß die Entscheidung genauso bei uns lag wie bei Callahan.
»Warum, zum Teufel, nicht?« brüllten Longdrink und der Doc gleichzeitig, und der Pfarrer begann zu weinen.
»Mr. Callahan«, schluchzte er, »ich wäre stolz, wenn ich Ihnen in Ihrer Bar helfen dürfte.«
Tosender Jubel brach los, und ungefähr zwei Dutzend Gläser trafen über dem inzwischen wieder angefachten Kaminfeuer zusammen; Alle wollten gleichzeitig Trinksprüche ausbringen, und irgendwo im Hintergrund des Raumes ging ein Knallfrosch los. Der Pfarrer wurde auf etliche Schultern gehoben, und der am falschesten singende Chor der Welt versicherte ihm, daß er wirklich ein Jolly Good Fellow sei.
»Das müssen wir begießen«, entschied Callahan. »Was soll es sein, Tom?«
»Na ja«, meinte der Pfarrer schüchtern, »ich habe schrecklich viel Gin getrunken und bin vollkommen außer Form. Ich nehme wohl am besten einen Pferdearsch.«
»Reverend«, stellte Callahan zutiefst betrübt fest, »was immer das ist, es geht auf Kosten des Hauses. Davon habe ich nämlich noch nie gehört.«
Die Gespräche im Raum verstummten mitten im Satz, weil wir diese Neuigkeit erst einmal verdauen mußten. Soviel ich weiß, hatte Callahan das letzte Mal 1968 einen Drink ausgeben müssen, weil ein Spaßvogel mit einem Filzhut eine Schwester Oberin verlangt hatte. Es stellte sich heraus, daß es sich um einen Martini mit einer Pflaume handelte, und Callahan war tatsächlich losgezuckelt um eine Pflaume zu kaufen.
Hauptman beobachtete erstaunt die Unruhe, die er ausgelöst hatte, und stotterte schließlich: »Na ja, also, es wird Ihnen nicht viel Mühe machen. Es ist nur ein Ginger Ale mit einer Kirsche.« Er unterbrach sich verlegen und fuhr dann noch schüchterner fort. »Wissen Sie, man nennt ihn so, weil je ...«
»... DER, DER SO ETWAS BESTELLT, EIN PFERDEARSCH IST«, intonierte ein Dutzend Stimmen im Chor, und von überall regnete es Erdnüsse auf ihn. Tommy Janssen schleuderte einen halbvollen Krug in den Kamin, und der Schnelle Eddie fing ihn mit der rechten Hand im Flug auf, während er mit der linken den neuesten Schlager klimperte.
Hauptman nahm seinen Drink von Callahan entgegen und hatte ihn bereits an den Mund gesetzt, als er die überaus echt wirkende Fliege entdeckte, die Callahan zuvorkommend beigesteuert hatte. Die Explosion war nicht von schlechten Eltern, und ich kann beschwören, daß ihm das Ginger Ale aus den Ohren spritzte.
»Eigentlich hätten Sie darauf gefaßt sein müssen«, bemerkte Callahan laut und deutlich. Irgendwie gelang es dem Schnellen Eddie, ihm den Krug an den Kopf zu werfen, ohne den Schlager zu unterbrechen. Callahan fing das Geschoß geschickt auf und nahm einen tiefen Zug.
»Das gefällt mir«, dröhnte er und rammte sich die Zigarre wieder zwischen die Zähne. »Ein Lokal, das lustig ist.«
Copyright © 1977 by Spider Robinson
Das Dilemma des Tausendfüßlers
Was Fogerty zustieß, war ein geradezu klassisches Beispiel für das Dilemma des Tausendfüßlers. Natürlich geschah ihm recht, und es hatte ja früher oder später so kommen müssen. Aber es hätte noch viel schlimmer für ihn ausfallen können, wenn er
Weitere Kostenlose Bücher