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Die Zeitreisenden in Callahans Saloon

Titel: Die Zeitreisenden in Callahans Saloon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spider Robinson
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getan.
    Auch Callahan bemerkte es. »Sie sehen aus, als hätten Sie etwas zu sagen, Eddie«, ermunterte er ihn sanft.
    Eddie schien plötzlich zu einem Entschluß zu gelangen. Er wirbelte zu Callahan herum, steckte die Hände in die Hosentaschen und fuhr ihn an – fuhr ihn an! – »Was wollen Sie eigentlich von mir? Ich habe nichts zu sagen.«
    Callahan zuckte zusammen, und wenn ich noch imstande gewesen wäre zu erschrecken, ich hätte es getan. Eddie bellte Callahan an? Genausogut könnte Lassie Tommy ins Bein beißen.
    »Eddie«, redete ihm Doc Webster begütigend zu, »wenn Ihnen etwas einfällt, womit Sie Rachel helfen können, hätten Sie eigentlich die Pflicht ...«
    »HALTEN SIE DEN MUND!« brüllte Eddie. »Ich habe Ihnen schon erklärt, daß ich nichts zu sagen habe, verstanden?«
    Wieder trat für einige Zeit Stille ein. Wir nahmen an, daß Rachels traurige Erzählung den kleinen Klavierspieler aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Verdammt, sie hatte mich beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht – und ich war nicht in Rachel verliebt. Aber ... wenn Eddie nichts zu sagen hatte, wer dann? Ja, wer?
    »Ihnen ist also nur die Unsterblichkeit geblieben, Rachel«, stellte Callahan sachlich fest. »Das nennt man Pech.«
    Das war ein völlig neuer Gesichtspunkt. Ganz bestimmt würde Rachels Pechsträhne bald aufhören. Das war nur logisch. »Klar, Rachel«, meinte ich, denn meine Stimmung hob sich wieder. »Es muß jeden Augenblick besser werden.«
    Doch es nützte nichts. Sie lächelte, aber nicht überzeugt.
    »Es stimmt«, bestätigte Longdrink rasch. »Man bekommt manchmal ewig nur schlechte Karten, aber früher oder später sind dann vier Asse drunter. Einfache Wahrscheinlichkeitsrechnung, Rachel. Am Ende gleichen sich Verlust und Gewinn immer aus.«
    »Tut mir leid, Jungs.« Rachel lächelte traurig. »Es ist nett, daß ihr es versucht. Ich verstehe euch schon – aber eure Logik weist einige Löcher auf. Zwei falsche Voraussetzungen, eine davon geht zu euren Lasten, eine zu meinen.«
    »Was für falsche Voraussetzungen?« wollte Callahan wissen.
    »Fangen wir zuerst mit Ihrer Fehlannahme an, Mike. Sie ist beinahe unvermeidlich, bleibt aber trotzdem falsch. Wie kommen Sie auf die Idee, daß ich unsterblich bin?«
    »Ha?«
    »Ich bin älter als vier von Ihnen zusammen, das stimmt. Aber Langlebigkeit ist noch nicht gleichbedeutend mit Unsterblichkeit. Niemand ist unsterblich, Mike; fragen Sie Dorian Gray. Meine Uhr geht genauso langsam wie die seine – aber sie geht.«
    »Aber Sie ...«
    »... sehen nicht wie 232 aus«, beendete sie den Satz. »Das stimmt. Ich sehe aus, als würde ich demnächst dreißig. Beantworten Sie mir eine Frage, Mike: wie groß ist meine Lebenserwartung?«
    Er öffnete den Mund zu einer Antwort, dann schloß er ihn wieder nachdenklich. Wer konnte das schon wissen?
    »Eines Tages werde ich sterben«, fuhr Rachel fort, »genauso wie Sie oder wie Tom Flannery. Wie alle Menschen; wie alle Lebewesen. Ich weiß es, ich spüre es in meinen Knochen. Und es gibt in der ganzen Welt keinen Geriatriker, der mir sagen kann, wann. Es gibt keine Daten, auf die er sich stützen könnte; soviel ich weiß, bin ich einmalig.«
    »Damit dürften Sie recht haben«, gab Callahan zu, »na und? Jeder von uns könnte morgen sterben – jeder von uns ist zum Tod verurteilt, so wie Sie. Aber wenn man nicht verrückt werden will, muß man so leben, als würde es nie aufhören, muß man annehmen, daß einem noch viele Jahre bleiben. Verdammt, sogar Tom Flannery hat so gelebt, obwohl er es besser wußte. Vielleicht gibt es keine Möglichkeit, Ihre Lebenserwartung zu berechnen – aber wenn ich Versicherungsagent wäre, würde ich mich auf Sie stürzen. Jake und Longdrink haben recht, die gute Zeit wartet immer hinter der nächsten Ecke, und ich wette, daß Sie sie erleben werden.
    Ich bin nicht so alt wie Sie, Rachel, aber ich habe eines gelernt: auf lange Sicht gleichen sich Freude und Schmerz immer aus.«
    Sie schüttelte ungeduldig seufzend den Kopf. »Das ist der zweite Fehler, Mike. An dem ich schuld bin. Natürlich waren die schlechten Zeiten, die ich erlebt habe, die Schwerpunkte meiner Erzählung, deshalb haben Sie den Eindruck gewonnen, daß ich immer Pech gehabt habe. Aber das stimmt keineswegs. Ich habe auch mein gerütteltes Maß an Glück erlebt, mit Jakob und Issaia und sogar mit Benjamin, vor allem aber mit dem zweiten Jakob, den ich am meisten von allen geliebt habe. Sogar in Nantucket hat es

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