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Die Zeitreisenden in Callahans Saloon

Titel: Die Zeitreisenden in Callahans Saloon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spider Robinson
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schlug ihn Eddie mit dem Handrücken zu Boden. »Hör mir zu, Rachel, verdammt, HÖR DOCH!«
    Sie schlug die Augen auf. »Ja, Eddie.«
    »Du kannst nicht sterben, Rachel, noch nicht. Wenn du mir wegstirbst, breche ich dir beide Arme, das schwöre ich dir. Hör zu, wenn du eine Tochter willst, kann ich dir eine verschaffen.«
    Sie lächelte schwach und bitter. »Danke, Eddie, aber eine Adoption ist nicht das gleiche.«
    »Ich spreche nicht von Adoption«, bellte er. »Ich kann dir eine verschaffen. Ich hätte schon früher etwas gesagt, aber du hast erklärt, daß du nie wieder auch nur an Kinder denken willst. Hörst du mir jetzt zu, oder bist du zu sehr damit beschäftigt zu sterben?«
    Sie war nahe daran, wieder in Ohnmacht zu fallen, aber Neugierde ist offenbar ein gutes Stimulans. »Was ... was meinst du damit?«
    »Ich bin ebenfalls steril, verdammt. Meine Frau hat sich deshalb scheiden lassen.« Wir bekamen bei dieser Enthüllung noch größere Augen, und ich schämte mich plötzlich, weil ich so wenig über Eddie wußte. »Aber ich habe mich umgehört und ich habe eine Möglichkeit gefunden, doch ein Lebewesen aus dem gleichen Fleisch und Blut zu hinterlassen. Hast du je von Klonen gehört?«
    Sie sah ihn erschrocken an. »Man kann Menschen nicht klonen, Eddie.«
    »Heutzutage noch nicht. Und vielleicht werden wir beide es nicht mehr erleben. Aber ich kann dich nach Manhattan zu einer Stelle bringen, wo sie ein Stückchen von deiner Haut einfrieren, bloß ein paar lausige Millionen Zellen, und sie auf Eis legen, bis man Menschen klonen kann. Tom Flannery wartet dort wie ein Eis am Stiel, bis man ein Heilmittel gegen Leukämie erfindet; er hat es mir erzählt.«
    Ich schnappte verblüfft nach Luft, und Callahan begann langsam zu grinsen.
    »Also, Rachel?« fuhr Eddie sie an. »Willst du eingefroren werden oder willst du nur weinen?«
    Sie starrte lange an Eddie vorbei, und keiner von uns wagte zu atmen. Dann brachen zwei Jahrhunderte Kampfgeist in ihr durch, und sie lächelte – zufrieden und friedlich.
    »Danke, Eddie«, flüsterte sie. Einen Augenblick lang verwandelten sich ihre Augen in die eines jungen Mädchens, in die Augen, die in ihr jugendliches Gesicht paßten; dann fielen sie zu, und sie begann, leise zu schnarchen. Rachel, die um ihre toten Kinder trauerte und getröstet wurde.
    Doc Webster erhob sich vom Boden, fühlte ihr den Puls und schlug Eddie auf den Rücken. »Es wird mir immer ein Vergnügen sein, Herr Doktor, Sie bei der nach Ihnen benannten Behandlungsmethode zu unterstützen«, meinte er freundlich und spuckte einen Zahn aus. »Ihre Medizin ist stärker als die meine.«
    Eddie sah ihn etwas befangen an, wollte die schlafende Rachel hochheben, überlegte es sich jedoch. »Würden Sie mir bitte helfen, Doc?«
    »Klar, Buddy. Wir bringen sie ins Smithson Krankenhaus zur Beobachtung, aber ich glaube, daß alles in Ordnung ist.« Gemeinsam hoben sie sie hoch und trugen sie zur Tür.
    Dort blieb Eddie stehen und drehte sich zu Callahan um. »Mike«, begann er, ohne vom Boden aufzusehen, »ich ... na ja ... ich meine ...« Die Entschuldigung blieb ihm im Hals stecken.
    Callahan lachte laut und glücklich und schmiß seinen Zigarettenstummel in den Kamin. »Ihr blöden Hammel«, meinte er kopfschüttelnd. »Immer müßt ihr den Clooon spielen.«
    Copyright © 1977 by Spider Robinson

Unnatürliche Ursachen
    Die Zeitungen haben in letzter Zeit eingehend von den zahlreichen Erdstößen berichtet, die in den vergangenen Wochen an den unwahrscheinlichsten Stellen aufgetreten sind. Soviel ich weiß, sind Erdbebenvorhersagen eine noch recht junge Kunst, und gelegentliche ungewöhnliche Erschütterungen der Erdoberfläche sollten eigentlich keine Beunruhigung auslösen – aber zwei Wochen lang täglich ein nicht angekündigtes Minibeben in allen möglichen Winkeln des Globus und als Höhepunkt ein schweres Beben in einer Gegend, in der es nichts zu suchen hatte, lösen natürlich einige Unruhe aus.
    Die Seismologen geben zu, daß sie ratlos sind. Einige weisen darauf hin, daß sich keines der Beben in einem dichtbesiedelten Gebiet ereignet hat und finden darin eine gewisse Beruhigung. Andere machen auf die zwar streng örtlich begrenzte aber doch große Intensität der Beben aufmerksam und sind beunruhigt. Etliche stellen fest, daß die Wissenschaft nicht einmal im nachhinein imstande ist, die Erdbeben zu erklären, und befürchten, daß das Ende der Welt nahe bevorsteht.
    Aber ich – na ja, ich

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