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Die Zeitstraße

Die Zeitstraße

Titel: Die Zeitstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Dschungellichtung, das Feuer, der Götze, der Kelch mit dem abscheulichen Gifttrunk.
    Mit einem Schrei fuhr Pommeroy in die Höhe. Fauchet drehte sich um.
    »Was ist los?« fragte er mürrisch. »Haben Sie schlecht geträumt?«
    Das wäre eine Erklärung, überlegte Pommeroy. Ein schlechter Traum! Dann schluckte er und fühlte beim Schlucken den Schmerz, der von dem würgenden Griff des Grünhäutigen herrührte. Und auf der Zunge hatte er den widerwärtigen Geschmack des Giftes, das ihm eingeflößt worden war. Also doch kein Traum! Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als könne er dadurch die quälenden Gedanken verscheuchen, und wankte auf den Sitz des Kopiloten zu.
    »Es ist soweit, Pommeroy«, erklärte Fauchet.
    Pommeroy starrte auf den Bildschirm. Im Gewimmel der Sterne stand die Scheibe eines von fremder Sonne beleuchteten Planeten. Suzette, dachte Pommeroy. Ob Fauchet überrascht wäre, wenn ich ihm jetzt den Namen nannte, den er dem Planeten insgeheim schon gegeben hat?
    »Haben Sie gehört?« fragte Fauchet.
    »Ja, bitte … was?«
    »Es ist soweit«, wiederholte Fauchet, eine unfreundliche Schärfe in der Stimme. »Und jetzt kratzen Sie sich gefälligst den Schlaf aus den Augen, das Schmalz aus den Ohren und wachen Sie auf!«
    Pommeroy nickte vor sich hin.
    »Ja, ja, ich weiß«, sagte er. »Es ist soweit. Der Bordrechner hat die Landeerlaubnis erteilt. Aber …«
    »Was, das wissen Sie?« rief Fauchet erstaunt. »Aber Sie konnten doch gar nicht … ich meine, Sie haben doch geschlafen … und die Entscheidung kommt ungewöhnlich früh …«
    »Sie dürfen auf keinen Fall landen«, unterbrach Pommeroy den stammelnden Redefluß seines Vorgesetzten.
    Das brachte Fauchet wieder zu sich.
    »Warum nicht? Wer will es mir verbieten?«
    »Verdammt noch mal«, schrie Pommeroy wütend, »können Sie denn nur in Begriffen wie ›verbieten‹ und ›befehlen‹ denken? Der Bordrechner täuscht sich! Dort unten gibt es ein primitives Volk intelligenter Wesen. Der Rechner hat sie nicht ermittelt, weil sie weder Ackerbau betreiben, noch Städte bauen. Nach den Vorschriften der Interstellaren Siedlungsakte sind Planeten mit eingeborener Intelligenz für uns tabu. Klar?«
    Fassungslos starrte Fauchet seinen Technischen Offizier an.
    »Sie … Sie sind verrückt!« stieß er schließlich hervor.
    »Ich bin nicht verrückt«, verteidigte sich Pommeroy. »Schicken Sie eine Sonde aus und lassen Sie sie im Tiefflug über der Oberfläche kreuzen. Dann werden Sie sehen, daß ich recht habe!«
    »Sie sind verrückt!« wiederholte Fauchet.
    Seine rechte Hand kroch zu einem Schalter, den er drückte, sobald die erste Fingerspitze ihn erreicht hatte. Alarmschellen begannen im ganzen Raumschiff zu klingeln und rissen die Schlafenden aus den Kojen. Ein paar Sekunden vergingen, dann öffnete sich das Schott, und ein Haufen ungekämmter, verschlafener Gestalten wälzte sich in den Kommandostand. Semmering Fauchet hatte sich erhoben. Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf Pommeroy.
    »Dieser Mann ist ab sofort vom Dienst suspendiert!« verkündete er mit dröhnender Stimme. »Es bestehen berechtigte Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit. Doktor Burton, nehmen Sie den Mann in Ihre Obhut und kümmern Sie sich um ihn!«
    Aus der Gruppe der Gaffenden löste sich ein junger, schlaksiger Mann und kam auf Pommeroy zu.
    »Machen Sie keine Schwierigkeiten, Pommeroy«, sagte er sanft. »Kommen Sie!«
    Pommeroy schüttelte den Kopf.
    »Ich mache keine Schwierigkeiten, Burton«, versicherte er.
    Beim Hinausgehen wandte er sich noch einmal um und sagte zu Fauchet:
    »Sind Sie sicher, daß Sie den Planeten Suzette nennen wollen?«
    Der Ausdruck verblüfften, hilflosen Staunens auf dem Gesicht des Kommandanten bot ihm eine gewisse Genugtuung gegenüber der Niederlage, die er selbst soeben erlitten hatte.
     
    Burton hatte Pommeroy in aller Eile den üblichen Tests unterzogen und dabei zwar Anzeichen ungewöhnlicher emotionaler Aktivität, aber keinerlei geistige Störungen feststellen können. Pommeroy seinerseits, der um seinen Zustand am besten Bescheid wußte, zog ein paar Minuten lang in Erwägung, dem Biologen von seinem Erlebnis zu berichten, entschied sich schließlich jedoch dagegen, da, wie er die Sache auch immer formulieren mochte, die Geschichte viel zu unwirklich klang, als daß sie ihm selbst ein so unvoreingenommener Mann wie Burton hätte abnehmen können.
    Der Biologe verabreichte ihm ein Beruhigungsmittel, quartierte ihn in

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