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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Überzug brüllte etwas, das Kit nicht verstand. Dann tauchten beide Männer mit dem Kopf voran in das schillernde Licht ein und folgten Cosimo und Sir Henry nach.
    Kit erblickte flüchtig die vier vom schimmernden Licht umhüllten Männer. Für einen winzigen Augenblick hörte jede Bewegung bei ihnen auf, und dann schienen die Männer sich gleichzeitig auszudehnen und kleiner zu werden. Der türkisfarbene Kegel schrumpfte zu einem bloßen Funken und verschwand mit einem leisen Knacken wie von statischer Elektrizität.
    Kit, der inzwischen aufgestanden war, rannte zum Markierungsstein. Doch von dem Licht und den vier Männern war nichts mehr zu sehen.
    Er sprang auf das steinerne Quadrat, wo die Männer gestanden hatten - doch ohne Erfolg. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er als Nächstes unternehmen sollte; und so vollführte er einen kraftlosen Hüpfer und setzte sich nieder.
    »Seid Ihr verletzt, Sir?«, fragte der Kutscher und eilte zu ihm.
    »Mir tun die Rippen weh«, antwortete Kit, der sich mit der Hand die Seite hielt. »Oh, ich fühle mich nicht allzu gut.«
    »Ich bin sofort herbeigerannt, als ich den Lärm gehört habe«, beteuerte der Kutscher. »Doch es scheint, dass ich zu spät gekommen bin.« Er wickelte seine Peitsche auf und schaute umher. »Nun, ich schätze, Sir Henry und der andere Gentleman sind zu einer ihrer Reisen aufgebrochen - und das in recht rauer Gesellschaft, wie ich vermute.«
    Zum ersten Mal betrachtete Kit den Kutscher genauer. Er war ein wenig überrascht, als er entdeckte, dass es sich um einen jungen Burschen handelte. Der Mann war mehr oder weniger so alt wie Kit, hatte volles, kurz geschnittenes Haar und einen untersetzten, stämmigen Körperbau. Er besaß ein breites, ehrliches Gesicht, starke Schultern und einen Stiernacken. Seine Hände waren kräftig und schwielig von der körperlichen Arbeit. Zudem trug er ein weißes Halstuch, das er straff geknotet hatte.
    »Wie lautet Euer Name?«
    »Standfast.« Er vollführte eine kuriose Handbewegung an seiner Schläfe - das symbolische Lüften einer unsichtbaren Kopfbedeckung. »Giles Standfast.«
    »Wie nennen Euch Eure Freunde?«
    Der Diener blickte verdutzt, dann zuckte er halbherzig mit den Schultern. »Ich habe keine Freunde, Sir.«
    »Nun, jetzt habt Ihr einen.« Kit streckte seine Hand aus. »Ihr habt mein Leben gerettet, und dafür danke ich Euch. Nennt mich Kit.«
    Der Kutscher betrachtete die dargebotene Hand mit zögerlichem Interesse, dann nahm er sie mit einem kraftvollen Schütteln an.
    »Freut mich, Euch kennenzulernen, Giles«, sagte Kit, der beim kräftigen Händedruck des jungen Mannes zusammenzuckte.
    »Ebenfalls, Sir.«
    »Also, Ihr wisst von Sir Henrys Reisen?«, fragte Kit, der seine Hand zurückzog, als wäre sie in einem Fangeisen für Bären gewesen.
    »Jawohl, Sir«, antwortete Giles.
    »Nun denn«, nahm Kit ihn beim Wort, »vielleicht könntet Ihr mir ja sagen, was wir jetzt unternehmen sollen?«
    »Nun, Sir, ich soll nach Hause gehen und auf Sir Henrys Rückkehr warten«, meinte der Kutscher.
    »Zurück nach London?«
    »Gewiss, Sir. Zurück nach London.«
    Kit nickte. Er warf einen letzten Blick rund um die flache, kreisförmige Kuppe des Black Mixen. Die Trolle ragten drohend über ihren Köpfen auf, und die abendlichen Schatten hatten bereits den Hügelgipfel für sich beansprucht. Alles war ruhig und friedvoll in der anbrechenden Nacht.
    »Na schön«, sagte Kit, der sich den Staub von den Kleidern klopfte. »Also zurück nach London. Geht voran, Giles, mein Freund.«

SECHZEHNTES KAPITEL

    A m vierzigsten Tag ihres anhaltend erfolglosen Bäckereibetriebes stand Wilhelmina früh auf und tapste nach unten in die Küche, wo sie Engelbert antraf. Er saß auf einem Stuhl und hielt den Kopf in den Händen. Der Backofen hinter ihm war kalt. Engelbert hatte sich nicht mehr die Mühe gemacht, ein Feuer anzuzünden.
    »Was läuft falsch, Etzel?«, fragte sie und schritt vorsichtig mit ihren nackten Füßen über die Steinfliesen. Sie kniete sich vor ihm nieder.
    »Was soll die Frage?«, stöhnte er, ohne die freudlose Betrachtung seiner leeren Hände zu unterbrechen und die Augen zu heben. »Keiner kommt. Keiner kauft etwas. Es ist aus ...« Er seufzte. »Wir sind am Ende.«
    Wilhelmina biss sich auf die Lippe. Noch nie hatte sie ihn so niedergeschlagen gesehen, und es brach ihr das Herz. »Nein«, wisperte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm. »Das werde ich nicht zulassen.«
    Sie stand auf und ließ

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