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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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ihren Blick durch das aufgeräumte Geschäft schweifen. Es war ein schöner Laden - und ein guter Laden: viel zu gut, um durch die Gleichgültigkeit der Bewohner vor Ort in den Ruin getrieben zu werden. Es brauchte nur ... etwas ... eine kleine Verfeinerung vielleicht. Möglicherweise nur ein Detail, das sie beide bis jetzt übersehen hatten. Oder die Hinzufügung einer neuen Zutat. Aber was nur?
    »Etzel«, sagte sie in langsamem Tonfall, »gibt es eigentlich Kaffee in Rosenheim?«
    »Kaffee? Meinst du so etwas wie Mokka?«
    »Ja. Mokka, Kaffee - oder wie auch immer du es nennen willst. Gibt es so etwas in deiner Heimat? Geschäfte, die Kaffee verkaufen?«
    »Das ist ein Getränk, ja?«
    »Richtig - ein heißes Getränk.« Wilhelmina begann vor Etzel auf und ab zu gehen. Sie dachte so angestrengt nach, dass sich ihre Stirn in Falten legte. »Gibt es dort Kaffee?«
    »Bestimmt nicht«, antwortete er langsam und hob nun endlich den Kopf. »Vielleicht in München. Doch das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich habe gehört, dass es in Venedig diesen Kaffee gibt.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich selbst habe so etwas noch nie probiert.«
    »Wie weit ist es bis Vienna? «, fragte sie ihn. Sie hatte Etzel falsch verstanden, weil ihre Überlegungen bereits in eine ganz bestimmte Richtung rasten, sodass sie nicht mehr richtig hinhörte. Als sie seinen verblüfften Gesichtsausdruck bemerkte, korrigierte sie sich. »Ich meine natürlich Wien - wie weit ist es von hier?«
    Etzel klopfte sich mit einem seiner Wurstfinger gegen die Zähne und kniff die Augen zu, während er sich bemühte, die Streckenlänge im Kopf auszurechnen. »Ich glaube«, antwortete er schließlich, »dass es mindestens dreihundert Kilometer sind - vielleicht sogar dreihundertfünfzig. Ich bin noch nie dort gewesen, doch mein Vater ist einst als junger Mann nach Wien gefahren. Es ist eine sehr große Stadt.«
    »Das stimmt. Doch Wien ist, wenn ich mich richtig erinnere, auch der Ort, wo der Verkauf von Kaffee in Europa begonnen hat.«
    Engelbert betrachtete sie genau. »Woran denkst du, Herzerl?«
    »Dass der Kaffee unsere Rettung sein wird.«
    »Aber ich weiß überhaupt nichts über diesen ... Kaffee«, entgegnete der Bäcker traurig.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, meinte Mina. »Ich weiß alles darüber. Alles, was wir tun müssen, ist, eine Lieferung Bohnen zu bekommen.«
    »Bohnen?«, fragte er verwundert.
    »Kaffeebohnen, Etzel. Die Körner, die man braucht, um das Getränk herzustellen.« Sie wandte sich zu ihm um, bückte sich, nahm seine Hände und zog ihn auf die Füße. »Also los! Du ziehst dir jetzt Mantel und Hut an. Danach gehen wir zum Stall und bereiten den Muli-Karren für die Reise vor.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Ich bleibe hier, um den Laden für den Kaffeeverkauf vorzubereiten«, erwiderte Mina. »Du fährst nach Vienna ... äh, nach Wien. Und beeil dich. Nach Lage der Dinge haben wir schon genug Zeit verschwendet.«
    Kurze Zeit später stand Wilhelmina vor dem Laden und sah zu, wie der Muli-Karren durch die leeren Straßen des alten Prag klappernd wegfuhr. Sie hatte ihren willigen Gefährten mit einer detaillierten Beschreibung der gesuchten Ware ausgesandt, einschließlich einer kleinen, selbst gezeichneten Skizze. Außerdem hatte sie ihn angewiesen, so viele Kaffeebohnen zu erstehen, wie er nur finden konnte - aus welcher Quelle auch immer. »Besorg die schwarzen, gerösteten Bohnen, wenn du kannst«, hatte sie Etzel instruiert, als er auf den Wagen geklettert war. »Wenn du so etwas nicht bekommen kannst, dann kauf die rohen grünen; wir werden sie dann selbst rösten. Das kriegen wir auch noch hin. Hauptsache, du kriegst welche, in welcher Form auch immer.«
    Der Plan war einfach: Etzel sollte nacheinander die Wiener Handelszentren für Kaffee aufsuchen und anbieten, ihnen Bohnen in großen Mengen abzukaufen. Doch als er nach fünf Tagen auf der Straße endlich in der beeindruckenden Stadt ankam und die Suche aufnahm, konnte er zu seiner großen Enttäuschung nirgends auch nur ein einziges Kaffeehaus finden.
    Anderthalb Tage lang marschierte er durch die Straßen und fragte Ladenbesitzer, Geschäftsleute und sogar müßig umherwandelnde Passanten, wo er ein Kaffeehaus in Wien finden könnte. Aber niemand, den er traf, hatte jemals von so etwas in dieser Stadt gehört. Erschöpft vom vielen Marschieren und auf das Jämmerlichste entmutigt von der Erkenntnis, dass er für nichts eine lange Reise auf sich genommen hatte,

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