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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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diesen vermaledeiten Samenkörnern anfangen?«
    Engelbert betrachtete den Haufen Säcke; es waren mindestens zwanzig. »Glaubt Ihr, es würde Euch zu viele Unannehmlichkeiten bereiten, wenn Ihr mir erlaubtet, diesen Samen genauer zu untersuchen?«
    »Nur zu«, meinte der Kaufmann.
    Engelbert bückte sich über den offenen Sack, spähte hinein und besah sich die Masse aus blassgrünen Kügelchen. Er zog das Bild aus seiner Tasche, das Mina für ihn gezeichnet hatte, und verglich es mit den Körnern im Sack. Sie ähnelten mehr oder weniger den gemalten Kaffeebohnen. Mit zitternden Händen hob er ein paar Bohnen hoch und hielt sie ins Sonnenlicht. Es gab keinen Zweifel: Das waren Kaffeebohnen.
    »Mein lieber Herr«, sagte Etzel und räusperte sich. »Es besteht die Möglichkeit, dass wir uns gegenseitig helfen können. Ich wäre bereit, Euch diese Bohnen abzukaufen.«
    »Ihr wollt sie kaufen?«, fragte der Kaufmann verwundert. »Wirklich?«
    »Zufällig bin ich ein Bäcker und habe eine Verwendung für so etwas wie diese Bohnen. Ich kann Euch nicht viel anbieten - wohlgemerkt -, aber ich werde Euch zahlen, was ich kann.«
    Der Handel wurde nicht auf der Stelle abgeschlossen. Trotz seiner Klagen wusste der Kaufmann nur allzu gut, wenn er eine Handelsware besaß, die irgendjemand gerne haben wollte und für die der Betreffende bereit war, gutes Geld zu zahlen. Die Verhandlungen nahmen ein wenig Zeit in Anspruch und waren erst dann abgeschlossen, nachdem man in einer nahe gelegenen Hafenschenke ein reichliches Mahl mit Würsten und Sauerkraut zu sich genommen hatte. Doch zum Schluss wurde eine Vereinbarung getroffen und der Verkauf mit etlichen Krügen Weizenbier feierlich begossen. Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten, als Engelbert den letzten von dreiundzwanzig Säcken auf seinen Wagen lud, den Getreidekaufmann auszahlte und anschließend auf den Fahrersitz hochkletterte. Er brach unverzüglich nach Prag auf - er hatte nicht die Absicht, auf irgendetwas zu warten, das sein Glück beeinträchtigen könnte.
    Während Engelberts Abwesenheit beschäftigte sich Wilhelmina damit, die Läden in den Hinterhöfen und kleinen Gassen nach Tischen und Stühlen zu durchkämmen. Gelegentlich wurde sie von der Fremdartigkeit der Welt, in der sie sich vorfand, aufs Neue überwältigt. Dann musste sie jedes Mal innehalten, um wieder zu Atem zu kommen. Sie weigerte sich, darüber nachzudenken, wie es nur geschehen konnte, dass sie jetzt an diesem Ort und in dieser Zeit war. Es war in der Tat so: Sie konnte nicht über ihre besondere missliche Lage nachsinnen - es sei denn, sie tat es in ganz kleinen Stücken. Die bloße Vorstellung war so ungeheuerlich und unfassbar, dass Mina von ihr einfach überfordert wurde. Daher zog sie es vor, sich ihrer haarsträubenden Situation nur in ganz kleinen Dosen zu stellen.
    Nichtsdestotrotz trat, während die Tage vergingen, ein einzigartiger Gedanke in ihr Bewusstsein, der ihr ein gewisses Maß an Trost zu geben schien: Wie auch immer sie letzten Endes in diese außergewöhnliche Lage gebracht worden war - und obgleich sie es nicht ertragen konnte, darüber nachzudenken -, es fühlte sich in irgendeiner Weise für sie richtig an. Genauer ausgedrückt: Sie fühlte sich nun auf eine Weise als sie selbst, wie sie es schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gekannt hatte. Obwohl es anfänglich äußerst seltsam war, in einer völlig anderen Zeit und an einem völlig anderen Ort zu leben - und trotz der totalen Fremdartigkeit, die sie empfand, wohin auch immer ihr Blick fiel -, fühlte sie sich gut: körperlich stark, geistig rege, emotional stabil und unheimlich zufrieden. Im Innersten ihrer Seele spürte sie einen tiefen Frieden, den sie sich nicht zu erklären vermochte. Weil dies der Fall war, entschied sie sich, nicht den Fragen nach dem Warum und Wozu nachzuhängen, sondern das Beste aus ihrer Situation zu machen - egal, wie diese sich ihr präsentierte.
    Und so nahm Mina ihr Unternehmen mit außerordentlich guter Laune in Angriff. Sie bedrängte ihren Hausbesitzer Arnostovi, eine bestimmte Anzahl kleiner Tassen aufzutreiben, und zwar von der Art, die in Gaststätten eingesetzt wurden, um im Winter Glühwein und heißes Bier zu servieren. Desgleichen sollte er ein ganzes Sortiment von Schüsseln und Tellern erwerben. Ihre Beharrlichkeit und ihre sachlichen Forderungen beeindruckten Arnostovi. Wenn auch widerwillig, erwies er Mina den Gefallen und überbrachte höchstpersönlich drei Kisten

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