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Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Titel: Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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«Döner-Mord»-Serie geworden sein sollen. Vielleicht, weil eine «Dönerbande» sie ermordete, wie die BamS spekuliert?
    «Unser Polizeireporter hat den Begriff ‹Döner-Killer› erstmals bei seinen Recherchen von türkischstämmigen Münchner Geschäftsleuten gehört», sagt Georg Thanscheidt, der stellvertretende Chefredakteur der Abendzeitung . In einem späteren Bericht legt die AZ die Herkunft des Wortes offen und schreibt: «‹Döner-Killer›, wie der Mörder von Türken inzwischen auch genannt wird.»
    Ab April 2006 schreiben anscheinend alle Medien voneinander ab, fast überall tauchen der Ausdruck «Döner-Morde» und seine Variationen nun auf – von der taz über die Süddeutsche Zeitung bis hin zum Spiegel .
    2011 wird der Begriff «Döner-Mord» zum «Unwort des Jahres» gewählt. In der Begründung der Jury heißt es: «Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechtsterroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden.»

    Derweil hat die Soko «Bosporus» noch immer keine heiße Spur. Der 30. November 2005 ist ein wichtiger Tag. In einer Strategiebesprechung diskutieren die Ermittler erstmals, dass der Täter kein Krimineller sein muss, sondern auch ein «Sniper» sein könnte – ein aus dem Hinterhalt schießender Heckenschütze, der seine Opfer zufällig auswählt. Der Leiter der Soko beauftragt noch am selben Tag einen Profiler des Polizeipräsidiums München, ein «Täterprofil» in diese Richtung hin zu entwickeln.
    Der Fallanalytiker schreibt zwei Analysen, die zweite wird ein halbes Jahr später fertig.

38
    AOK
    Im Februar 2006 erhält Holger G. einen Anruf von seinem Doppelgänger Uwe Böhnhardt. Beate gehe es sehr schlecht, sie müsse dringend zum Arzt. Dafür brauche sie aber eine Versichertenkarte. Ob er nicht eine besorgen könne. Daraufhin ruft G. bei einem befreundeten und vorbestraften Skinhead in Hannover an. Für 300 Euro rückt dieser die AOK-Krankenversicherungskarte seiner Frau heraus. Sie meldet die Karte bei ihrer Krankenkasse als verloren.
    G. verspricht dem Skin, dass er «keinen Scheiß» mit der Karte machen werde, und übergibt sie bald darauf bei einem Treffen dem Trio. Die drei versprechen ihrerseits, die Karte nur einmal zu benutzen. Doch sie belügen ihren Unterstützer. Beate Zschäpe verwendet die AOK-Karte noch mindestens für drei weitere Behandlungen bei Zahnärzten in Halle/Saale im Mai 2006. Der Name der Frau, die sie nicht kennt, wird eine von Zschäpes elf Tarnidentitäten.

    Vera Bozic wohnt in der Mallinckrodtstraße in der nördlichen Dortmunder Innenstadt, zwei Häuser neben einem Kiosk. Am 4. April 2006 sind ihre Zigaretten alle, sie will schnell neue kaufen. Als sie auf die Straße tritt, sieht sie zwei Männer auf dem Bürgersteig vor dem Kiosk; einer läuft zu Fuß und trägt einen Rucksack, der andere fährt mit dem Fahrrad neben ihm. Der Fahrradfahrer hat einen «gemeinen Ausdruck im Gesicht», sagt Bozic später. Sie hat Angst vor den «Junkie-Typen», verschiebt den Kioskbesuch lieber und geht zurück in ihre Wohnung.
    Nach zwanzig Minuten wagt Vera Bozic einen neuen Versuch. Kurz bevor sie am Kiosk ankommt, entdeckt sie die beiden Fremden wieder, sie stehen in der Hofeinfahrt neben dem Geschäft. Kurz vor 13 Uhr gehen sie mit entschiedenen Schritten hinein. Sie haben einen «stechenden bösen Blick» und «auffällige Augen». Wieder bekommt sie Angst, doch anstatt an den zwei Männern vorbeizugehen, überquert sie die Straße und geht zur Sparkasse. Um 12:59 Uhr hebt sie Geld ab.
    Der Kiosk, in dem die beiden Männer verschwunden sind, gehört dem deutschen Staatsbürger Mehmet Kubaşık. Das Geschäft läuft nicht gut. Eigentlich möchte der 39-jährige Vater von drei Kindern den Kiosk verkaufen. Seit zwei Jahren schuftet er jeden Tag darin. Er hat den Laden übernommen und gehofft, durch viel Schweiß mit dem Verkauf von Süßigkeiten, Zigaretten und Alkohol seine Familie ernähren zu können. 18 Stunden hat der Kiosk täglich geöffnet, Hobbys, Urlaub oder Freizeit leistet sich Kubaşık nicht. Die Folgen eines Schlaganfalls machen ihm zusätzlich zu schaffen. Aber der Laden ist der ganze Stolz der Familie.
    Der Kiosk befindet sich in einem Mehrfamilienhaus, an der Außenfassade ist ein Schild «Trinkhalle» angebracht. Die Mallinckrodtstraße ist eine

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