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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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konnte, fielen mehrere Tropfen kalten, fauligen Wassers auf mein Gesicht, und Triss schlug mir heftig auf die Schulter. Ich umfing Mayliens Taille und zog sie mit, als ich nach links abtauchte.
    »Was soll das?«, herrschte sie mich an, als wir gelandet waren.
    »Bewegung!« Ich fing an, mit ihr über die Pflastersteine zu rollen.
    Etwas, das roch, als hätte es schon vor langer Zeit begraben werden müssen, landete mit einem feuchten Klatschen direkt vor dem Fenster, wo wir noch einen Moment zuvor gekauert hatten. Ein Punkt für die Gerüchte über nachtwandelnde Tote und ein weiterer für Triss’ Sorge hinsichtlich dessen, was sich im Burggraben gerührt hatte.

19
    D er Untote war schnell. Binnen Sekunden hatte er sich von der Stelle hochgestemmt, an der ich seinem Aufprall knapp entgangen war. Jetzt stürzte er hinter uns her. Da wir derweil weiterkreiselten, verfehlte er uns erneut. Dieses Mal landete er flach auf dem Bauch.
    Ich schleuderte Maylien noch ein paar Meter über die Stelle hinaus, an der wir ausrollten. Dann sprang ich hastig auf die Beine, ehe er erneut angreifen konnte. Nur um gleich wieder abzutauchen, als es mir nicht gelang, meine Schwerter rechtzeitig aus den Scheiden zu bekommen, um die Kreatur davon abzuhalten, mir mit den wild herumfuchtelnden Händen die Brust zu zerreißen. Maylien hatte mir ein herrliches Paar Schwerter als Ersatz für die gegeben, die ich bei Devin verloren hatte. Leider waren sie ein kleines Stück zu breit für mein altes Hüftgeschirr – ein Problem, von dem ich geglaubt hatte, ich hätte es bereits in den Griff bekommen.
    Für einen Moment verwandelte sich Triss in einen Brustharnisch aus Schatten, anderenfalls hätte mir das Ding das Herz herausgerissen. Mir blieb ein Moment, in dem ich verzweifelt hoffen musste, dass Triss’ Bemühungen auch ausreichen würden, die Kreatur daran zu hindern, ihren scheußlichen Fluch an mich weiterzugeben. Mit dem Tod der Göttin hatte ich mit höchster Wahrscheinlichkeit auch meine Immunität gegen den ruhelosen Tod eingebüßt.
    Dann ging ich Hals über Kopf zu Boden und musste von meinen immer noch in der Scheide steckenden Schwertern ablassen und mich unbeholfen rückwärts abrollen. Als ich wiederauf die Beine kam, rechnete ich fest damit, gleich den nächsten Angriff abwehren zu müssen, aber inzwischen hatte Maylien in die Schlägerei eingegriffen, zog ihr Bein aus einer kauernden Haltung in einem wirbelnden Tritt durch die Luft wie ein Sensenblatt und trat dem Auferstandenen die Beine weg. Oder was immer das Ding war – in dem mondbeschienenen Hof war es schwer, genug zu erkennen, um mehr als nur eine grobe Einschätzung zu wagen.
    Mayliens Manöver gab mir endlich die Zeit, meine Schwerter zu befreien. Als das Monster sich wieder hochstemmen wollte, griff ich ein und holte beidseits mit den Schwertern aus. In dem Bestreben, dem verdammten Ding die Arme gleich über den Ellbogen abzusäbeln, schlug ich mit aller Kraft zu. Statt aber wie erwartet einen Haufen rottenden Fleisches und verfaulender Knochen säuberlich zu durchtrennen, hatte ich eher das Gefühl, als hätte ich eine feuchte Eiche angekratzt. Und während die magischen Schwerter meiner Göttin möglicherweise trotzdem ihre Aufgabe gemeistert hätten, hatte ich nur gewöhnlichen Stahl aufzubieten.
    Es reichte nicht, und meine Schwerter steckten fest, als sich die Muskeln des Untoten spannten und die Klingen so kraftvoll festklemmten, wie ein halb abgesägter Ast ein Sägeblatt festhalten mochte. Schon im nächsten Moment musste ich auch sie zurücklassen und mich erneut zu Boden werfen, als der Auferstandene sich zähnefletschend mit weit aufgerissenem Maul auf meine Leiste stürzen wollte.
    Bontrang versuchte, dem Monster die Augen auszukratzen, aber das schlug ihn einfach zur Seite. Selbst jetzt, da es durch meine Schwerter behindert wurde, die tief in seiner Oberarmmuskulatur steckten, bewegte sich das Ding beängstigend flink. Maylien knurrte etwas Unzusammenhängendes, als Bontrang geschwächt zu ihr zurückflatterte und auf ihrer Schulter landete. Dann flutete sie die Kreatur mit einer Woge magischen Feuers.
    Für einen Moment erfüllten die Flammen den schmalen Hofbereich zwischen Donjon und Außenmauer mit Licht und Hitze und wischten dabei meine Nachtsicht weg. Der Auferstandene schrie, und der entsetzliche Gestank brennenden, verrotteten Fleisches breitete sich in der Luft aus. Aufgeplatzte, verkohlte Haut fiel in Stücken von seinem Körper, aber

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