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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Schatten hinter einem steinernen Pflanztopf zu Boden. Beinahe war ich erleichtert über die Störung. Bis dahin war der Auftrag viel zu einfach gewesen, um den Lohn zu rechtfertigen, der mir geboten wurde, auch wenn ein Löhner, der ohne Triss’ Hilfe auskommen musste, ihn vermutlich viel schwieriger gefunden hätte. Kombinierte man diesen Mangel an Mühe mit dem Übermaß an Magie, das auf den Brief verwendet worden war, erhielt man ein überaus misstrauenerregendes Paket.
    Als ich es mir zum Warten bequem machte, gespannt darauf, was als Nächstes passieren würde, entließ ich Triss ein Stück weit aus meiner Kontrolle, damit auch er die Umgebung beobachten konnte. Trotzdem hielt ich auf niedriger Ebene den Kontakt zu seinem Geist aufrecht, der es mir gestattete, neben meinen eigenen auch seine Sinne zu nutzen. Ich wollte mir ein vollständigeres Bild machen. Ich fuhr mir also mit einer Hand über das Gesicht, um Triss zu signalisieren, dass er den Schattenschleier dünn genug gestalten solle, sodass ich mit meinen eigenen Augen sehen konnte.
    Ein paar rot gekleidete Lakaien kamen zu der Tür heraus, bepackt mit Sitzkissen, einem Tischtuch und einigen Stühlen, die bis dahin im Schutz des Rankgerüsts gestanden hatten. Obgleich sie die unbeteiligte Miene wahrten, die von Dienern in hohen Adelshäusern erwartet wurde, drückte sich in ihrer unsicheren Haltung eine gewisse Verwirrung aus. Und wer wollte es ihnen zum Vorwurf machen? Es war spät, tief dunkel, und es wurde ständig kälter, zum Luftschnappen in der Tat ein sonderbarer Zeitpunkt für eine Person wie die Baronin.
    Wären die Insignien an ihrer Amtskette und Schnitt und Material ihrer Kleider nicht gewesen, ich hätte sie nicht erkannt. Als Adelsdame trug sie einen Hosenrock und ein lockeres Hemd, dass es ihr jederzeit gestatten würde, ihren Amtssitz auf der Stelle zu verteidigen, sollte sie von einem Rivalen zum Duell gefordert werden. An ihrem Hals baumelte eine schwere Goldkette, an welcher ein amtliches Medaillon mit den Marchon-Insignien hing, ein Jadefuchs vor einem goldenen Hintergrund.
    Echtschwarzes Haar und ein ungewöhnlich reizloses Gesicht waren alles, was sie von siebenundsiebzig anderen Damen ihres Standes unterschied, nichtsdestoweniger war es ein Schock für mich, dass ich ihr Gesicht nicht erkannte. Es hatte eine Zeit gegeben, und das war noch gar nicht so lange her, da hätte ich jeden wichtigen Angehörigen des Adels von Tien und neun anderen Königreichen auf den ersten Blick erkannt. Andererseitswar sie offensichtlich noch recht jung und wahrscheinlich erst vor Kurzem in den Adelsstand erhoben worden.
    »Serviert die Getränke, und verschwindet«, rief sie mit einer Stimme, die tiefer war, als ich erwartet hatte.
    Die Diener taten, wie ihnen geheißen, brachten ein Tablett mit zwei dampfenden Töpfen und passenden Tassen und eine Magierlampe, die nur geringfügig heller war als eine Diebeslampe. Dann schlossen sie die Tür und schnitten so den helleren Lichtschein aus dem Inneren ab. Damit blieb es der Laterne allein überlassen, die Dunkelheit zu bekämpfen, was mein Wohlbehagen deutlich steigerte. Die dünne Schattenschicht auf meinen Augen würde dafür sorgen, dass sie nicht allzu viel Licht reflektierten, aber sie konnte nicht jede Reflexion verhindern. Wenn ich etwas sehen wollte, musste ich das Risiko eingehen, selbst gesehen zu werden.
    Dem Haus den Rücken zugekehrt, machte es sich die Baronin bequem und nippte, während sie wartete, dann und wann an ihrem Tee. Vermutlich hätte ich es jetzt erneut am Fenster versuchen können, doch die Neugier hielt mich an Ort und Stelle fest. Auf wen wartete sie? Und wo sollte derjenige ihrer Ansicht nach herkommen? Selbst wenn das zweite Kännchen nicht gewesen wäre, hätte außer Frage gestanden, dass sie auf jemanden wartete – ungeduldig überdies. Jede Kontur ihres Körpers erzählte die gleiche Geschichte.
    Ich war nicht sonderlich überrascht, als ich Augenblicke später ein beinahe unhörbares Rascheln in den Rosen am Boden vernahm. Ich änderte meine Position ein wenig, um einen besseren Blick auf die andere Seite des Balkons werfen zu können – an die Stelle, an der ich heraufgekommen war und die für jeden Kletterer der einfachste Einstiegspunkt war.
    Eigentlich hatte ich keine Ahnung, mit was oder wem ich zu rechnen hatte, aber was ich mir auch hätte ausmalen können, es wäre etwas anderes gewesen als das, was ich zu sehenbekam. Nachdem das Rascheln verstummt war,

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