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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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die Wahrnehmung meiner selbst. Dieses Mal versank der denkendeTeil von mir in der Tiefe und folgte der toten Liebe in Dunkelheit und Vergessen.
    Die Zeit zog dahin wie ein Fluss, der durch meinen Geist strömte. Es könnten Stunden gewesen sein oder Minuten oder Tage. Irgendwann hob ich den Kopf, und nun sah ich Namara vor mir. Wie ein Kultbild aus poliertem Granit erschien sie mir, aufgestiegen aus der Tiefe, kalt und reglos und doch auf sonderbare Art lebendiger, als ich je zu sein hoffen durfte. Keine Worte kamen über ihre grauen Lippen, kein Mienenspiel berührte das Gestein ihres wunderschönen Antlitzes, und doch fühlte ich mich gerufen. Ohne nachzudenken und ohne jeden Zweifel trat ich hinaus auf die Wasseroberfläche, ging hinüber, um meiner Göttin zu begegnen.
    Von der Taille abwärts war sie unter Wasser, ihr Unterkörper verborgen in der Finsternis. Darüber war sie nackt. Ihre bloßen Steinbrüste hingen ein paar Fuß über meinem Kopf, ihre sechs Arme breiteten sich vor ihr aus. Namara war gekommen, aufgestiegen aus der Tiefe, um mich in ihre Dienste aufzunehmen.
    Ich ... wie drücke ich das nur aus? Fand einen Platz am Hang eines Hügels an einem herrlichen Sommerabend. Legte mich in das Heidekraut und blickte empor. Als das Blau sich rot färbte und schließlich in samtenem Schwarz verging, kamen einer nach dem anderen die Sterne heraus. Stellt Euch nur vor, wie sich das anfühlt, als wäre man selbst der Himmel, der sich mit Sternenlicht und Mondschein füllt, mit fließender Mitternacht, und man weiß, das ist der Grund, warum man existiert – die Schönheit der Nacht zu umfassen. So habe ich mich gefühlt, als ich mich vor meiner Göttin verbeugte und ihren Segen empfing.
    Namaras oberstes Händepaar hielt zwei Dolche. Die schwarze Kīla, die meinen Dienst für die Göttin symbolisierte, lag auf ihrer offenen rechten Handfläche. Normalerweise erglühten solch magische Klingen unter dem Magierblick, doch da es sich hier um göttliche Magie handelte, blieb mir das Licht verborgen. DasAuge meiner Mission hielt sie fest in der Linken. Ihr mittleres Händepaar barg zwei schmale Schwerter, lang und gekrümmt, unzerbrechlich, unverrottbar und ewig scharf. Mit ihrem unteren Händepaar streckte sie mir ein Tablett entgegen, auf dem Geschirr und Scheiden der drei größeren Klingen nebst einigen unbedeutenderen Messern und anderen Dingen lagen, die Jagdausrüstung der Schwertführer.
    Zuerst ergriff ich das Geschirr, streifte es über meine Schultern und befestigte die Riemen, wie man es mich gelehrt hatte. Es hätte nass sein müssen, schlüpfrig, hätte nach dem See riechen müssen. Aber es war trocken und glatt und frei von jeglichem Geruch, nicht einmal die kleinste Spur der Ausdünstungen frisch zugeschnittenen Leders war zu erkennen. Dann nahm ich meine Schwerter, schob sie fest in die Schulterscheiden und schnallte den Verschluss zu, der sie an Ort und Stelle festhalten sollte.
    Als Nächstes griff ich nach dem schwarzen Stahl der Kīla. Zum ersten Mal, seit die Göttin sich erhoben hatte, wurde mir Triss’ Anwesenheit wieder bewusst, als er nun seidig über meine Arme glitt, sodass wir den Seelendolch gemeinsam ergreifen konnten. Nunmehr in Schatten gekleidet, nahm ich den schweren schwarzen Dolch mit der dreischneidigen Klinge und umfasste ihn mit beiden Händen.
    »Wind und Wellen.« Ich reckte die Spitze dem Himmel entgegen und senkte sie anschließend herab, um das Wasser mit ihr zu berühren. »Stein und Herzblut.« Ich presste die Spitze zwischen die Brüste der Göttin, ehe ich den Dolch umdrehte und mir in die linke Seite der Brust drückte. »Ich ergebe mich dem Willen Namaras und will ihre Klinge sein bis in alle Ewigkeit.« Kurz blitzte der Dolch unter meinem Magierblick auf, ehe er wieder sein dumpfes Schwarz annahm.
    Nun senkte ich den Kīla, legte ihn neben mir ab, denn es gab nur zwei passende Scheiden für den Seelendolch, und keine warTeil der Schwertführerausrüstung. Vor meiner Göttin sank ich auf ein Knie, senkte den Kopf und schloss die Augen.
    »Befiehl mir.«
    Ashvik muss sterben für den Schrecken, den er in Kadesh verbreitet hat, und für seine Verbrechen an seinem eigenen Blut und seinem Volk in Zhan. Wirst du dem Tyrannen zeigen, dass die Gerechtigkeit niemals schläft? Die Stimme schien von überall und nirgends zu kommen.
    »Das werde ich«, sagte ich, ließ den Kopf aber gesenkt.
    Dann bring ihm das starre Auge.
    Nun blickte ich auf. Die steinerne Hand, die den

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