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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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mit einem Ruck an meiner Hand, stehenzubleiben. „Du verwirrst mich“, sagte sie dann tatsächlich.
    „Das verwundert mich. Ich dachte bislang, dass du mich verwirrst.“ Hilflos ließ ich es geschehen, dass sie näher trat, und dass sie sich gegen mich lehnte. Sie war nur unwesentlich kleiner als ich, die Friesen schienen mir tatsächlich ein wenig größer zu sein als normale, zivilisierte Leute. Mir wurde bewusst, dass ich die Luft anhielt, während ihre Lippen die meinen suchten und ihre Nasenspitze sich erneut in meinen Bart schmiegte.
    „Ich wünschte, du würdest mich umarmen“, flüsterte sie und ich spürte, dass sie lächelte. Ich atmete nun doch und legte linkisch meine Arme um ihre Schultern. Gänsehaut lief über meinen Nacken, doch es wurde auch wärmer, während wir dort, zwischen dem Dorf und dem Nirgendwo, beieinander standen.
    Mein Hals kratzte noch etwas, und Erschöpfung begann sich in mir breit zu machen. Sie schmiegte sich so warm an mich, und Ynge schwieg. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie mich tatsächlich küsste. Ihre Lippen strichen über die meinen, zugleich kalt und warm, zugleich rau und weich. Ich erwiderte den Kuss für einen kurzen Augenblick, doch das Kratzen in meinem Hals wandelte sich in ein Gefühl, als würde mir die Kehle zugeschnürt, und nach Luft ringend wandte ich mich ab und durchbrach unsere Umarmung.
    Hastig schritt ich vorweg, während sie mir schweigend folgte. „Warum warnst du mich nicht?“, fragte ich Ynge, doch sie schwieg. „Ich möchte in Zukunft gewarnt werden, wenn ich solchen Frauen begegne.“

    Nachts warf ich mich auf meinem Lager hin und her und fragte mich, warum ich solch glückliche Momente im Schnee, beim Bau von Flugkonstruktionen aus Trümmerstücken, nicht mit Æmelie verbringen konnte. Tomke – wer war schon Tomke? Und warum hatte sie plötzlich ihre Augen auf mich geworfen – gerade erst hatte sie ihren Wankelmut unter Beweis gestellt und eine Ehe leichtherzig aufgelöst! Ich seufzte und gähnte und fühlte mich erneut krank und unleidlich. Dennoch übermannte mich irgendwann der Schlaf und ich träumte von Hobeln und Holz, Schrauben und Metall, und von Lippen und Nasenspitzen.
    Die Nacht endete viel zu schnell, und ich versammelte mich mit mehreren anderen aus dem Haushalt des Redjevens um einen Tisch zum morgendlichen Verzehr der Getreidegrütze. Der Redjeven hatte keine Frau, das war mir bereits aufgefallen, niemand war hier, den Tomke „Mutter“ nannte. Ein Bruder saß bei ihm zu Tische, Oselich, der alte Mann, der mich gefüttert hatte, und ein gutes Dutzend Huskarls, von denen eine ebenfalls ein junges, drahtiges Mädchen war, mit einem Haarkamm auf dem Kopf wie ein Mann.
    Tomke setzte sich mir gegenüber und löffelte ihre Grütze. „Du siehst aus, als hättest du schlecht geschlafen.“
    „Ja“, sagte ich einsilbig.
    „Ich habe Vater von den Fluggeräten erzählt. Ich bin so gespannt, ob wir damit fliegen werden!“
    Der Redjeven lächelte und strich seiner Tochter stolz über den Rücken.
    „Wir werden es bauen, Naðan, und wenn du mich nicht genug magst, um … über sonst irgendetwas nachzudenken, dann werde ich dich nicht mehr bedrängen. Aber du sollst wissen, dass ich dich mag.“
    Ich versenkte beinahe meine Nase in der Grütze, denn sie hatte es so laut gesagt, dass mehrere unserer Tischgenossen zu lachen begonnen hatten.
    „Ich muss dich gar nicht vor ihr warnen“, sagte Ynge. „Sie tut es selbst. Daher ist sie viel mehr wert als so ein dummes Hürchen oder eine erotomanische Gräfin.“
    Rot angelaufen löffelte ich weiter mein Frühstück und wich dem schmunzelnden Blick des Redjevens aus.
    „Heute brauchen wir mehr Hände. Ich nehme ein paar Leute mit, Vater.“
    „Pass gut auf dich auf!“, empfahl mir ein einäugiger Huskarl mit starkem Akzent, der neben mir gefrühstückt hatte, als ich mich von der Bank erhob. „Der Redjeven hat seine Tochter schlecht erzogen.“
    Der Redjeven lachte laut, und ich entgegnete leise: „Das könnte man auch einer gewissen Gräfin unterstellen.“
    Tomke, die sich gerade an mir vorbeischob, kicherte.
    „Sie hat mir auf jeden Fall geraten, mich nicht unter jemandes Fuchtel zu stellen“, sagte sie beiläufig im Hinausgehen. „Schon gar nicht unter Eikens.“
    „Sehr schön. Sie hatte sicher manchen guten Rat auf Lager.“
    Tomke lachte leichthin, und ich schmollte schlecht gelaunt, während wir zum höchsten Punkt des Oberlands stapften, auf das sich eine feine Prise

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