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Die zerbrochene Uhr

Titel: Die zerbrochene Uhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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mit dem Plan zu töten in die Schule gegangen ist«, warf Rosina ein, aber niemand hörte ihr zu, nicht einmal Wagner.
    «… und ich werde wohl alle, die in den Gebäuden um den Hof leben und arbeiten, befragen müssen. Leider. Auch die Damen im Stift. Das wird die Ehrwürdige Jungfrau erlauben müssen, obwohl sich da womöglich einige Schwierigkeiten ergeben. Die Domina ist eine«, mit verhaltenem Räuspern suchte er nach dem richtigen Wort, » eine recht eigenwillige Dame, wie man hört.«
    Augusta nickte schweigend, und ihr Neffe war froh, daß sie, die schon als sehr junge Frau nach Kopenhagen geheiratet hatte und erst vor einigen Jahren nach Hamburg zurückgekehrt war, mit den Jungfern im Stift keinerlei Freundschaft pflegte.
     
    In dieser Nacht lag Anne Herrmanns lange wach. Sie lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge ihres Mannes, der längst neben ihr schlief, lauschte auf die Schläge der Kirchturmuhren, die wie gewöhnlich jede nach ihrem eigenen Lauf die Zeit verkündeten, hörte das satte Glucksen des Flusses, einmal schrie ein Käuzchen und einmal eine aufgeschreckte Möwe. Sonst lag die Stadt in tiefer Ruhe. Nur die Nachtwachen waren noch in den Straßen unterwegs, vielleicht auch ein paar dunkle Schatten mit guten Gründen, jedes verräterische Geräusch zu vermeiden.
    Zum hundertsten Mal schalt sie sich töricht. Es war lächerlich, um so mehr, als ganz offenbar außer ihr niemand etwas bemerkt hatte. Natürlich war Niklas erschrocken gewesen, als Claes ihn rufen ließ und ihm sagte, daß Adam Donner in der Schule getötet worden sei. Er war blaß geworden, hatte seinen Vater nur angesehen und nichts zu sagen gewußt. Was Claes ganz natürlich fand, schließlich war der Mord an einem Ort geschehen, den Niklas an fast jedem Tag besuchte, und das Opfer nicht nur ein Lehrer, sondern auch der Onkel seines Freundes. Er schätzte die empfindsame Seele seines Sohnes durchaus, hin und wieder allerdings überwog die Sorge, ob sich diese doch ein wenig unmännliche Zartheit mit der Zeit, und zwar möglichst bald, verliere, weil sonst nie ein guter Kaufmann aus ihm würde.
    Beim Abendessen bemühten sich alle, von belanglosen Dingen zu plaudern. Aber als Blohm und Elsbeth den Hauptgang auftrugen, junge Rösthühner mit köstlich duftender Soße aus Butter, feingehackten Schalotten und frischem Thymian, dazu Zuckererbsen, Blumenkohl und süffigen Wein von der Mosel, fand Augusta, es sei nun genug der höflichen Säuselei. Als Älteste am Tisch hatte sie das Recht, die Regeln zu brechen, was sie gern und häufig tat. So begann Claes ohne Rücksicht auf mögliche Beeinträchtigungen des Appetits seiner Familie, noch einmal ausführlich seine Erlebnisse im Johanneum zu schildern. Alle hörten zu, doch allein Niklas hörte auch auf zu essen, er schob nur ein paar Schoten mit der Gabel hin und her, den Blick fest auf den Teller gerichtet.
    » Es wird doch sehr interessant sein herauszubekommen, wie dieser Unmensch überhaupt in die Schule gekommen ist«, sagte Augusta schließlich, als Claes bei der Szene angelangt war, in der zwei Weddeknechte kamen, um den Toten für die weitere Untersuchung im Sezierraum im Keller des Eimbeckschen Hauses abzuholen.
    Da hob Niklas abrupt den Kopf, und Anne sah in seinem Gesicht einen Moment des stillen Kampfes mit sich selbst. » Vater«, sagte er dann, » ich habe …«
    Claes hatte jetzt keine Zeit zuzuhören. » Gleich, mein Sohn«, sagte er und begann in großer Ausführlichkeit darzulegen, was im Sezierraum geschehen würde, was dann doch die Reste des Abendessens unberührt in die Küche zurückgehen ließ. » Wie der Kerl in die Schule kommen konnte, Augusta, wird sich bald zeigen, die Haupttür am Plan war jedenfalls fest verschlossen.«
    Genau in diesem Moment entglitt Niklas die Gabel, und sie fiel klappernd auf das Parkett unter seinem Stuhl. Der Junge beugte sich hinunter, und Anne fand, daß er ungewöhnlich lange brauchte, um sie zu finden und auf den Tisch zu legen, damit Blohm sie gegen eine saubere austauschen konnte.
    «… fest verschlossen«, fuhr Claes nach einem kurzen Blick auf seinen ungeschickten jüngeren Sohn fort. » Er muß einen Weg durch den Wirtschaftshof und das Labyrinth des Klosters gewußt haben. Aber dann muß er sich auch außerordentlich gut ausgekannt haben. So, Niklas, jetzt du. Du wolltest etwas fragen?«
    Niklas sah auf den Tisch, malte mit der Spitze seines Zeigefingers Kringel auf das Tischtuch und schüttelte den Kopf.
    » Ich

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