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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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vollkommen wie ich, doch dein Herz ist in jeder Hinsicht rechtschaffen. Ich habe schon immer gespürt, dass du ein jeschurun bist, ein Redlicher. Der Auserwählte, durch den Berith vom Joch der Finsternis befreit wird.«
    »So weit waren wir schon, Herr. Aber wie soll ich den Berg der Engel aufwecken?«
    Shúria deutete auf Ez. »Du hältst das Mittel dazu in der Hand.«

Der Berg der Engel
    I ch glaube, ich habe mich verhört. Du willst was tun?« Marnas sah seinen jungen Schüler entgeistert an. Die Gefährten waren inzwischen wieder vereint und schwallten auf dem Rücken der Prunkkröte durch den lebhaft leuchtenden Quallenschwarm.
    »Har-Abbirím aufwecken«, wiederholte Taramis geduldig.
    Gabbar, Masor, Pyron und Zur wechselten Blicke, die man durchaus als Ausdruck der Sorge über die geistige Gesundheit ihres Anführers deuten konnte. Die Gemeinschaft saß, nun verstärkt durch Eli und Shúria, in einem Kreis auf dem Schild der Drachenkröte.
    »Aber das ist nur ein Mythos, Taramis«, erklärte Masor mit so viel Nachsicht, wie ein Krieger aufzubringen vermochte.
    »Habe ich auch gedacht. Shúria ist überzeugt, dass es den Berg der Engel wirklich gibt.«
    Vater und Tochter nickten zustimmend.
    »Es soll eine Insel dieses Namens geben«, entsann sich der Hüter von Jâr’en.
    »Seht ihr!«
    »Aber niemand weiß, wo sie sich befindet. Bist du etwa schlauer als alle anderen hier, Junge?«
    »Bestimmt nicht. Shúria hat mich nur auf das Offensichtliche aufmerksam gemacht. Das Epigraph.«
    Der Hohepriester und die Seherin nickten abermals.
    Gabbar blickte sich verwirrt um. »Wo?«
    Masor stöhnte. »Das ist eine Inschrift. Wahrscheinlich meint er die Verse über den Speer Jeschuruns, die unter der Säule des Bundes zum Vorschein gekommen sind.«
    »So ist es«, pflichtete Taramis seinem Freund bei. »›Hast sieben Säulen auserkor’n, zum Ruh’n, die Zeit zu messen und zum Trost. Im Berg der Engel glimmt dein Licht.‹ So lauten die uralten Rätselworte.«
    »Fragt sich nur, was sie bedeuten«, murmelte Pyron.
    »Nun, ein Speer ist schnurgerade«, erläuterte Taramis seine Überlegung und hielt zur Demonstration den umhüllten Stab Ez hoch. »Wenn der Speer Jeschuruns tatsächlich auf sieben Säulen ruht, dann muss damit die Aneinanderreihung von Inseln gemeint sein, die ihr als ›Große Konjunktion‹ kennt.«
    »Nach der wir den Monatszyklus bestimmen«, fügte Shúria hinzu.
    Alle sahen sie offenmäulig an. Zur fing an zu grinsen.
    »Sie meint ein Zwölftel des Jahreskalenders«, stöhnte Taramis. Er hatte sich mehr Begeisterung für seinen Plan erhofft.
    »Das mit dem glimmenden Licht im Berg der Engel gefällt mir«, sagte Pyron, in einem zweifelhaften Versuch, seine Skepsis zu kaschieren.
    »Das bezieht sich vermutlich auf die Lebenskraft des schlummernden Geschöpfes, die von Ez neu entfacht werden muss«, erklärte Taramis. »Erinnert Euch daran, wie ich Tumba gebändigt habe. Ohne den Stab würde sie wahrscheinlich immer noch im Palastgarten von Peor das Gras platt drücken.«
    »Und wir wären alle tot«, brummte Gabbar.
    »Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann schwallen wir also nicht nach Jâr’en zurück?«, fragte Zur.
    »Was hätte das für einen Sinn? Auf der Insel wimmelt es von Dagonisiern. Ich habe Tumba auf einen Kurs gesetzt, der uns an den Rand der Welt bringen wird.«
    »Ich dachte, den lassen wir gerade hinter uns.«
    »Ich rede von einem anderen Rand. Wir schwallen zur unteren Polregion, also genau dorthin, wo allmonatlich die Aneinanderreihung der ›sieben Säulen‹ – oder Inseln – beginnt.«
    Shúria breitete ihre Arme mit nach oben gerichteten Handflächen aus, als wolle sie eine Weissagung verkünden. »Taramis meint den Ursprung des Himmelsspeers.«
    Die Reise zu jenem Ort, den es nach Vorstellung vieler Berither nur in Märchen und Legenden gab, dauerte sieben Tage. Gleich zu Beginn hatte Taramis eine Idee aufgegriffen, die ihm auf Dunis gekommen war. Er unterstellte Tumba der Obhut von Pyron und gewöhnte die beiden aneinander. Die Wahl erwies sich als kluge Entscheidung. Wenn der junge Hitzkopf die Drachenkröte ritt, war er so ausgeglichen wie sonst nie. Das ruhige Wesen Tumbas färbte offenbar auf ihn ab, denn auch im Umgang mit seinen Gefährten wirkte der Feuerbändiger nicht mehr so impulsiv wie zuvor.
    Shúria sorgte dafür, dass Taramis in der Woche nicht zur Ruhe kam. Sie hing wie eine Klette an ihm. Jedenfalls redete er sich das ein, wenn er ihre

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