Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
sattem Grün gefärbt. Eintönigkeit herrschte allenfalls im bleichen, fast weißen Grundton der Haut.
Hatte Taramis bei Gulloth noch eine gewisse Faszination ob der schönen Hässlichkeit dieser Wesen verspürt, empfand er jetzt nur Abscheu. Er begann sie zu zählen wie Schlachtvieh.
Bei vierzig brach er ab. Irgendwann spielte das Zahlenverhältnis keine Rolle mehr, und seine schäumende Wut ließ sich nicht länger im Zaum halten. In seiner ohnmächtigen Trauer hatte er jeden Sinn für vorsichtiges Taktieren verloren. Er suchte die Konfrontation, wollte kämpfen, bis zum Tod.
Als er den Durchgang zum Allerheiligsten unbeobachtet wähnte, schlüpfte er lautlos durch den Vorhang und huschte nach rechts. Dort riss eine Gruppe von sechs Fischköpfen kastenförmige Bänke aus einer Nische, um nach wer weiß wem zu suchen. Ehe er sie ganz erreicht hatte, gellte ein Warnschrei durchs Heilige. Die Dagonisier fuhren hoch und griffen nach ihren Waffen.
Taramis verwandelte sich in einen tödlichen Zyklon. Sein schwarzer Stab wirbelte so schnell wie Libellenflügel um die Gegner herum. Bevor sie auch nur einen einzigen Streich gegen ihn führen konnten, hatte er sie alle mit dem wirbelnden Stab getroffen. Im Sterben überließ er sie wieder sich selbst.
Damit war das Überraschungsmoment verpufft. Von allen Seiten stürmten jetzt die Dagonisier auf ihn zu. Wenn der Feind überlegen scheint und du dich nicht verschanzen kannst, dann bleibe in Bewegung , hatte Marnas ihn einst gelehrt. Und das tat er. Er wollte seine Haut nicht allzu billig verkaufen.
Das Rechteck des Heiligen verwandelte sich für ihn gleichsam in ein Schachbrett – er bestimmte den nächsten Zug und die Gegner mussten reagieren. Während hinter ihm sechs Antische mit dem Tod rangen, strebte er einem Feld entgegen, auf dem sich bestenfalls ein Dutzend Dagonisier zusammenziehen konnten.
Ein Wurfspeer zischte heran – in der Zähen Zeit schien er zu schleichen. Taramis duckte sich, schwang den Stab gegen die Beine eines Soldaten, richtete sich danach sofort wieder auf und nutzte seine enorme Sprungkraft, um einen weiteren Dagonisier von oben zu treffen. Wenige Schritte später traf er mit etwa zehn Kriegern zusammen.
»Kommt zu Gaos Feuerprobe«, brüllte er und fiel wie ein Todesengel über die Fischköpfe her. Im Bewusstsein, dass ihre Giftstachel für ihn die größte Gefahr bargen, stand er keinen Moment still. Während der Schild Schélet die tödlichen Geschosse abfing, flirrte Ez nur so durch die Luft.
Der Stab fällte die Mehrzahl der Gegner. Als ein Antisch mit heftig blutenden Augen und Ohren vor Taramis zusammenbrach, offenbarte sich ihm die unsichtbare Seite des Gefechts. Er hatte schon vermutet, dass auch die Dagonisier über mentale Waffen verfügten. Sobald einer diese einsetzte, schadete er sich damit unweigerlich selbst. Manche erlitten Schwächeanfälle, bei einem wuchsen Arme und Beine jäh am Körper fest, und einem weiteren steckte unvermittelt das eigene Schwert im Bein.
»Er setzt euren Willen gegen euch ein«, hallte es plötzlich durchs Gotteshaus. »Wenn ihr ihn nicht lebend bekommt, dann tötet ihn mit Gift und Schwert.«
Für die zehn kam der Hinweis zu spät. Taramis wirbelte aus dem Haufen sterbender Antische hervor und blickte zum Ausgang, von wo der Ruf gekommen war. In dem lichten Türausschnitt ragte der Schattenriss eines ungewöhnlich großen Dagonisiers auf. Er stand draußen auf dem Treppenabsatz und deutete mit einem Kurzschwert auf den Tempelwächter.
So spricht nur ein Anführer , dachte Taramis. Vermutlich hast du den Spion mit dem Fischkopfschwert nach Jâr’en geschickt. Also bist du auch der Anstifter der Morde und musst für die Verbrechen an Xydia und Mutter bezahlen . »Ich nehme dich mit in den Tod«, knurrte er.
Kurz bevor die Antische ihn umringen konnten, brach er nach hinten aus, umlief in einem Bogen die nachrückenden Gegner und rannte im Zickzackkurs auf das Bronzetor zu. Speere und Giftstachel umwirbelten ihn. Er schlug Haken, sprang über ein Loch hinweg, das jemand per Geisteskraft vor ihm geöffnet hatte, rollte sich unter Schwertern hindurch, teilte Hiebe mit dem Stab aus und hinterließ eine Spur sich windender Leiber. Unvermittelt fielen die Feuermenschen zurück.
Der dagonisische Anführer blieb ruhig stehen.
Umso besser , dachte Taramis. Dann wird die Flamme Gaos gleich deine Eingeweide verbrennen . Sein Zorn machte ihn in diesem Moment blind für jegliche Warnzeichen.
Als er die
Weitere Kostenlose Bücher