Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
geführt wurde. Er trug eine Halsmanschette.«
»Damit er keine giftigen Dornen verschießen kann?«
»Das ist eher zweitrangig. Es gibt noch einen wichtigeren Grund. Ihre mentalen Kräfte fließen durch die abgespreizten Stacheln nach außen. Verschießt ein Dagonisier seinen ganzen Vorrat an Stacheln, ist er so gut wie wehrlos. Die Manschetten erfüllen den gleichen Zweck. Sie hindern die Antische daran, ihre Kragen aufzustellen.«
»Werde ich mir merken.«
Der Hüne grinste. »Am besten, ihr zwei haltet euch an mich. Wenn man wie ich gelernt hat, die Fischköpfe richtig zu nehmen, dann behandeln sie einen recht pfleglich. Sie wissen, was sie an uns haben. Nur amphibische Sklaven können auf dieser Insel überleben. Wir bekommen ausreichend Wasser und Nahrung, damit wir für sie das Mosphat aus dem Berg holen.«
»Mosphat?«
»Ein dunkelblaues Gestein. Hat die Konsistenz poröser Kohle. Es ist der Rohstoff für Neschamah, dieses türkisfarbene Pulver, das von den Feuermenschen wie Schnupftabak benutzt wird.«
»Schnupftabak?«
»Natürlich ist es keiner. Um den wahren Zweck des Zeugs machen die Fischköpfe ein großes Geheimnis.«
»Aber du hast es trotzdem herausgefunden«, sagte Marnas mit einem wissenden Ausdruck im Gesicht.
Gabbar grinste. »Der Dicke …«
»Wer?«
»So nennen wir den Lagerkommandanten Qoqh. Er hat auf der Latrine einmal mit einem Wärter über das Neschamah getuschelt. Sie wussten nicht, dass ich in der Nähe stand und sie hören konnte. So viel steht fest: Ohne das blaugrüne Zeug gäbe es keine dagonisische Plage.«
Mit einem Mal fiel es Taramis wie Schuppen von den Augen. »Lass mich raten: Mithilfe des Pulvers atmen die Antische Luft wie jeder andere Mensch.«
Gabbar nickte.
Marnas pfiff leise durch die Zähne. »Jetzt wird mir klar, wieso sie sich mit den Kirries verbündet haben. Wahrscheinlich hat ihr Vorrat an Neschamah nicht ausgereicht, um den Überfall auf Jâr’en allein zu bewältigen.«
»Oder sie horten das Zeug für ein größeres Vorhaben«, brummte der Hüne.
»Allmächtiger! Wenn sie eine ganze Armee mit diesem Mosphat behandeln, könnten sie diese überall in Berith einsetzen.«
»Nicht nur das«, sagte Veridas. »Bei ihrer körperlichen, mentalen und militärischen Stärke werden sie ihren Anspruch auf weltweite Vorherrschaft auch durchsetzen. Ich bin überzeugt, das Odempulver spielt eine Schlüsselrolle im Zusammenhang mit der Weissagung von der Bedrohung aus dem schwarzen Herzen Beriths. Ob das dunkle Zeitalter anbricht oder abgewendet werden kann, dürfte vom Mosphat abhängen. Das erklärt, warum die Fischköpfe keine Schwalltiere auf Zin halten. Ihr Geheimnis soll die Insel nicht verlassen.«
»Trotzdem müssen wir fliehen«, sagte Taramis.
Gabbar schnaubte. »Vergiss es. Ich suche seit zwei Jahren nach einer Möglichkeit, von hier wegzukommen. Vergeblich. Dreimal täglich zählen die Antische uns durch. Sie bewachen das Lager als sei es der Tempel ihres mistigen Götzen. Und wenn nicht genauso viele Männer aus den Stollen herauskommen wie hineingegangen sind, dann schicken sie ihre Wühler rein. Das hat noch keiner überlebt.«
»Wühler?«
»Der Tausendfüßige Riesenblutegel. Die Viecher werden zehn bis zwölf Fuß lang und atmen Luft oder Äther durch die Haut. Wenn dich so ein Biest erwischt, saugt es dir den letzten Tropfen Blut aus dem Leib.«
»Das würde ihm aber schlecht bekommen.«
»Die Riesenegel sind gegen unser Blut immun. Als die Feuermenschen vor etwa zwei Jahren die Inseln am Rand des Zeridia-Atolls auskundschafteten, haben sie einige Jungtiere auf meiner Heimatinsel Paresia gefangen. Seitdem züchten sie die Egel.«
Taramis schluckte. »Ich habe einen Wolfsdrachen getötet, der in Wirklichkeit ein dagonisischer Seelenfresser war, da wird mich auch ein Tausendfüßler nicht aufhalten.«
»Einer?« Gabbar lachte. »Die Fischköpfe hetzen dir Dutzende auf den Hals.«
»Trotzdem müssen wir irgendwie von dieser Insel entkommen und einen Weg finden, die Antische von ihrem Mosphatnachschub abzuschneiden.«
»In deinem Zustand?«, belustigte sich Marnas und schüttelte entschieden den Kopf. »Du musst gar nichts, außer wieder auf die Beine kommen. Alles andere wird sich zeigen.«
»Ausruhen ist hier lebenswichtig«, pflichtete ihm Gabbar bei. »Wer schlappmacht, kommt in die Grube. Hau dich ein Stündchen aufs Ohr, Taramis, und später wollen wir hören, was du mit dem Wolfsdrachen angestellt hast.«
»Ich kann sowieso
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