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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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zurück. Ich kümmere mich um den Rest.«
    Der Vierbeiner war inzwischen bellend losgestürmt. Wie ein Windhund flog er förmlich durch den Korridor. Als er in die von Aragor geschaffene Finsternis eintauchte, schlug Marnas zu.
    Als Erstes wurde die empfindliche Nase des Hundes von einer unsichtbaren Faust getroffen. Das Tier jaulte auf und verlor den Boden unter den Füßen. Ohne zu wissen, wie ihm geschah, wurde es zurückgeschleudert und kullerte aus der Schattenwolke heraus.
    Winselnd kam es wieder auf die Beine und rannte auf seinen Führer zu. Der Gardist versuchte, es am Halsband festzuhalten, griff aber ins Leere. Panisch flüchtete der Hund hinaus in die Höfe.
    Die Soldaten sprachen aufgeregt miteinander und deuteten wiederholt in die Schatten. Nach kurzer Beratung zogen sie ihre Schwerter und näherten sich der undurchsichtigen Finsternis.
    Auf der anderen Seite wagten sich auch die drei Mägde wieder voran. Schon wegen der dunklen Wolke blieben sie weiter vorsichtig, wenngleich die wieder eingekehrte Stille im Gang sie beruhigt zu haben schien.
    Je näher sich die beiden Gruppen kamen, desto mehr lichteten sich die Schatten.
    Taramis konnte den Duft gebratenen Fleisches wahrnehmen, als der weite Rock einer hübschen Rothaarigen ihn streifte. Sie beugte sich leicht vor und wandte ihm das Gesicht zu. Dabei rutschten ein paar lockige Strähnen über ihre rechte Schulter nach vorne. Ihre Stupsnase war mit Hunderten von Sommersprossen bestäubt. Sie konnte kaum älter als achtzehn sein. Er hielt den Atem an, als ihre grünen Augen ihn direkt anzublicken schienen. Sie sieht nur eine Wand! , rief er sich in den Sinn. Seine Illusion war perfekt.
    Das Mädchen bekam unvermittelt eine Gänsehaut und drängte sich noch dichter an die Gefährtin zu ihrer Rechten. Mit schnellen, kleinen Schritten liefen die Mägde an den heimlichen Besuchern vorüber. Kurz hinter dem letzten trafen sie auf die Männer der Palastwache.
    »Hätte ich mir denken können, dass du dahintersteckst, Selvya«, sagte der Hundeführer.
    Die Hübsche warf trotzig ihre unbändige Haarpracht über die Schulter, ein kupferner Wasserfall, der bis zur Mitte ihres Rückens reichte. »Ihr sprecht in Rätseln, Herr.«
    »Hast du meinen Woltan verscheucht?«
    »Eure Spürnase?« Selvya lachte und antwortete mit rauchiger Stimme: »Wir konnten den Kläffer nicht einmal sehen. Vielleicht hat die Wolke ihm Angst gemacht. Wo ist sie hin?«
    »Wohin schon, du dumme Gans? Verzogen wird sie sich haben«, knurrte der Soldat. »Wahrscheinlich habt ihr in der Küche wieder den Kohl anbrennen lassen. Ist euch sonst irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Alle drei schüttelten die Köpfe.
    »Irgendwelche Fremden?«
    Erneutes Kopfschütteln.
    »Oder einer der Feuermenschen?«
    Die Mädchen rückten noch enger zusammen. Zwei von ihnen verneinten genauso stumm wie zuvor. Selvya hingegen antwortete keck: »Ich habe Natsar gesehen.«
    »Was?«, entfuhr es dem Gardisten. »Wo?«
    »Im Thronsaal, bei Ihrer Königlichen Hoheit, der Regentin.«
    »Wann war das?«
    »Vor zehn Tagen, wenn ich mich recht erinnere.«
    Der Leibgardist schnappte ein paarmal nach Luft, ehe sein Ärger aus ihm hervorbrach. »Ich hätte wissen müssen, dass man von einer Frau keine vernünftige Antwort bekommt. Geht mir aus den Augen, ehe ich Woltan auf euch hetze.«
    »Dazu müsstet Ihr ihn erst wieder einfangen«, konterte die Rothaarige spöttisch.
    »Zum Teufel mit euch Weiberpack!«, schnaubte der Soldat, machte auf dem Absatz kehrt und eilte mit seinen Kameraden im Schlepptau dem Ausgang entgegen. Das gackernde Gelächter der Mädchen begleitete sie, bis sie draußen waren.
    Die Mägde betraten nach etwa zwanzig Schritten einen Raum auf der rechten Seite des Korridors. Ehe Selvya als Letzte darin verschwand, drehte sie sich noch einmal zu den Unsichtbaren um. Und wieder beschlich Taramis das Gefühl, sie könne ihn sehen.

Die Hexe von Peor
    G rübelnd folgte Taramis dem Hauptmann der Palastwache durch den Gang. Oban hatte versprochen, sie in einen sicheren Unterschlupf zu führen. Es sei nicht mehr weit.
    »Worüber denkst du nach?«, fragte Veridas den jungen Nebelwächter.
    »Das rothaarige Mädchen geht mir nicht aus dem Kopf. Könnte es sein, dass es Natsar tatsächlich gesehen hat?«
    »Ja, bei seinem letzten Besuch in Peor. Das sagte es doch.«
    »Ich hatte nicht das Gefühl, als spräche die Kleine von der Vergangenheit. Mir kam es so vor, als hätte sie trotz meiner Gaukelei auch

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