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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Mal bemerkte der Posten, dass die vermeintlichen Fischer zu schnell waren. Der Bewegungsablauf stimmte ebenso wenig wie die Körperproportionen. Die Gliedmaßen waren zu groß, standen im falschen Winkel zum Boden und watschelten auf eine Weise, die er bisher nur bei einem Lebewesen gesehen hatte. Als die vorderste Gestalt dicht genug herangekommen war, schien es dem Wächter, als sei ein Albtraum Wirklichkeit geworden. Einen viel zu langen Moment war er wie gelähmt und starrte nur sprachlos das Ungetüm an.
    Es war ein Krodo. Nein, nicht nur eines, sondern ein ganzes Rudel stürmte auf ihn zu. Obwohl sie wie Seelöwen auf Flossen liefen, kamen sie erstaunlich schnell näher. Als dem Posten aufging, in welcher Gefahr er sich befand, versuchte er hastig das Tor zu schließen. Quälend langsam schwang es herum. Das vorderste Tier sperrte seinen Rachen auf …
    Der Wachmann stürzte schreiend durch das Stadttor und schlug einen Haken nach rechts. Später würde er behaupten, dass ihm seine Geistesgegenwart das Leben gerettet habe.
    Noch war er nicht in Sicherheit, denn auch das Krodo kam in die Stadt. Mit seiner hinteren Flosse verfing es sich im Gitter der Pforte und riss sie aus den Angeln. An seinem Schwanzende drängte schon das nächste Ungetüm durchs Tor. Und ihnen folgten weitere. Wie viele genau, das entzog sich der Aufmerksamkeit des Postens. Er rannte wild schreiend zwischen den Häusern hindurch und rief immer wieder: »Die Krodos kommen! Die Krodos kommen!« Er ahnte weder, dass sie von allen Seiten in die Stadt einfielen, noch dass ein paar sehr willkommene Gäste das Durcheinander nutzten, um sich still und heimlich davonzumachen.
    Taramis war erleichtert, als er mit seinen Gefährten den Grashügel überquerte und am Ufer Jagurs Donnerkeil entdeckte. Tebok und Kobet öffneten die Luken der Kiemenkapsel. Siath stand ganz vorne und winkte den Ankömmlingen zu.
    »Ich hatte schon befürchtet, die Krodos könnten dich als Lohn für ihre Hilfe gefressen haben«, rief Taramis ihr zu.
    Sie lachte. »An mir ist viel zu wenig dran. Da wäre nicht mal eines satt geworden.«
    Er sprang auf Aviathans Dreiecksflosse. »Und warum musste ich heute ein Krodo bändigen, wenn du gleich ganze Scharen davon auf den Plan rufst?«
    »Ich kann sie in Furcht oder Freude versetzen, sodass sie ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen. Du dagegen hast eines der Tiere gezähmt und es wie ein Pferd geritten. Das sind zweierlei Paar Schuhe.«
    »Versuch nicht, die Ganesen zu verstehen, Taramis«, lachte Marnas, während er Selvya auf den Schwaller half. »Mir ist das auch nie gelungen.«
    Nacheinander wechselten alle auf den Donnerkeil über und stiegen in die Kiemenkapsel. Der Steuermann und sein Bruder hatten tagsüber die Frischwasservorräte erneuert und etliche Fische gefangen.
    »Wird ganz schön eng werden«, sagte Taramis zu Jagur.
    »Nur nachts, wenn jeder liegen will«, kicherte der. »Bei der ersten Beschwerde schicke ich sämtliche Kiemenatmer raus. Dann hat die andere Hälfte von uns viel Platz.«
    »Und was ist mit dem Proviant? Mit Marnas und Gabbar sind wir immerhin elf Personen. Wir sollten unseren Kurs nach Kesalonien vielleicht so planen, dass wir unterwegs die Vorräte erneuern können.«
    Jagur klappte die Kanzel über dem Sitz des Steuermanns zu. »Oder wir schlachten das Ippo und den Vogel.«
    »Findet er sich eigentlich witzig?«, fragte Siath.
    Taramis zuckte die Achseln. »Ich fürchte, ja. Er war als Kind zu lange im Dunkeln eingesperrt.«

25. Auf Leben und Tod
    D ie Irrfahrt schien kein Ende zu nehmen. Seit fast zwei Wochen schwallte Narimoth nun bereits durch das Ätherische Meer. Ischáh hatte trotz Shúrias Betteln und Flehen zunächst einen nördlichen Kurs eingeschlagen, der weit um die unberechenbare Wolke in der Zentralregion herumführte. Sie werde die Menschen auf ihrem Donnerkeil nicht unnötigen Gefahren aussetzen, hatte sie ihre Entscheidung begründet. Keter unterstützte sie dabei.
    Vor sechs Tagen hatten sie das Gebiet erreicht, in dem man die Kesalonischen Inseln vermutete. Bisher war ihre Suche jedoch ergebnislos verlaufen, und dies könne auch noch lange so bleiben, unkte Ischáh, weil es an genauen Seekarten fehle. Der letzte Kartograf, der diesen Teil der Inneren Region vermessen habe, sei vor zweihundert Jahren gestorben. Die räuberischen Drachenreiter überfielen jeden Schwaller, der ihrem Reich zu nahe käme.
    Das Warten zerrte an Shúrias Nerven. Ihre Gedanken kreisten

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